Beim Landeanflug eines Werbe-Ballonfahrers namens Eberhard im Seebacher Leutschenbachgebiet ereignete sich am 23.6.1939 um 12.57 ein Unglück. Der Unglücksort lag noch auf Örliker Boden und zwar direkt hinter dem Hallenstadion. Der Ballon trug die Werbeaufschrift von Schuh-Hug, damals das grösste Schuhhaus in Örlikon. Ballonfahrer Eberhard hatte vor, direkt hinter dem Bahngleis auf den Wiesen, wo sich heute die Sunrise-Doppeltürme erheben, zu landen. Entsprechend tief flog er an. Dabei überflog er das eben fertig gestellte und kurz vor der Eröffnung stehende Hallenstadion. Der Ballonfahrer hatte dabei das Landeseil bereits heruntergelassen, war sich dieses Umstandes beim Überfliegen der Bahngleise offenbar nicht mehr bewusst. Da er etwas tiefer als vorgesehen anflog, berührte das Seil beim Überfliegen der Bahnlinie die dortigen elektrischen Leitungen ebenso wie einen geerdeten Strommast, sodass es zu einem Funkenschlag kam. Die Ballonhülle fing augenblicklich Feuer, was infolge des ausströmenden Gases zur Explosion des Ballons führte. Damals waren Gasballone noch mit Wasserstoff gefüllt.
Der Knall war so laut, dass er noch am Hirschenplatz in Schwamendingen deutlich zu hören war! Der Korb mitsamt den Insassen sank dabei recht schnell die paar Meter bis zum Bahnbord hinunter, prallte auf das Bahnbord und kullerte noch ein paar Meter weiter und wurde vom damals noch vorhandenen Waldstreifen abgefangen, der zwischen dem Gleis und der Siewerdtstrasse lag. Eberhard und seine beiden Fahrgäste sind dabei nicht nur erschrocken, sondern sie hatten auch noch tagelang ein Ohrenläuten. Ausserdem wurden sie auch verletzt und mussten ins Spital gebracht werden. Auch drei Bauarbeiter vom Hallenstadion wurden verletzt und zwar durch herumfliegende Teile, welche sich vom Neubau lösten.
Zur Bergung und Sicherung des Unfallplatzes wurde neben der Polizei und der Sanität auch das Pikett Glatttal der Feuerwehr aufgeboten. Der Zugverkehr erlitt erhebliche Verspätung. Erstaunlich ist, dass die Berührungsstelle der Oberleitung gute 35 Meter von der Rückwand des Hallenstadions entfernt lag und die Explosion dennoch viele Fenster und 10'000 m² Eternitplatten des Daches zertrümmern konnte. Es war offenbar die Druckwelle, die das bewirkte. Der Wald hatte seitlich keine dämpfende Wirkung, da die Explosion des Ballons über dem Wald erfolgte.
Die Explosion richtete am Stadiondach beträchtlichen Schaden an und zerstörte auch eine grosse Anzahl von Fenstern samt ihren Rahmen. Die Reparatur verzögerte die Eröffnung um mehrere Monate. Der Schaden wurde von der Versicherung nur teilweise gedeckt. Diese bezahlte Fr. 182'000.--, doch entstanden der Betreibergesellschaft auch namhafte Einnahmenausfälle, die offenbar nicht Teil der Versicherungspolice waren. Das war umso schmerzlicher, als die Kosten für den Bau des Hallenstadions das Budget bereits überschritten hatten und der 2. Weltkrieg eben gerade ausgebrochen war, was Gift für die Zuschauerzahlen und für etliche Veranstaltungen war. Jedenfalls belastete dieses Ereignis die Kasse des Hallenstadions per Saldo mit rund Fr. 118'000.--.
Das Loch in der Kasse war noch jahrelang zu spüren. Es ist verständlich, dass Mitbegründer Bonomo vom Missgeschick des Ballonfahrers alles andere als begeistert war. Er war selbst nach 50 Jahren noch derart unbegeistert, dass er in der Jubiläumsschrift des Hallenstadions zwar ausführlich über den angerichteten Schaden schrieb, aber kein Wort darüber, was mit dem Ballonfahrer und seinen Fahrgästen geschah. Das Ereignis wurde auch ausgiebig in der Tagespresse behandelt, doch sind der OGS bis jetzt noch keine solchen Berichte in die Hände geraten, sodass die obigen Schilderungen möglicherweise noch Ungenauigkeiten enthalten.
Quellen: - Robert Berger-Wirz (hörte die Explosion am Hirschenplatz) - A. Bonomo im Buch «50 Jahre Hallenstadion» - A. Schnöller (Fotos)