Rechtsanwalt. 1943-2005. Gemeinderat, Präsident CVP-Kreis 11. Er trug während der Schulzeit fast ausschliesslich den Übernamen «Bimbo», da er der Sohn des Inhabers des Tea Room-Cafés Bimbo gleich neben der katholischen Kirche war. Die Hirzels inserierten noch in den 1960er Jahren mit dem Bild eines kleinen Negerleins. Kleine Negerlein nannte man damals völlig arglos Bimbo.
Ernst Hirzel alias Bimbo war ein guter Schüler. Er besuchte die 1. - 3. Primarklasse bei Frau Kaiser und die 4. - 6. Klasse bei Reinhard Ochsner. Bei wem er die Sekundarschule besuchte, ist noch offen. Er machte sich aber bei seinen Schulkollegen in Seebach später mehr dadurch einen Namen, dass er schon als Schulabgänger einen «Chlapf» fuhr und zwar einen 125er Rumi. Das war damals ein echter Kracher und wer es sich leisten konnte, eine solche Maschine zu fahren, der war jemand. Da aber schon früher die Gefährlichkeit eines Töffs von besorgten Müttern erkannt wurde, überredeten ihn seine Eltern, nach Erreichen des 18. Altersjahrs, die Autoprüfung zu machen und auf ein kleines Autochen umzusteigen, welches mehr Schutz böte.
Ernst verstand es nun trefflich, den Wunsch der Eltern zu erfüllen und gleichzeitig auf die Gestalt des Autos soweit seine eigenen Vorstellungen einzubringen, dass er dann im zarten Alter von knapp 19 Jahren von den Eltern einen gebrauchten Sportwagen geschenkt bekam, mit dem er ohne grosse Probleme zum obersten Platzhirsch im Umkreis von mindestens 500 m aufstieg. Solche Sportwagen waren damals für Normalsterbliche Milliarden von Lichtjahre entfernt und für nicht wenige noch ein paar Lichtjahre mehr. Dennoch fuhr er seinen tollen Wagen äusserst diskret, derart diskret sogar, dass es heute kaum mehr jemanden in Seebach gibt, der sich noch an seinen Schlitten erinnern kann. Ob schon der erste oder erst der zweite Wagen ein Studebaker war, konnte die OGS nicht mehr ausfindig machen. Ein Zeuge war aber felsenfest überzeugt, dass es ein Studebaker war. Mehr siehe dort!
An den Ernst hingegen erinnert man sich schon. Er studierte Rechtskunde, machte den Doktor und hatte später eine Anwaltspraxis im Stadtzentrum von Zürich. Er wurde um 1979 (?) Gemeinderat, war um 1983 herum auch Präsident der CVP Kreis 11 und wohnte bis um 1980 an der Ettenfeldstrasse bei seinen Eltern und nach dem Tod seines Vaters noch bei der Mutter. Danach zog er innerhalb Seebachs um und irgendwann gelangte er nach Örlikon, wo man ihn durchaus auch antreffen konnte, wenn man wusste, wo er abends seinen geliebten Espresso zusammen mit einem Grappa trank. Wenn ich mich richtig entsinne, war er es, der seine Gewohnheit mit einem italienischen Sprichwort erklärte: Un vero caffè espresso deve essere caldo come l´inferno, nero come il diavolo, puro come un angelo e dolce come l´amore. Zu deutsch: Ein Espresso muss heiss wie die Hölle, schwarz wie der Teufel, rein wie ein Engel und süss wie die Liebe sein. Der heute international bekannte Aphorismus stammt aus der Sammlung des französischen Staatsmanns und Diplomats Charles-Maurice de Talleyrand.
Leider verstarb Ernst 2005, völlig überraschend für jedermann, geschätzte 30 Jahre zu früh. Er bleibt der OGS als sehr offener und umgänglicher Mensch in Erinnerung, was auch daran zu erkennen war, dass er sich auch über 40 Jahre später immer noch mit bübischer Freude mit «Bimbo» anreden liess, obwohl das in Örlikon kaum mehr jemand verstand. Ernst Ingold und meine Wenigkeit trafen ihn dort hin und wieder in 'seiner' Bar und benützten dann selbstverständlich seinen Übernamen "Bimbo".
Er war übrigens einer der wenigen, der aufgrund von Angaben aus seinem älteren Bekanntenkreis hörte und sich auch später noch gut erinnern konnte, dass es auf dem Bühl einst eine Ruine gegeben habe. Er hat das gegenüber der OGS explizit bestätigt, wusste aber leider seine Quelle nicht mehr. Als Jurist hätte er seine Zunge mit Sicherheit gehütet, wenn er sich nicht sicher gewesen wäre, was er da sagte. Daher stuft ihn die OGS diesbezüglich als sehr zuverlässigen Gewährsmann ein und betrachtet seine mündlich überlieferte Aussage als einen zusätzlichen Stützpfeiler ihrer Vermutung einer römischen Baute in Seebach. Siehe dazu Römische Baute!
Die OGS hatte vor, den Ernst Hirzel noch weiter auszufragen, um mehr über sein Wissen um die Ruine zu erfahren, hat ihn aber auf das Wartegleis geschoben, weil sie dachte, dass sie zuerst die über 80-Jährigen ausfragen sollte. Dieses zeigt, dass man es richten kann wie man will. Wenn es das Schicksal anders will, entschweben die wertvollen Gewährsleute dann, wenn es dem Schicksal passt und nicht der OGS.