Dies ist ein Sammelbeitrag zu den Namen und ihren Deutungen von allen grossen und kleinen Flüssen der Schweiz, jedoch ohne Berücksichtigung der Bäche. Als Grenzgrösse gelten Gewässer wie die Furt oder die Sissle. Es ist ein Beitrag, der wohl nie fertig wird, da ich immer wieder neue Angaben finde. Ich publiziere ihn schon jetzt, auch wenn noch nicht alle Deutungen vorliegen, damit er von den Lesern noch möglichst lange eingesehen werden kann. Jeder Fluss kann als Suchbegriff einzeln aufgerufen werden!
Flussnamen, vor allem jene der grösseren Flüsse, behalten in der Regel ihre Namen über Jahrtausende und werden bloss der Sprache der gerade vorherrschenden Bevölkerung angepasst. Sie können also althochdeutsch, römisch, gallorömisch, keltisch, indoeuropäisch sein oder sogar vorindoeuropäische Wurzeln haben.
Nachfolgend findet man die Einteilung fast aller Flussnamentypen nach dem System von Hans Krahe. Dieses System habe ich soweit aktualisiert und geordnert, dass man es speziell für die Flüsse der Schweiz gebrauchen kann. Da alle nachfolgenden Schweizer Flüsse eine Einteilung nach dem System Krahe erfahren, erwähne ich seinen Namen in den einzelnen Flussnamenbeiträgen nur, wenn Hans Krahe noch andere Angaben macht. Die Grundlagen habe ich seinem Büchlein "Unsere ältesten Flussnamen" von 1964, Verlag Otto Harrassowitz, Wiesbaden, entnommen. Die hydrologischen Daten stammen meist vom BAFU oder wurden direkt von Wikipedia übernommen und vereinzelt auch etwas gerundet.
Die für die Schweizer Flussnamendeutung massgeblichen Sprachen, Völker und Stämme
Alteuropäisch/Indoeuropäisch: Die Jahrzehnte lange Arbeit der Flussnamendeutung brachte die Erkenntnis, dass diese ganz offensichtlich gewissen Gesetzmässigkeiten gehorcht. Dazu gehört die Art und Weise der Namenbildung, der Verbreitung in grossen Teilen Europas und die Ähnlichkeit der Flussnamen, selbst wenn diese weit voneinander entfernt dahin fliessen.
Hans Krahe formulierte, auf diesen Besonderheiten aufbauend, die sog. Alteuropatheorie. Nach dieser Theorie sind die alten Flussnamen Europas schon vor der Herausbildung der Einzelsprachen entstanden und können daher keiner von diesen zugerechnet werden. Er nahm deshalb eine Vorstufe an und nannte sie "Alteuropäisch".
W. P. Schmid unterzog diese Theorie einer kritischen Prüfung und konnte feststellen, dass das 'Alteuropäische' Hans Krahes nichts anderes ist als das Indoeuropäische, die gemeinsame Vorstufe der meisten europäischen Sprachen.
Schon Krahe hatte Kriterien formuliert, wann ein Name alteuropäisch ist, die von W. P. Schmid noch weiter präzisiert wurden:
- Der Name darf nicht aus einer Sprache oder einer ihrer Vorstufen an dem das Gewässer liegt erklärbar sein. - Er muss indoeuropäische Etymologie und Struktur (Bildungsweise) zeigen. (siehe den Punkt Bildungsweise) - Seine Semantik (Bedeutung der Worte) muss im Wortfeld Wasser, fliessen, strömen etc. oder im Eigenschaftsbereich des Wassers liegen. - Der Name muss ein Gewässer in Europa bezeichnen. - Der Name muss mindestens einen etymologisch und semantisch Verwandten in Europa haben.
Semantik, auch Bedeutungslehre, nennt man die Theorie oder Wissenschaft von der Bedeutung der Zeichen. Zeichen können hierbei beliebige Symbole sein, insbesondere aber auch Sätze, Satzteile, Wörter oder Wortteile (Wikipedia).
Verbreitung der alten Namen
Hans Krahe ermittelte die Verbreitung der alten Namen: Sie reichen von Skandinavien bis Unteritalien, von Portugal über Frankreich, Mitteleuropa, den britischen Inseln bis zu Lettland und Litauen. Jürgen Udolph konnte später die Ostgrenze bis zum Don ausweiten und W. P. Schmid ermittelte eine Landgrenze in Nordgriechenland. Umstritten ist die Verbreitung in den Mittelmeerländern und Südfrankreich, denn hier sei, so Krahe, diese Namenschicht erst sekundär eingeführt worden und überlagere hier ältere Schichten. Während der Forschungen stellte sich noch eine weitere Besonderheit heraus, nämlich die Kontinuitätszentren solcher Namen.
Kontinuitätszentren:
Man stellte bald fest, dass fast alle Gewässernamen eine Entsprechung, d. h. einen ähnlich gebildeten Namen im Baltikum haben. Vorsicht ist jedoch bei der Interpretation dieses Befundes geboten, denn die Namen strahlten wohl nicht von hier ins restliche Europa aus, sondern wurden hier einfach nur besser bewahrt. Noch offen ist, ob mit dem Baltikum Estland mitgemeint ist, denn dort wird eine finno-ugrische Sprache gesprochen. Ein zweites Zentrum dieser Art findet sich an der Mosel. Die unterschiedlich grosse Dichte des Namenbestandes ist eine Frage der Namentradition und der Anzahl der zu benennenden Objekte.
Man sollte nun aber nicht annehmen, dass nur in diesen zwei Zentren "alteuropäische" Gewässernamen vorkommen. Vielmehr verhält es sich so, dass ganz Europa von einem Netz voreinzelsprachlicher Namen überzogen ist. Bei den Zentren handelt es sich also nur im Stellen, an denen die Namen in einer recht frühen sprachlichen Form noch heute vorkommen. Die europaweite Vernetzung spiegeln vor allem die an die Wurzel angetretenen Suffixe wider. Es lassen sich nämlich Namenreihen bilden wie Al(i)a - Al(a) - Alma - Alna. Quelle: Der gesamte Abschnitt 'Alteuropäisch/Indoeuropäisch' wurde inhaltlich übernommen aus https://www.onomastik.com/gn_gewaessernamen.php, jedoch im Text leicht geändert, ergänzt oder gekürzt.
Indogermanisch: Dies ist eine Sprachfamilie, welcher alle noch heute gesprochenen Einzelsprachen in Europa angehören, mit Ausnahme von Türkisch, Ungarisch, Finnisch, Estnisch und allen weiteren finnisch-ugrischen und Turksprachinseln im östlichen Teil Europas. Neben der Bezeichnung 'indogermanisch' wird auch 'indoeuropäisch' benützt. Indoeuropäisch ist die jüngere Bezeichnung. Beide Begriffe definieren lediglich den gemeinsamen Ursprung dieser Sprachen, nicht aber, welcher Schicht sie angehören. So wie es scheint, gab es bereits im alten Europa frühe Kulturen, die nicht indogermanischer Abkunft waren. Indogermanisch bedeutete anfänglich eine Sprache mit gemeinsamen Wurzeln zwischen Deutschland und Indien, indoeuropäisch ist eine spätere, präzisierende Bezeichnung, welche auch die Sprachen einschliesst, die westlich von Deutschland gesprochen werden.
Ligurisch: Ligurisch ist eine ausgestorbene Sprache aus dem Mittelmeerraum. Gemäss Xavier Delamarre gehörte sie wahrscheinlich zur indogermanischen Sprachfamilie. Sie könnte allerdings auch vorindogermanisch gewesen sein. Sie wurde vom alteuropäischen Volksstamm der Ligurer gesprochen, bevor diese Sprache in keltischen und italischen Sprachen aufging. Davon zeugt das ausgestorbene Lepontisch in Oberitalien, das sogar als ältester nachweisbarer keltischer Dialekt gilt. Ligurisch ist nur noch in Substraten lebendig und ist in Orts-, Gewässer- und Personennamen fassbar. Die Ligurier selber haben in der Schweiz nie gesiedelt. Ligurische Wortwurzeln können bestenfalls in assimilierter Form durch Kelten und Italier in unsere Gegend gelangt sein. Dieses frühe Ligurisch darf nicht mit der heute in Ligurien gesprochenen Mundart verwechselt werden.
Keltoligurisch: Diesen Begriff findet man heute nur noch in alten Schriften, meist bei Planta, Hubschmied und Oettli. Er wird in der modernen Lehre nicht mehr benützt, da die Ligurier nicht keltisch sprachen und auch keine Kelten waren. Die Ligurier lebten vor den Kelten. Das wusste man damals bei der Bildung des Begriffs noch nicht. Es mindert deshalb die wertvollen Arbeiten der drei genannten Forscher in keiner Weise. Beim Lesen ihrer Schriften muss man das einfach berücksichtigen.
Keltisch: Die Kelten sprachen eine Sprache mit vielen Ausprägungen, bildeten aber kein Volk, sondern bestanden aus einer grossen Anzahl von Stämmen, die sich ab 800 v. Chr. über Europa ausbreiteten und mit den unterschiedlichsten Völkern zusammenlebten. Sie wurden von Stammesfürsten geleitet, pflegten eine eigene Kultur, benützten aber keine Schrift, doch besassen sie ein grosses kunsthandwerkliches Können und konnten Eisen verhütten, das sie für Waffen brauchten. Sie leiteten das Ende der Bronze- und den Anfange der Eisenzeit ein und zwar um etwa 800 v. Chr. Es war nicht mangelnder Verstand, keine Schrift zu benützen, sondern wohl eher ein Trick, um ihren Gegnern nicht in die Hände zu spielen.
Ab etwa der Zeitenwende setzten ihnen die Römer und Germanen immer stärker zu. Einzig an den Rändern Europas überlebten sie bis heute und zwar in Schottland, Irland, Wales und in der Bretagne. Dort behielten sie ihre schwierige Sprache bis heute bei. Das keltische Kulturgut ging in den Nachfolgevölkern auf und sie assimilierten sich oder wurden assimiliert. In einigen Ländern wie Frankreich ist das gallische Element aber noch ganz gut erkennbar. Schon deutlich vor dem Abzug der Römer um 401 n. Chr. aus der Schweiz wurde hier nirgends mehr keltisch gesprochen, doch behielten viele Orte und Flüsse ihre keltischen Namen bei, welche zwar verschliffen wurden, aber meist bis heute immer noch als keltisch erkennbar sind. Auch noch bis weit nach 401 n. Chr wurden neue Ortsnamen nach diesen Regeln gebildet, nicht aber Gewässernamen, da diese bereits alle vergeben waren.
Illyrisch: Die Illyrer waren ein indogermanisches Volk, das sich ab 500 v. Chr. bemerkbar machte. Sie lebten im norwestlichen Teil Jugoslawiens. Ihr sprachlicher Einfluss auf die Schweiz war sehr gering, man hat diesen früher stark überschätzt. Hans Krahe hat sich ganz besonders um die Erforschung der Illyrer gekümmert.
Rätisch: Die Räter waren ein Volk, über welches man nur sehr wenig weiss. Sie waren keine Kelten, sehr wohl aber Indogermanen und lebten und wirkten zeitgleich mit den Kelten. Sie hatten ihre beste Zeit zwischen 800 v. Chr. und 300 n. Chr., hatten ihre eigene Sprache, benützten aber die etruskische Schrift. Dennoch gibt es nur ganz wenige geografische Namen mit einer rätischen Abkunft. Rätisch gesprochen wurde in Tirol, Vorarlberg, Südtirol, Bündnerland, Rheintal und Südbayern bis hin zur Donau. Zur Römerzeit hiess dieses Gebiet Raetia et Vindelicia.
Die rätische Sprache wurde bis ins 3. Jahrhundert n. Chr. im mittleren Alpenraum gesprochen, vor allem im nordöstlichen Italien (einschliesslich des heutigen Südtirols) und im heutigen Österreich (Tirol und Vorarlberg), aber auch in der heutigen Ostschweiz, Liechtenstein und in Bayern südlich der Donau. Sie ist in zahlreichen, allerdings durchwegs sehr kurzen Inschriften auf verschiedensten Gegenständen bezeugt und wurde in verschiedenen Alphabeten, die dem altitalischen Schriftenkreis angehören, geschrieben.
Wegen einer gewissen Unschärfe des Begriffs Räter sind hier manche Aussagen problematisch, dies gilt sogar für die Annahme, die Räter hätten die rätische Sprache gebraucht. In beiden fehlten die Konsonanten b, d, g und wurden bei der Übernahme etwa von Namen aus der griechischen Mythologie durch p, t, k ersetzt (Wikipedia).
Hubschmied bezeichnete "rätisch" als eine vom Etruskischen unberührte, nicht keltische Sprache von Stämmen, die zur Römerzeit das Gebiet des heutigen Kantons Graubünden und benachbarte Gebiete, namentlich der Ostalpen, bewohnten. In ihr sind keine Aufzeichnungen gemacht worden. Wir können über sie nur etwas aussagen auf Grund von Reliktwörtern und von Ortsnamen.
Lepontisch: Lepontisch war ein alter Dialekt, welcher im Westen des Südtirols, in Südbünden, im Tessin und in Nordost-Piemont gesprochen wurde. Er ist weder ein richtiges Keltisch noch ein richtiges Italisch und ist nur in Form zahlreicher Inschriften überliefert, hatte aber einen Einfluss auf die Namen der Flüsse in dieser Gegend gehabt. Das Lepontische ging wohl im Lombardischen auf.
Etruskisch: Die Etrusker waren ein antikes Volk, das im nördlichen Mittelitalien im Raum der heutigen Regionen Toskana, Umbrien und Latium lebte. Das Volk der Etrusker ist vor Ort entstanden und nicht etwa eingewandert. Es waren altmediterrane Stämme, die dort eine bäuerliche Kultur entwickelten. Durch den lebhaften Handel mit ägäischen und phönizischen Seefahrern wurden neue Volkselemente aufgenommen, speziell aus Lydien und von der Insel Limnos. Aus dieser Mischung entstand zuerst die Villanova-Kultur und daraus dann das etruskische Volk. Zeitraum 1000 v. Chr. bis kurz vor der Zeitenwende. Der etruskische Einfluss reichte bis in das Tessin und ins Bündnerland. Als die Römer erstarkten, assimilierten sich die Etrusker im Römischen Reich, doch verstanden es die Römer, die eingebrachten etruskischen Errungenschaften als römisch darzustellen. Die Etrusker wurden dadurch weit unter ihrer tatsächlichen kulturellen Leistung geschlagen.
Lateinisch: Lateinisch war die Sprache der Römer.
Gallorömisch: Dies ist eine Mischsprache zwischen Keltisch und lateinisch, welche zwischen 100 v. Chr. und 400 n. Chr. gesprochen wurde, wobei das Lateinische überwog. Sie wurde gesprochen in jenen Ländern, wo keltische Gebiete von den Römern besetzt wurden.
Italienisch: Folgt später!
Lombardisch: Folgt später!
Rätoromanisch: Das ist die Bezeichnung für alle romanischen Mundarten in der Schweiz und in Italien. Spricht man nur von den 5 Idiomen im Bündnerland, dann sagt man besser Bündnerromanisch. Rätoromanisch hat mit der rätischen Sprache nichts zu tun, da Rätoromanisch eine lateinische Sprache ist, während Rätisch eine eigenständige Sprache war.
Französisch: Das französische Sprachgebiet wird in Europa in drei Gebiete unterteilt:
Als Langues d'oïl (sprich oil) werden alle galloromanischen Mundarten Frankreichs nördlich der Loire, Belgiens, Teilen der Schweiz und Luxemburgs bezeichnet. Sie waren stärker dem Einfluss der anfänglich deutschsprachigen Franken ausgesetzt.
Als Langues d'oc werden alle galloromanischen Mundarten Frankreichs südlich der Loire und in Südfrankreich bezeichnet. Man nennt diese auch okzitanisch.
Eine dritte Gruppe gibt es im Aostatal, in Savoyen, in der Dauphiné, im Lyonnais und in der Schweiz. Man bezeichnet diese Mundarten als frankoprovenzalisch.
Für die Flussnamendeutung der Schweiz ist es wichtig zu wissen, dass das Welschland zu zwei verschiedenen französischen Sprachgruppen gehört. Zu den Langues d'oïl gehören der Kanton Jura und der Berner Jura. Zur Gruppe der frankoprovenzalischen Sprachen gehören die Kantone Genf, Neuenburg, Waadt, Freiburg und Wallis. Beim Versuch die welschen Flussnamen zu deuten, ist es wichtig, diese Einteilung zu kennen. Beide Sprachgruppen sind in der Schweiz seit 2018 anerkannte Mundartsprachen.
Alle französischen Sprachgebiete benützen gemeinsam das heutige moderne Französisch als Schriftsprache, das auf der Mundart der Region im Grossraum Paris fusst. Das heutige Französisch hat allerdings nur noch geringen Einfluss auf die Flussnamenbildung gehabt, da diese ihre Namen schon viel früher bekamen. Doch in der Schreibweise der Flussnamen hat das heutige Französisch durchaus noch Einfluss. Das merkt man, wenn man 100 Jahre alte Flussnamen im Welschland mit der heutigen Schreibweise vergleicht.
Begriffserklärung: Gallisch = keltisch; Gallorömisch umfasst die Zeit seit der römischen Eroberung des keltischen Sprachraums bis zum Rückzug der Römer aus diesem Gebiet. Die Flussnamen der keltischen Zeit wurden von den Römern weitgehend übernommen und nur etwas ihrer Sprache angepasst. Neu hinzu kamen folgende Wasserwörter, hauptsächlich in den lombardischen und frankoprovenzalischen Sprachgebieten.
flem = magnus = gross rabios = wütend, tobend ram = rauschen tres =
Abbia- = Wasser Agno- = Wasser Legi- = verbinden, zusammenführen
Suffixe:
-eccia = Wasser oder Schotter, Geröll, Geschiebe ? -engo = zu etwas gehörend
Die Rätoromanische Hydronymie
Suffixe:
-ain = entspricht -enu, meist an PN angehängt -iscu
Die alemannische Hydronymie
Teile der Schweiz wie das Welschland, das Tessin und Graubünden blieben ganz oder teilweise lateinisch und erfuhren keine oder nur geringe Veränderungen bei den Flussnamen. In der alemannischen Schweiz hingegen gingen die alten Namen der kleineren Flüsse teilweise verloren infolge fehlender Siedlungskontinuität, aber auch, weil die Alemannen den Flüssen ganz bewusst eigene Namen gaben. Neu hinzu kamen folgende Wasserwörter:
ältere alemannische Bildungen
- aa/aach/ach/aha = Bach - augia = Aue, Bach, Flüsschen - curba = kurvig - fusen, pfusen = zischen, brausen, rauschen - lutter = Wasser (lebt im Senslerdeutsch immer noch) - lützel = klein - muot = zornig, mutig - ron = entwurzelter Baum, Fallholz - ruus = Flussbett (lebt im Senslerdeutsch immer noch) - riuzen = rauschen - sul = Suhle - sur = sumpfig, moorig - tosa = tosen - tuni = Lärm - watt = sumpfig, lebt in 'waten' weiter - wic-/wigg = Kampf
jüngere alemannische Bildungen
Die meisten jüngeren Bildungen erkennt man daran, dass sie noch gut verständlich sind:
- bach - furt = durchwatbare Stelle - graben - grien = Kies zu > zu grün - görbs = glucksendes Wasser z. B. Görbsbach SG) - katz = klein, wertlos - lache = Pfütze, kleiner Weiher - melch = milchig - truob = trüb - pfaff = Pfarrer, Priester - schuss = schnell fliessend - surb = Wiese mit Pfützen, saures Wasser (Id. VII, 1295) - wag = Woge, Strudel - wut = tobend
Mit diesem Raster können nun alle Schweizer Flussnamen einer bestimmten Schicht zugeordnet und meist auch erklärt werden. Wie ganz am Ende des Beitrags erwähnt, ist speziell der nun folgende Abschnitt noch nicht überarbeitet. Diese Arbeit folgt schrittweise.
- Aabach LU, AG = *aa/aach/ach/aha, alemannisch - Aach TG = *aa/aach/ach/aha, alemannisch - Aach TG = *aa/aach/ach/aha, alemannisch - Aare BE, SO, AG = *ar-/*or - Aire F, GE = *er-/*or oder *ais-/*ois - Albeuve FR = *al-/*albh- - Albula GB = *al-/*albh- - Alleine JU, F = *al-/*albh- - Alp SZ = *al-/*albh - Areuse NE = *ar- - Ärgera FR = *ar-/ + als Gérine = *jur/*jor - Arnon VD = *is- - Arve F, GE = *alb-/*albh- - Aubonne VD = *al-/*el- - Avançon de Nant VS = *ava, keltisch - Avançon d'Anzeindaz VS = *ava, keltisch - Averser Rhein GR = - Bavona TI = - Biber D, SH = Fluss, wo Biber hausen - Biber SZ, ZG = Fluss, wo Biber hausen - Bibera FR = Fluss, wo Biber hausen - Bibere LU = Fluss, wo Biber hausen - Binna I, VS = *bin- = Klus, Klamm - Birs, BE, SO, BL = *Bersa, keltisch - Birsig F, SO, BL, BS = *bersikos, keltisch - Brenno TI = *bre/*bri, keltisch - Broye, FR, VD = *merk-/*merg-/*mereg-, keltisch - Bünz AG = 'villa Pontiana', römisch - Buttes VD, NE = les buttes, französisch - Calancasca TI = -asca/-isco/-osco, ligurisch - Cassarate TI = -ate, lombardisch - Clemgia GR = *glan-/*glen, keltisch - Dixence VS = *Dexantia, römisch - Doubs NE, JU, F = *dheu- - Drance, VS = *-dur/*dru-, keltisch - Dünnern SO = *duni-, alemannisch - Durach SH, D = *-dur/*dru-, keltisch - Engelberger Aa OW = Aa-, Ach- und Aach-, alemannisch - Engstlige BE = itenscigul-, alemannisch - Entlen, LU = *an-/*en-, keltisch - Ergolz BL = *arg-, keltisch - Eulach ZH = *el-/*ol-, keltisch - Filisur GB = ? - Flaz GR = *duantia, ligurisch - Flon VD = leitet sich ab von lat. flumen, fluminis - Frenke BL = *Frenkina, alemannisch - Galtera FR = *calderarium, römisch - Glâne kleine und Grosse FR = *glan-/*glen-, keltisch - Glatt ZH = von glatt, alemannisch - Glatt SG = von glatt, alemannisch - Glenner GR = *glan-/*glen , keltisch - Gougra VS = *gorga, gallorömisch - Grünen BE = von Grien, alemannisch - Gryonne VD = von craie, frankoprovenzalisch - Gürbe BE = von curbe, alemannisch - Hongrin VD, FR = *enq-/*onq-, keltisch - Inn, GR, A, D = *en-/*in-/*on-, ligurisch, rätisch - Isorno I, TI = *eis-/*ois-, keltisch - Javro FR, = frankoprovenzalischl - Jogne FR = von *jag, *Jagonia, keltisch - Jona SG = von *Jouna, keltisch - Julia GR = von *julo, ligurisch, rätisch - Kander BE = von *kando-, keltisch - Kempt ZH = von *kambida, keltisch - Landquart GR = von *lan-Flussnamen, ligurisch, rätisch - Landwasser GR = von *lan-Flussnamen, ligurisch, rätisch - Langete BE = von *lan, keltisch - Largue/Larg F, Ju = ? - Leguana TI = von lego, römisch - Liène VS = von *glan, keltisch - Limmat ZH = *lind-, *lindomago, keltisch - Linth GL, SG = *lind, keltisch - Lizerne VS = *eis-/*ois- - Löntsch GL = *louno-, keltisch - Lonza VS = *lod-/*lor-, von *Lodanzia, keltisch - Lorze ZG, ZH = *lod-/*lor-, keltisch von *Lorantia - Losentse VS = ? - Lüssel BL, SO = von *luih-/*leuk, germ./keltisch - Luppmen ZH = von *lugnos, keltisch - Luthern LU = *lus-/*lut-, *Luziana, keltisch - Lütschine BE = *Liskina/*Luciana, germanisch - Lützel JU, BE, SO, BL = klein, alemannisch - Maag SG = von *maga-, keltisch - Maggia TI = von maggiore, lombardisch, früher *Leukkara, keltisch - Maira GR, I = *mer-/*mor, lombardisch - Massa VS = *mass-, von *Massonia, keltisch - Medelser Rhein GR = *rin - Melchaa OW = von milchig, alemannisch - Melezza I, TI = *melix, keltisch oder gar ligurisch - Mentue VD = *men-/*mer-, frankoprovenzalisch ? - Moesa GR = *mo-/*ma-, lombardisch ? - Morge VD = *merg-/*mereg- - Muota SZ = von muot = zoernig, allemannisch - Murg AG, BE = *merg-/*mereg- - Murg SG = *merg-/*mereg- - Murg TG = *merg-/*mereg- - Navisence VS = *an-/*en- oder von *nava- + -entia, keltisch - Necker SG = *neik-/*nik- - Neirigue FR = noir + eau, frankoprovenzalisch - Orbe F, VD = *orbe, *eurbes, vorkeltisch *orob - Ova da Bernina GR = ava, ligurisch, rätisch - Pfaffnern LU = nach Pfaffen, alemannisch - Plessur GR = pleise, ligurisch, rätisch - Poschiavino GR = von 'eingeschlossen', ligurisch, rätisch - Printze VS = von *Brigantia, keltisch - Rabiusa GR = *rab, die Tosende, römisch - Rançonnière VS = frankoprovenzalisch - Raus BE, SO = *reg - Reppisch ZH = *rab, die Tosende, römisch - Reuss UR, LU, AG = *reg - Rhein, GR, SG, TG, SH, ZH, AG, BL, BS, D, F, NL = *rin-/*ron - Rhône VS, VD, GE, F = *rin-/*ron - Rom GR, I = von rom = rauschen, romansich, ligurisch, rätisch - Ron LU = *rin-/*ron - Ron AG = *rin-/*ron - Rovana I, TI = robur, lombardisch ? - Ruedere, AG = Aa-, Ach- und Aach, alemannisch - Saane VS, BE, FR, BE = *ser/*sor - Saltina VS = saltare, römisch - Sarner Aa = Aa-, Ach- und Aach, alemannisch - Scheulte, JU, BE, So = *skellan, alemannisch - Schils SG = ?, romanisch - Schwarzwasser BE = alemannisch - Seewag LU = Woge, Strudel, alemannisch - Sense FR, BE = ?, Singine = ?, keltisch, *ser-/*sor, wie Seine? kaum - Sernf, GL = *ser-/*sor - Sihl, SZ, ZH = *sil/*sim - Simme BE = *sil-/*sim- - Sionne VS = *sego-, keltisch - Sitter AR, SG, TG = *ser-/*sor- - Sorne JU = *ser-/*sor- - Spöl, GR, I = ligurisch, lombardisch ? speluga ? - Suhre AG, LU = sur = sumpfig, allemannisch - Surb ZH, AG = älteres alemannisch - Susasca TI = -asca/-isco/-osco-Namen. - Suze BE = ? - Talent VD = *tela = Föhre, frankoprovenzalisch - Tamina SG = ?, ligurisch, rätisch - Tasnan GR = ?, ligurisch, rätisch - Thielle VD = *tela, frankoprovenzalisch - Thur SG, TG, ZH = *dhur-, keltisch - Ticino TI, I = *Tesin, lombardisch - Torneresse VD = frankoprovenzalisch - Tosa I = höchstalemannisch - Töss ZH = älteres alemannisch - Trame BE *tram/*trem, keltisch - Trême FR = *tragisama, gallisch - Tresa TI, I = *tragisana, lombardisch - Trient VS = *tra-/*tre-/*tri-, gallorömisch - Trueb = trüb, jüngeres alemannisch - Turtmänna VS = *tortus magnus, frankoprovenzalisch - Üerke AG = *uer-/*uor/*ur- - Urnäsch AR = *Oranasca, ligurisch, rätisch - Vedeggio TI = *-asco, ligurisch, rätisch - Vendline JU = älteres Alemannisch - Venoge VD = *venogia, *va-/*ven-, lombardisch - Versoix F, GE = *versogia, frankoprovenzalisch - Verzasca TI = *verde, *-asca, lombardisch - Veveyse FR, VD = *vivesia, *ueis/*uis- - Veyron VD, = ?, frankoprovenzalisch - Vièze VS = ?, *uis- - Vispa VS = *Uisubia, *uis- - Wigger AG, LU, = älteres alemannisch - Worblen BE = *uer-/*uor/*ur- - Wutach SH, D, = älteres alemannisch - Wyna AG = *win, keltisch - Zulg BE = *sul = älteres alemannisch
Ich wiederhole nochmals: Der Beitrag ist immer noch in Bearbeitung und wird fortlaufend verbessert. Da ich bereits in fortgeschrittenem Alter bin und die von mir benützte Software ebenfalls ein Ablaufdatum hat, publiziere ich den Beitrag vorzeitig, damit noch möglichst viele Interessenten ihn lesen können, auch wenn noch nicht alles abgeschlossen ist.
Der Beitrag wurde zuletzt am 30.5.2021 nachgeführt.
Quellen: - Die Quellen werden innerhalb des Beitrags genannt.