Andere Namen: italienisch il Toce, Lokaldialekt la Tos, walserdeutsch Riis
Hydrologie: Die Tosa ist heute ein rein italienischer Fluss. Sie entspringt als Griesbach (Rio del Gries) nahe der Schweizergrenze und unterhalb der Griespasshöhe, ist 76 km lang und fliesst durchs Pomatt (Val Formazza), dann durchs Eschental (Val Antigorio) bis Domodossola und von dort zum Langensee (Lago Maggiore), den sie bei Feriolo erreicht. Sie hat dort eine Wasserführung etwa 90 m³ pro Sekunde.
Es gibt mehrere Gründe, warum dieser Fluss hier trotz seiner Italienität erwähnt wird.
1. Das oberste Tal der Tosa, das Pomatt (Val Formazza), ist ein Walsertal, welches als Teil des Eschentals (Valle d'Ossola) im Mittelalter von Walsern besiedelt wurde. Es gehörte zweimal (1410-22 und 1512-15) zum Wallis, welches wiederum zur alten Eidgenossenschaft gehörte. Nach der verlorenen Schlacht bei Marignano im Jahr 1515 mussten die Eidgenossen das Eschental an das damals von Frankreich beherrschte Herzogtum Mailand abtreten. Ein weiteres Walsergebiet an der Tosa war früher Ornavasso (Urnafasch) unweit der Tosa-Mündung in den Langensee, das aber politisch nie irgendwie mit der Schweiz verbandelt war.
2. Einer der Quellbäche der Tosa und zwar der Griesbach (Rio del Gries), hat seine Quelle ziemlich nahe an der Schweizergrenze. Bis um 1910 herum wurde er von einem kleinen Seitenarm des Griesgletschers gespiesen und führte damit quasi Schweizer Wasser nach Italien.
3. Bekannt ist der Tosafall bei Frütt/La Frua, mit 143 m Fallhöhe und dem vielen Wasser einer der eindrücklichsten Wasserfälle in den Alpen. Er ist von der Schweiz aus im Sommer vom Bedrettotal aus über den San Giacomo-Pass zu Fuss erreichbar, doch braucht man für die Wanderung hin und zurück zwei Tage. Das Wasser der Tosa-Quellbäche wird seit einigen Jahrzehnten in drei Stauseen gesammelt, doch im Sommer wird ab Mitte Juni bis Ende September von Mo bis Sa von 11.30 bis 13.30 Uhr und am So von 10 bis 16 Uhr der Tosafall für die Touristen voll 'laufen gelassen'. Zu anderen Zeiten läuft er nur teilweise oder gar nicht. Da die Wasserführung sehr unterschiedlich ist, erlebt man am meisten, wenn man ihn in einem nassen Sommer besucht. Das Wasser stürzt nicht senkrecht herunter sondern ergiesst sich breit über eine felsige Talstufe.
Bei Regen fliesst die Tosa hellgelb und sonst eher ein wenig milchig, was bei der Mündung in den tiefblauen Langensee sehr auffällig ist, zumal er im Sommer meist ziemlich viel Wasser führt.
4. Die Tosa ist ein Namenszwilling der Töss ZH.
Gewässerkennzahl: Als gänzlich italienischer Fluss gibt es für die Tosa keine schweizerische Gewässerkennzahl.
1. Die Deutung des Namens ist die gleiche wie bei der Töss oder dem Tosbach auf der Schwägalp, von ahd. 'der oder die Tosende', doch gilt das nur für den deutschen Namen, welcher von den Walsern bei ihrer Landnahme im Pomatt ab etwa 1200 aus dem damaligen mundartlichen Flussname Tosone oder Tos abgeleitet wurde. Der ganz ursprüngliche Name Tuxa hingegen hat sogar eine keltische Abkunft, die *teucos lauten soll und womöglich sogar idg. Abkunft hat, dann von *tek-/*tok. Das hiesse, dass der Tessin (Ticino) und die Tosa (Toce) die gleiche Bedeutung haben.
2. Die italienische Wikipedia erwähnt die oben aufgeführten, urkundlich überlieferten Namen Tuxa, Athosone, Athos, doch für den ganz frühen Namen ist nur die Tuxa von Interesse. Er scheint der früheste Name des Flusses zu sein und stammt aus der Römerzeit. Die anderen überlieferten Namen Athosone und Athos sind entstellte Formen von la Tos und il Tosone. Ihre Schreibweise ist mundartlich und das 'A' am Anfang ist der agglutinierte Artikel. Sie müssen so gelesen werden: 'a Tosone' und 'a Tos'. Die Variante 'a Tosone' zeigt die bedeutungsmässige Verwandtschaft mit dem walserdeutschen Namen 'Riis': Tosone = 'der grosse Tosende'. Ein Zusammenhang mit Athos und Plutarch gehört damit ins Reich der Fantasie.
Flussnamentyp: Er gehört zum Typ der idg. *tek-/*tok-Flussnamen.