Andere Namen: Sisselnbach (eher veraltet), Sissel (gehobenes Hochdeutsch), regional auch Sissel, Sisseln, Sisslerbach.
Hydrologie: Die Sissle ist ein 18.3 km langes Flüsschen, dessen Quelle bei Schinznach am Dreierberg auf 647 m.ü.M. liegt. Die Sissle ist im Unterlauf ein Flüsschen, im Oberlauf ein Bach. Sie durchfliesst das Fricktal und mündet bei Sisseln auf 296 m.ü.M. in den Rhein. Das Einzugsgebiet ist 128 km² gross und die Wasserführung beträgt bei der Mündung rund 2 m³ pro Sekunde. Der grösste Zufluss ist der Bruggbach bei Frick, der die Wassermenge der Sissle fast verdoppelt. Nach ein paar Regentagen führt der Bruggbach mehrere Tage lang ca. 1 m³ Wasser, danach sinkt seine Wassermenge bis zum nächsten Regen deutlich sichtbar. Im Sommer 2018 schaffte er es sogar, gänzlich auszutrocknen! Weitere Zuflüsse sind der Effingerbach, der Zeiherbach, der Sagenmülibach, der Öschgerbach, der Eikerbach und noch ein paar weitere wohl namenlose Rinnsale. Ob sie nun ein Flüsschen oder Bach ist, hängt also auch von der Wasserleistung der Zuflüsse ab. Und weil sie seltenerweise auch mal trocken liegen kann, so wie in den Sommern 2018 und 2019, ist sie streng genommen auch ein intermittierendes Gewässer.
Gewässerkennzahl: 447
Urkundlich überlieferte Namen: Für den Fluss: Sisslen, Sisellen 1327, Sislen 1328, Sisslen, Süsslen 1617, Sisseln Bach 1860, Sisselnbach 1908. Für den Ort: Sisellen 1327, Sislen 1328.
Namensentwicklung: *Siskula => *Siskla => Sissle oder *Sissila => Sissle
Etymologie: Da die Sissle ihren Namen sekundär an den Ort Sisseln übertragen hat, können zur Deutung auch die urkundlich überlieferten Namen von Sisseln herangezogen werden. Der Gewässername ist im Gegensatz zum Ortsnamen alteuropäisch und könnte *Sissila gelautet haben, mit der Bedeutung "die Fliessende". Greule erwähnt auch eine Deutung mit der Wurzel *sisk = trocken und als Namensform *Siskula oder dann die Wurzel *sil- = tröpfeln, rinnen, also lauter Zustände, welche typisch waren und sind für die Sissle. Andere Quellen nennen auch alteuropäisch *sei oder *si als Ursprung.
Es gibt im Berner Seeland einen Ort namens Siselen, der ebenfalls mit der Sissle verwandt sein könnte, jedoch gerne mit lat. 'caesa' = Hecke gedeutet wird, obwohl keine solchen Formen in den historischen Ortsnamen auftauchen. Siselen war seit seiner Gründung immer deutschsprachig, sodass der Ortsname nicht über das Französische Sézelle erklärt werden muss. Sézelle ist wohl eher eine französische volksetymologische Bildung auf der Basis des deutschen Namens. Kein Zusammenhang besteht hingegen mit Sissach oder Sisikon, die auf einen römischen Siedler namens Sisius bzw. alemannischen Namen Siso zurück gehen. Je nachdem, welche Deutung man der Sissle zugrunde legt, könnte sie somit auch mit der Sihl verwandt sein.
Einen Namenszwilling für die Sissle gibt es mit Sicherheit dafür im italienischen Ligurien mit dem Fluss Sisola, früher Sisula, für deren Deutung das gleiche genannt wird wie für Siselen, nämlich lat. caesa = 'selva tagliata' oder Hecke. Dies lässt vermuten, dass der Name der Sissle noch nicht hundertprozentig sicher gedeutet ist.
Isidor Hopfner deutet bei seiner Arbeit "Die Antia-Flussnamen" indirekt an, dass es im Fricktal eine Vricantia gegeben haben könnte. Es gibt im Fricktal nur einen Fluss und das wäre die Sissle. Anmerkung der OGS: Isidor Hopfner hat seine Namendeutungen zu einer Zeit gemacht, als dieser Forschungszweig noch in den Kinderschuhen steckte und auch zu einer Zeit, als man stark dem Keltischen huldigte. Seine Interpretationen sind daher heute mit Vorsicht zu geniessen, seine Nachforschungen an sich hingegen sind auch heute noch durchaus wertvoll.
Flussnamentyp: *sei-/*si-, *sisk- oder *sil-
Geologie: Das Quellgebiet der Sissle liegt auf Brugger Seite an der Nordflanke des Juras, wo dieser vom Hügel- zum Plattenjura übergeht. Im Mündungsgebiet durchquert sie mäandrierend ein grosses, altes Schotterfeld des Rheins.
Flussgeschichte: Die Sissle führt normalenweise bei der Mündung in den Rhein so um die 2 m³ Wasser pro Sekunde, doch gab es 1999 ein Hochwasser, wo es über 100 m³ waren. Wieviel m³ es am 28. Januar 2021 waren, habe ich noch nicht ermittelt, doch dürften es weit über 50 m³ gewesen sein und der Anblick war eindrücklich. Schon 1908 erwähnte das GLS in Band V, auf Seite 576, dass die Sissle auch früher bei Hochwasser bis zu 75 m³ Wasser pro Sekunde führen konnte. Umgekehrt kann sie auch sehr wenig Wasser führen, was man in den heissen und trockenen Jahren 2003 und 2018 sehr schön beobachten konnte. Es gab sogar Jahre, wo sie stellenweise ganz trocken lag. Noch 1908 hatte die Sissle einen reichen Forellenbestand. Erwähnt wird das ebenfalls im LSG unter Sisslenbach.