Hydrologie: Die Borgne ist 30 km lang hat ein Einzugsgebiet von 386 km² und mündet kurz vor Sitten in die Rhone. Ihre Wasserführung beträgt bei der Mündung rund 12 m³ pro Sekunde. In diesem Volumen ist das Wasser der unteren Stauanlage mitgerechnet, nicht aber jenes, welches in der oberen Anlage zum Lac de Dix hochgepumpt wird. Die Borgne entwässert das Eringertal (Val d'Hérens) und hat zwei Quellflüsse: Die Borgne de Ferpècle welche am Glacier de Ferpècle auf 2140 m.ü.M. entspringt und die Borgne d'Hérens, welche am unteren Arollagletscher auf 2175 m.ü.M. entspringt.
Gewässerkennzahl: 109
Urkundlich überlieferte Namen: Noch keine gefunden
Etymologie: Der Name des Flusses leitet sich ab von lat. bornellus = Quelle, Höhle, Wasserloch, Tränke, enge Bachschlucht. Das frankoprovenzalische bornyo oder borno bedeutet auch blind, einäugig, im Sinne von dunkel oder schlecht ausgeleuchtet (LSG). Er dürfte sich gem. Nègre (1990) von einem vorkeltischen *borna ableiten mit der gleichen Bedeutung. Der Name des Flusses bedeutet somit im Unterlauf 'Quellwasser in einer dunklen, engen Schlucht'. Der eine Oberlauf Borgne de Ferpècle bedeutet 'Quellwasser von der kalten Weide', abgeleitet aus dem lat. frigidum pesclum. Der andere Oberlauf Borgne d'Hérens bedeutet 'Quellwasser von Ehringen'. Die Übersetzungen sind sehr frei zu verstehen. Den Begriff 'borgne' findet man auch im französischen Namen von Zermatt = Praborgne.
Flussnamentyp: Der Flussname geht auf eine römische oder gallorömische Wurzel zurück.
Geologie: Die Borgne hat im Laufe der letzten 12 000 Jahre einen grossen Schuttkegel in das Rhonetal befördert, der 4 km breit und 2 km ins Tal hinaus reicht. Grösser kann er nicht mehr werden, denn er reicht bis an die steilen Flanken der gegenüberliegenden Talseite. Im Prinzip könnte die Borgne mit diesem über 50 Mio m³ grossen Schuttkegel das Rhonetal aufstauen, doch war die Rhone stets der wasserreichere Fluss und so in der Lage, das Geschiebe der Borgne wegzuräumen. Vermutlich hat die Rhone bereits ein mehrfaches dieses Volumens in den Genfersee weitergeleitet. Der Schuttkegel weist an seiner Wurzel bei Brämis (Bramois) eine Höhe von 18 m über Tal auf und wird seit längerem für den Aprikosenanbau und auch für die Spargelzucht genutzt.
Flussgeschichte: Ein Teil des Flusswassers der Borgne wird schon sehr weit oben zum Lac des Dix abgeleitet, vor allem beim Stauwehr von Ferpècle auf etwa 1890 m.ü.M. sowie bei der Pumpstation von Arolla, wo es seit 1961 zum Lac de Dix hochgepumpt wird. Ein anderer Teil des Wassers wird weiter unten seit 1915 beim Stauwehr la Luette auf rund 1000 m.ü.M. gesammelt und über Sauterot (Dixence) zum Kraftwerk Bramois auf etwa 525 m.ü.M. geleitet. Diese Anlage liefert jährlich 85 Mio KWh elektrischen Strom. Einer der seitlichen Quellbäche in der Nähe der Manna weist einen erhöhten Salzgehalt und eine Temperatur von 25° C auf, ist also eine Art thermische Quelle, die bereits 1544 entdeckt wurde. Die Salzgewinnung rechnete sich aber nicht und die zu geringe Temperatur genügte nicht, um die Quelle irgendwie nutzbar zu machen.