Jacques Besson wohnte um 1950 bei Familie J. Graf in einem Zimmer an der Seebacherstrasse 10a. Ã?berliefert ist aber auch, dass er zuvor eine Zeit lang bei der Familie Götti an der Grünhaldenstrasse wohnte. Geboren am 5.5.1918 in Mont-la-Ville VD, gestorben am 25.8.1984 in Lausanne VD. WM-Zweiter im Steher im Jahre 1946 in Zürich. Er verlor den WM-Titel gegen den Italiener Frosio um knappe 20 cm!!! Er wurde Europameister im Jahre 1948/49 in Zürich (offene Rennbahn) und 1949/50 in Paris und holte einen 3. Rang 1954/55 in Dortmund. Im Gesamten holte er 8 Titel zwischen 1942 und 1954. Darüber hinaus wurde er ein- oder sogar mehrmals Schweizer Meister, alles immer im Steher. Er war Profiradrennfahrer von 1941-1956. Während seiner Seebacher Zeit war Coiffeur Burla Jacques Bessons Masseur. Jacques Besson hatte einen sehr typischen und höchst attraktiven Fahrstil.
Es fällt auf, dass etliche Seebacher Coiffeursalon-Inhaber gute Kenner des Radsports waren und immer noch sind. So auch Mad Hair Ingold, welcher sogar selber Rennen fuhr, aber auch Coiffeur Erb war ein Radsportkenner sowie der bereits weiter oben genannte Burla.
Jacques Bessons Name bedeutet auf Deutsch Jakob Zwilling. Besson ist Waadtländer Patois und heisst übersetzt Zwilling. Patois bedeutet Mundart. Das Wort 'Patois' entstand im Welschland in der Zeit um 1525 bis 1550, als man den Patois sprechenden Kindern im kirchlichen Unterricht 'anständiges' Französisch beizubringen versuchte. Dabei bekamen die Kinder jeweils mit der Rute eins auf die Pfoten oder Tatzen (pattes) gehauen, wenn sie ein Mundartwort benützten. Patois bedeutet somit eigentlich Tatzensprache. Tatzen bedeutet nicht nur Pfoten sondern man bezeichnet damit auch die Schläge auf die Pfoten.
Ironie des Schicksals ist, dass jenes angeblich 'anständige' Französisch gar keine Hochsprache war, sondern ebenfalls nur ein Patois, aber eben dasjenige aus der Gegend von Paris, wo die königliche Macht konzentriert war. Dieses Patois hatte einfach das Glück, zur Standardsprache erhoben worden zu sein. Die langfristige Folge dieser Erziehungsmassnahme war, dass alle frankoprovenzalischen Patois im Welschland (und nicht nur dort) mit ein paar wenigen Ausnahmen praktisch ausgestorben sind. Geblieben sind im Welschland immerhin ein paar hundert regionale Wörter der alten Mundarten, die ins heutige Welschland-Französisch eingeflossen sind. Diese fallen aber vor allem den Franzosen auf.
Eigentliche Patois-Sprachgebiete gibt es heute im Welschland keine mehr, wohl aber noch den einen oder anderen Weiler, wo allenfalls die einheimischen Bauern noch die alte Mundart sprechen können, vor allem in den Seitentälern im Unterwallis und im Jura, vereinzelt auch in der Waadt, in Neuenburg und in Freiburg. Gehalten haben sich hingegen noch ziemlich viele Patois-Ortsnamen. Diese werden sogar noch gepflegt. Man findet sie in Wikipedia und im Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen. Geblieben sind auch viele Patois-Flurnamen. Man erkennt sie leicht daran, dass man ihre Bedeutung nicht ergründen kann, obwohl man doch etwas Französisch kann.
Mit diesem detaillierten Beitrag ist damit auch geklärt, dass Jacques Besson ein Waadtländer war und dass seine frühesten Vorfahren ihren Namen nach einer persönlichen Eigenschaft erhalten haben: Sie waren Zwillinge!
Quellen: - OGS-eigene - Buchreihe der Rentenanstalt, Waadt, 1987-91, Angaben zum Patois - Ernst Roth - Peter Egger (Fahrstil, Motoren)
Jacques Besson (Mitte), sein Trainer Paul Burla (rechts) und eine der OGS unbekannte Person (links) anlässlich einer Siegerehrung vermutlich auf der offenen Rennbahn Örlikon. Das Jahr ist geschätzt. Die Foto stammt aus René Peters Sammlung.
Jacques Besson (Mitte), sein Trainer Burla (rechts) anlässlich einer Siegerehrung vermutlich auf der offenen Rennbahn Örlikon. Das Jahr ist geschätzt. Ausschnittvergrösserung aus der Siegerfoto. Sie stammt aus René Peters Sammlung.