Unter Artefakten versteht man alle Arten von Funden in Form eines von Menschenhand geschaffenen oder bearbeiteten Gegenstandes. Die ältesten in Seebach gefundenen Artefakte sind die drei Grabhügel im Jungholz, im Gebiet Bahnhalden und auf dem Bühl sowie die Funde des im Jungholz geöffneten Grabes. Von den beiden anderen Grabhügeln gibt es keine Funde, da sie nicht geöffnet wurden. Diese Funde werden der Zeit Hallstatt D zugeordnet, das hiesse, dass Seebach um etwa 550-525 v. Chr. erstmals ständig besiedelt war. Damit wären aber bereits alle bis heute gesicherten Keltenfunde erwähnt.
Die nachfolgenden Römer hinterliessen bei uns mehrere Streufunde entlang der alten Römerstrasse, welche im Landesmuseum ausgestellt sind. Neben dieser Römerstrasse von Zürich nach Kloten gab es aber noch weitere Römer«strässchen», wie etwa jenes von Rümlang nach Seebach (spätere Aspstrasse, heute Rümlang- und Hertensteinstrasse sowie das Römersträsschen von Affoltern nach Seebach (heutige Seebacherstrasse). Ausserdem gab es einen Trampelpfad von Seebach nach Schwamendingen, alle rund 2000 Jahre alt. Alle diese Strassen gab es in schmalerer Ausführung bereits unter den Kelten und womöglich sogar schon unter deren Vorfahren, sie sind somit 2500 Jahre alt oder mehr. Neben den römischen Streufunden entdeckte Kantonsarchäologe Ferdinand Keller 1866 auf dem Bühl gleich neben dem keltischen Grabhügel Steinfundamente aus behauenem Kalktuff, die von der Bauweise her den Römern zugeordnet werden können. Diese Mauern wurden weiter auch nicht gesichert oder gerettet und gingen 1926-28 beim Bau der dortigen Häuschen verloren. Sie gehören alle in die Zeit von 15 v. Chr. bis 402 n. Chr. Eine genauere Datierung ist nicht bekannt.
Die nächsten Funde sind dann bereits alemannische Kirchenfundamente unter der Niklauskapelle, welche dem Jahr 1164 zugeordnet werden.
Neben den Artefakten ganz konkreter Natur gibt es auch die schriftlichen und mündlichen Ã?berlieferungen. Die älteste ist eine Urkunde in der Fraumünsterabtei, welche den Ortsnamen Seebach, Binzmühle und Reckenholz erwähnt. Diese ist mit 1212 datiert. Die bekannten Ortsnamenforscher Kläui & Schobinger erwähnen im ZKB-Büchlein «Zürcher Ortsnamen» eine erstmalige Nennung Seebachs um 1150, die aber unter Seebach-Kennern umstritten ist. Welche Belegbasis vorliegt, ist nicht bekannt. Weitere Einträge in Urbarien liegen dann für 1261 Konrad Keller und 1287 Konrad Brogli vor. Danach häufen sich die schriftlichen Belege.
Neben den konkreten schriftlichen Belegen gibt es noch die mündlich und schriftlich überlieferten ältesten Flurnamen. Anderswo häufen sich Flurnamen, die offensichtlich römische Wurzeln haben. In Seebach gibt es nur die beiden Flurnamen Gugel und Gugelbogen, denen man römische Abkunft zuordnen könnte, allerdings mit einer gewissen Unsicherheit, sodass man sich damit besser nicht allzusehr exponiert. Hingegen gibt es in Seebach nebst den beiden römischen Flurnamen eine grössere Anzahl Flurnamen, die möglicherweise gallorömischer Abkunft sind. Auch hier gibt es nur die reine Vermutung, die man glauben kann oder auch nicht. Streng wissenschaftlich kann man höchstens von einer Häufung solcher Wörter sprechen, die die erwähnte Vermutung unterstützen. Siehe unter Flurnamen, möglicherweise voralemannisch und Römischer Gutshof Hürst!
Konkreter wird es mit ein paar wenigen Flurnamen, welche auf alemannische Vornamen zurückgehen und demzufolge aus einer Zeit stammen könnten, als die Alemannen noch keine Nachnamen führten. Solche Flurnamen könnten dann mindestens ins 10. bis 12. Jahrhundert zurückgehen, sind aber ebenfalls nur vermutet und nicht bewiesen. Siehe unter Landwirte E! Zuletzt, aber nicht minder wichtig, wäre noch die «Strasse zur Burg» zu erwähnen. Diese Strasse, von Ferdinand Keller 1866 erwähnt, hätte niemals diesen Namen getragen, wenn es auf dem Bühl nicht irgend so etwas wie eine Art Burg gegeben hätte. Mit der Burg könnten die von ihm seinerzeit entdeckten Fundamente aus Kalktuff gemeint sein, die vielleicht früher einmal grösser waren und als Römische Baute interpretiert werden können. Ein weiterer, vom Volksmund getragener Begriff ist die alte Gasse, unter welcher die alten Seebacher einen letzten überlebenden Teil der Römerstrasse von Zürich nach Kloten verstanden. Damit wären alle Artefakte und ältesten schriftlichen und mündlichen Hinweise auf die Frühzeit Seebachs abgehandelt. Es bleibt zu hoffen, dass noch weitere gefunden werden, welche helfen könnten, die in der OGS Seebach noch etwas vagen Hinweise zu festigen.
Eine weitere Gruppe sind die logischen Artefakte, wie es die OGS einmal nennen möchte. Darunter versteht man die von der Logik her zwingenden Schlussfolgerungen, welche in eine Zeit vor 1212 zurück reichen. Ein schönes Beispiel ist dabei die ehemals zweigeteilte Kirchgenössigkeit in Seebach. Dabei war das Gebiet südlich des Katzenbachs dem Fraumünster und das Gebiet nördlich des Katzenbachs nach Kloten kirchgenössig. Diese Zweiteilung ist seit 1212 schriftlich belegt. Folglich musste diese Zweiteilung irgendwann erfolgt sein und das geschah vermutlich nicht am 31. Dezember 1211, sondern einiges früher. Also haben wir hier einen Hinweis dafür, dass dieses Gebiet schon vor 1212 bewohnt und für die Besitzer von Interesse war.
Im weiteren war das Ausserdorf um 1212 weitgehend gerodet, wofür man damals ziemlich viel Zeit benötigte. Also auch hier ein Hinweis auf eine Wohnsitznahme von Bauern vor 1212. Ausserdem erfolgte die Zweiteilung wohl kaum für ein unbewohntes Gebiet, sondern weil dort offenbar bereits vor 1212 Bauern lebten.
Solche auf Logik basierende Schlussfolgerungen erlauben also, auch ohne konkretere Hinweise die berechtigte Annahme, dass Seebach deutlich vor 1212 bewohnt war. Die OGS ist überzeugt, dass ein Durchforsten aller schriftlichen Belege aus dem Mittelalter noch zahlreiche weitere Hinweise dieser Art zu Tage fördern würde.
Die grösste Anzahl keltischer Artefakte liefert aber der hiesige Dialekt, welcher natürlich nicht nur Seebach betrifft, aber eben auch. Kaum mehr jemand ist sich dieser keltischen Sprachwurzeln bewusst und sie sind wissenschaftlich auch kaum erforscht, vor allem deshalb, weil die keltische Sprache der Schweiz noch ebenso wenig erforscht ist. Um nicht allzu stark ins Detail abzudriften, sei hier ein einzelnes Beispiel erwähnt:
Es gibt im Deutschschweizer Dialekt zahlreiche Wörter, welche ganz offensichtlich keine deutschen Wurzeln haben. Gemeint sind hier natürlich nicht neuere, sondern eher ältere Wörter. Hier ein Beispiel: Holprig. Das Wort ist auch im Hochdeutschen geläufig, stammt aber von den Kelten und bedeutet hol = Vertiefung, brig = Erhöhung, Anhöhe. Im übertragenen Sinn ist damit "auf und ab" gemeint. Die Kelten hatten eben eine sehr beschreibende Sprache. Noch heute werweissen Duden und Kluge, woher das Wort stammt. Der Grund, warum es vor allem auch in Süddeutschland geläufig ist, ist der, dass dort vor rund 2000 Jahren die südwärts ziehenden Alemannen eine gewisse Zeit lang mit Kelten (Helvetiern) zusammen lebten, ehe sie in der Schweiz Fuss fassten. Holprig ist also ein keltisches Wortsubstrat. Solche Wörter gibt es im Schweizer und süddeutschen Dialekt noch hunderte. Sie sind oft daran zu erkennen, dass sie mit der hochdeutschen Entsprechung nicht übereinstimmen.
Quellen: - «Unser Seebach» 1983, 11 - Ernst Benninger 2001 - OGS-eigene - diverse