Die geschichtliche Entwicklung Seebachs kann nur verstanden werden, wenn auch die Geschichte der Nachbargemeinden und -quartiere konsultiert wird. Erst in diesem Zusammenhang werden bestimmte Entwicklungen verständlich. Kenntnisse der geschichtlichen Entwicklung der Nachbarorte können so mithelfen, Lücken in der Überlieferung der eigenen Geschichte zu füllen. Diesem Effekt ist die OGS vielfach begegnet. Daher gehört die Frühgeschichte Schwamendingens naheliegenderweise auch zur Geschichte Seebachs. Das gleiche gilt natürlich auch umgekehrt.
Schwamendingen ist vermutlich der älteste Ort in Zürich-Nord. Er lag schon in der jüngeren Steinzeit (Neolithikum) an einem Trampelpfad, welcher aus der Gegend von Wallisellen zum Milchbuck und von dort weiter nach Zürich führte. Da Zürich seit über 5000 Jahren nachgewiesenermassen bewohnt ist und der älteste Fundgegenstand Schwamendingens, ein Steinbeil, etwas mehr als 3'800 Jahre alt ist, passt das gut zusammen. Mit Ort ist aber nicht zwingend ein Wohnort, sondern primär der Fundort eines Artefaktes in Zürich Nord gemeint.
Weitere alte Funde auf dem Gebiet des heutigen Schwamendingens sind zwei Kleidernadeln und eine Lanzenspitze aus Messing, welche in die Bronzezeit gehören und auf ein Alter von 3'200-2'800 Jahre geschätzt werden. Sie sind im Landesmuseum ausgestellt. Kopien sind auch im Ortsmuseum Schwamendingen zu finden, wo man sie ohne langes Suchen sofort sieht, wenn auch nicht im Original. Das Ortsmuseum Schwamendingen ist seit 2011 auch 'online' verfügbar: www.schwamendingen.info. Diese Funde könnten Streufunde sein, welche Passanten auf ihrem Weg verloren haben. Mit etwa gleicher Wahrscheinlichkeit könnten sie aber auch auf eine jungsteinzeitliche oder bronzezeitliche Siedlung schliessen lassen. Gräberfunde aus dieser Zeit wie in Opfikon sind für Schwamendingen jedoch nicht nachgewiesen. Damit bleibt die Annahme einer neolithischen Besiedlung des Ortes eher unwahrscheinlich, aber dennoch nicht völlig ausgeschlossen.
Von der Keltenzeit ab etwa 2'800 bis 2'000 Jahre vor heute ist ebenfalls kaum etwas zu finden. Da in Schwamendingen keine Flurnamen wie Leberen überliefert sind, scheint es dort keine keltische Siedlung in der Hallstattzeit gegeben zu haben. Das ist aber nur eine vorläufige Annahme, denn solche Flurnamen können auch schon früh verloren gegangen sein, sodass sie deshalb nicht überliefert sind. Ebenso ist es denkbar, dass die Steingräber schon sehr früh von zuziehenden Alemannen für den Hausbau benützt wurden und deshalb schon abhanden kamen, ehe sich ein solcher Flurname gebildet haben konnte. Das ist allerdings mit Vorbehalten behaftet, denn von den Alemannen ist bekannt, dass sie sowohl keltische wie römische Bauten mieden und sie lieber überwuchern liessen. Ein allfälliger Abbau des Steinmaterials ist daher eher für das Mittelalter anzunehmen.
Von der Logik her müsste es in Schwamendingen ebenso wie in den umgebenden Gemeinden eine kleine keltische Siedlung gegeben haben, doch wäre es denkbar, dass diese erst nach 500 v. Chr. gegründet wurde und somit nicht mehr in die Hallstattzeit gehört. Dann wäre die Abwesenheit von Steingräbern auf natürliche Art erklärt, denn in der nachfolgenden La Tène-Zeit haben die Kelten keine Steingräber mehr gebaut. Nach wie vor ist aber eine hallstattzeitliche Besiedlung Schwamendingens denkbar, aber etwas weniger wahrscheinlich als eine Besiedlung in der späten La Tène-Zeit.
Der uralte Trampelpfad von Seebach durch die Sümpfe des Schärenmoos- und Leutschenbachgebiets verrät eigentlich, dass es eine Siedlung gegeben haben muss. In den Beiträgen «Frühgeschichte von Seebach» und «Frühgeschichte von Örlikon» wird denn auch von dieser Annahme ausgegangen. Das Flurnamenverzeichnis von Schwamendingen ist nur dürftig überliefert, was nicht heisst, dass es nur wenig Flurnamen gab, sondern eher, dass sich offenbar noch niemand aufgemacht hat, die alten Urbarien zu durchforsten. Die bereits vorhandene Flurnamensammlung zeigt keine signifikanten Hinweise auf keltische oder gallorömische Spuren. Auf der Basis von nur 60 Flurnamen, welche einem Gemeindeplan von 1676 entstammen (Schwamendinger Buch, 1981, 30-33) ist es nicht aussagekräftig genug, Schlüsse für die Zeit vor 2000 Jahren zu ziehen, daher kann die Flurnamensammlung von 1676 diese Frage auch nicht weiter erhellen.
Insgesamt lässt sich aber zusammenfassend sagen, dass eine neolithische Besiedlung eher unwahrscheinlich, eine hallstättische Besiedlung eher unsicher und eine spät keltische Besiedlung nicht nachgewiesen ist. Aus der Römerzeit ist ebenfalls nichts Nennenswertes bekannt, was auf eine Siedlung hinweisen würde. Dies einfach deshalb, weil Schwamendingen nicht von einer eigentlichen Römerstrasse berührt wurde. Den Trampelpfad von Zürich über Schwamendingen nach Bassersdorf mit Anschluss an die Römerstrasse von Windisch nach Winterthur hat es aber auch zur Römerzeit gegeben. Schon damals wurde die Furt bei der heutigen Aubrugg benutzt. Einen weiteren Trampelpfad gab es von Seebach nach Schwamendingen durch das Riedgebiet des Leutschenbachs.
Wenn in der Schwamendinger Orts-Chronik steht: "Das früheste Zeugnis einer menschlichen Niederlassung ist der Name Schwamendingen", erstmals urkundlich erwähnt um 874, jedoch sicher schon um 550 bis 600 von ersten alemannischen Siedlern gegründet, dann bedeutet dies, dass rein wissenschaftlich gesehen, nichts auf eine Besiedlung Schwamendingens vor der Ankunft der Alemannen hindeutet. Ob der erste Siedler wirklich ein Swuamund war, ist nicht gesichert, sondern lediglich, dass sein Hof derjenige war, welcher dem späteren Ort den Namen gab. Es ist also denkbar, dass Swuamund nur einer von mehreren gewesen ist und ebenfalls ist es denkbar, dass er in der dortigen Gegend nicht der erste war. In der kurzen Schwamendinger Chronik des Ortsmuseums Schwamendingen steht denn auch auf Seite 9: Im 5. Jahrhundert, also zwischen 400 und 500, liess sich ein erster Alemanne, welcher der Siedlung vermutlich den Namen gegeben hat, hier nieder. Diese Annahme ist möglicherweise etwas optimistisch und zwar aus folgendem Grund:
Allgemein geht man davon aus, dass die Alemannen erst kurz vor oder nach dem Jahr 500 in grösserer Zahl mit der Auswanderung in die Schweiz begannen. Der erste Siedlungsschub der Alemannen brachte Ortsnamen hervor, welche mit -ingen endeten und erfolgte etwa zwischen 500 und 600. Mit der Ortsnamenendung -ingen wird die frühe Gründung Schwamendingens bestätigt, doch lässt sich anhand der -ingen-Orte auch leicht der Weg dieser frühen Siedler verfolgen, indem diese ihre Höfe bevorzugt entlang von Flussläufen und in Richtung ihrer Wanderzüge flussaufwärts anlegten und logischerweise beim Rhein damit begannen. Da Schwamendingen etwas vom Rhein entfernt liegt, wird der Hof des Swuamund nicht der erste gewesen sein und die Annahme der OGS, dass die Gründung Schwamendingens in die Zeit kurz nach dem Jahr 500 anzusetzen sei, einigermassen bestätigen. Der für Schwamendingen massgebende Alemannenzug folgte dabei dem Unterlauf der Aare und dann der Limmat, wie man der nebenstehenden Tafel von Kläui und Schobinger sehr schön entnehmen kann. Das heisst, dass die Höfe von Döttingen (1239), Würenlingen (828), Siggingen (833), Wettingen (1045), Weiningen (850), Engstringen (870) und Wipkingen (874) von der Logik her vor Schwamendingen (874) gegründet worden sein müssen.
Die Schwamendinger Lokalhistorikerin Daniela Schicker meldete der OGS kürzlich, dass in den 1970er Jahren unter dem Vordach der Kirche Schwamendingen (gemeint ist die alte Kirche) ein Grab gefunden wurde, das anhand der Grabbeigaben auf das 6./7. Jahrhundert n. Chr. datiert werden konnte. In Jahreszahlen ausgedrückt bedeutet dies etwa 550 bis 650 n. Chr. Dieses zeigt, dass Schwamendingen schon zu dieser Zeit von Alemannen besiedelt war. Später dürften die Schwamendinger an dieser Begräbnisstätte ihre erste Kirche erbaut haben, welche ein Vorläufer der jetzigen alten Kirche Schwamendingens gewesen sein könnte. Das scheint ganz ähnlich abgelaufen zu sein, wie in Seebach. Diese Ähnlichkeit kann als Hinweis dafür gesehen werden, dass Schwamendingen mit Seebach über den bereits erwähnten Trampelpfad durch das Sumpfgebiet verbunden war.
Der Name Swuamund ist in dieser Form auch nicht gesichert, denn es wäre auch eine Form Swamund oder Suamund und noch etliche weitere Varianten denkbar, wie etwa Schwabmund, welcher dann eher als Übername zu verstehen wäre. Da man davon ausgeht, dass alle diese Siedler Alemannen waren, wäre ein Übername wie Schwabmund allerdings unlogisch, denn es waren ja alle landnehmenden Alemannen Schwaben. Dies deutet vielleicht an, dass Schwabmund nicht die Urform seines Namens war. Ebenfalls denkbar ist aber auch, dass er den Übernamen von einem Gallorömer erhalten hat. Dieser hätte Grund gehabt, den Alemannen Schwabmund zu nennen. Dann müsste der Gallorömer also schon deutsch gekonnt haben! Das wiederum war aber in unserer Gegend bei den Gallorömern erst so ab 700 bis 900 üblich, womit der Schwabmund dann erst ein etwas späterer Siedler im Dorf Schwamendingen gewesen wäre. Da ein Schwabmund aber bei den Alemannen kein geläufiger Rufname war, bleibt der Übername durchaus eine denkbare Erklärung, nur wäre dann der Schwabmund nicht der früheste Einwohner gewesen.
Im Schwamendinger-Buch steht, dass als erster namentlich bekannter Besitzer des Gebietes Schwamendingen ein gewisser Picho gälte, doch wisse man nicht, wann er gelebt habe. Hinweise dazu findet man in einer Pergamentrolle namens «grosser Rotulus» des Grossmünsters, wo aber auch steht, dass er der Sohn Ertilos gewesen sei. Unter der Annahme, dass auch dieser ein Schwamendinger war, wäre der Ertilo ein noch älterer Schwamendinger. Da das Grossmünsterstift um 874 gegründet wurde und wenn gleichzeitig angenommen wird, dass Picho der zweite Stifter war und er sein Vermächtnis bekanntlich am Ende seines Lebens bekannt gab, so könnte Picho frühestens um 795 geboren worden sein und sein Vater Ertilo folglich etwa um 765. Dies zeigt ungefähr, in welchen Zeitrahmen die Gründung Schwamendingens frühestens anzunehmen ist, wenn man darauf beharrt, dass Picho/Ertilo die ersten Siedler waren. In der Schwamendinger Chronik steht denn auch: Im 9. Jahrhundert, also zwischen 801 und 900.
Wie schon erwähnt, ist es aber auch denkbar, dass eben nicht Picho oder Ertilo die Gründerväter waren, sondern nur zwei frühe Einwohner des Ortes. Die Gründung des ersten Alemannenhofes kann somit frühestens auf die Zeit um 550 angesetzt werden. Die bereits erwähnten Grabfunde aus den 1970er Jahren bestätigen die alemannische Gründung Schwamendingens für die Zeit ab 550 n. Chr. Mit der Ankunft der Alemannen endet aber die Frühgeschichte Schwamendingens.
Quellen: - Schwamendinger-Buch - OGS-eigene - «50 Jahre Pfarrei Maria Lourdes Zürich-Seebach», 1985, 8 - Daniela Schicker (Grabfunde 550/650 n. Chr.) - Neujahrsblatt Zürich 11/12, 1978, Alte Kirche Schwamendingen etc.