In der Binzmühle wurde nicht nur Getreide gemahlen, wie der Name vermuten lässt, sondern auch gesägt. Mühle und Säge waren zumindest in den letzten Jahrzehnten des Bestehens eine Einheit und wurden vom gleichen Unternehmer geführt. Zuletzt war das die Firma Gubler & Hensler. Es ist zu vermuten, dass die Binzmühle ursprünglich nur eine Mühle war und der Sägereibetrieb erst später dazu kam. Wann das war, konnte die OGS noch nicht ermitteln. Für die Mühle reichte das im Binzmühleweiher gestaute Wasser meist aus, während das Wasser im deutlich kleineren unteren Reservoir für den intensiveren Sägebetrieb gedacht war. Etwas gemittelt bedeutet dies, dass der grosse, obere Weiher die Bandenergie und der kleine untere die Spitzenenergie lieferte. Zur Sägerei selber ist noch bekannt, dass sie von einem eigenen, oberschlächtigen Wasserrad angetrieben wurde. Die Sägevorrichtung befand sich im Freien, war jedoch überdacht.
Der Binzmühlebach war früher erheblich wasserreicher als der Katzenbach, daher wurde hier eine Mühle erstellt. Zudem überwand der Bach zwischen der heutigen Schaffhauserstrasse und der Binzmühle eine Höhendifferenz von 10 Metern, was es dem Müller erlaubte, einen relativ kurzen Mühlkanal zu bauen. Der Sägekanal war noch kürzer. Das Wasser für die Sägerei wurde erst hinter dem Haus mit einer hölzernen Schwelle aus dem Mühlkanal abgezweigt. Die Mühle benötigte angesichts der Wassermenge lediglich eine Höhendifferenz von 4 Metern und genau diese Höhendifferenz wies die Binzmühlekrete auf. Das war in ganz Seebach einmalig, denn nirgendwo gab es früher die Kombination von Höhendifferenz und viel Wasser. Oberhalb der Mühle stand ein bereits vorhandener See in Form des Binzmühleweihers zur Verfügung, der ein nutzbares Volumen von 3'500 m³ Wasser aufwies, welches ausreichte, auch in wasserarmen Zeiten über Nacht die Bandenergie für den täglichen Mahlbetrieb zu speichern.
Für die Spitzenenergie konnte man dank der 4 Meter hohen Krete oberhalb der Mühle einen relativ kleinen Speichersee bauen, welcher 350 m³ fasste und dank der reichlichen Wasserführung des Baches in vernünftiger Zeit wieder gefüllt werden konnte. Für Notfälle konnte man im oberen Stausee über Nacht bis zu 1000 m³ zusätzliches Wasser stauen, indem die minimale Ablaufmenge an der Schwelli reduziert wurde.
Der Bach wurde zu 2/3 durch die Neubrunnen- und Tannenquellen gespiesen, die das Wasser aus dem Grundwassersee der Buhn bezogen, welches dank seinem riesigen Volumen für eine einigermassen ausgewogene Quellleistung sorgte. Das warschon ums Jahr 1100 den damaligen Seebachern bewusst und sie trafen ihre Entscheidung für den Bau einer Mühle zugunsten diesen Standortes auf sehr soliden Füssen. Diese recht gut gesicherte Annahme allein zeigt zudem auf, dass die Neubrunnen- und Tannenquellen folglich schon damals geflossen sein mussten. Das Wasser, welches das Wasserrad antrieb, floss in einem eigenen Kanal zurück zum Binzmühlebach und erreichte diesen erst bei der Mündung in den Leutschenbach auf Ã?rliker Gebiet. Diese primär für den Mühlbetrieb nötigen Voraussetzungen galten in noch gesteigerter Weise, als dann im spätern Mittelalter noch das Sägewerk dazu kam.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts begannen dann die Eingriffe des Menschen in das Jahrhunderte lang funktionierende Gefüge einzuwirken. 1865 wurde ein sehr hoher Damm für die Eisenbahnstrecke von Ã?rlikon nach Bülach erstellt. Dieser schottete die Mühle vom bisherigen Seebacher Siedlungsgebiet ab. Er zerstörte zugleich das Bett des Niederlochbachs. Die aufkommende Industrialisierung in Ã?rlikon reduzierte die Wassermenge des Schürbachs, indem dessen Zuflüsse eine Zeit lang als Quellwasser für den Bahnhof dienten und die Wassermenge des Bachs reduzierten. Das Wasser des Sägetenbachs in Affoltern wurde der Kanalisation zugeführt, um den Zelglisumpf auszutrocknen.
Aber erst die Fassung der Neubrunnen- und Tannenquelle um 1895 reduzierte die Wassermenge des Binzmühlebachs so stark, dass der Mühle- und Sägereibetrieb fast gänzlich eingestellt werden musste. Die Melioration des Stierenrieds und der benachbarten Riede führten mittelfristig zu einer Entwässerung das Landes und damit zu einem unregelmässigeren Wasserfluss des Binzmühlebachs, welcher nun schon eher als Rinnsal bezeichnet werden musste. Eine direkte Folge dieser Entwicklung war, dass dadurch auch die Wassermenge des Leutschenbachs abnahm. Dort hatte die Bautätigkeit in Ã?rlikon die gleichen Auswirkungen auf die Wassermenge.
Der Wasserbedarf der Mühle war während dem Mühlbetrieb immer wieder starken Schwankungen ausgesetzt. Um Flora und Fauna im Binzmühlebach nicht unnötig zu stören, wurde der Wasserkanal nach dem Mühlrad bis zur Mündung in den Leutschenbach verlängert. Dadurch glättete sich der Wasserschwall etwas. Mit zu dieser Lösung beigetragen hat natürlich auch der Umstand, dass die 4 m hohe Binzmühlekrete, welche für den Kanal oberhalb der Mühle genutzt wurde, 50 m vom natürlichen Bachlauf entfernt war. Das Abwasser der Mühle dürfte sich ursprünglich seinen Lauf selber gesucht haben. Erst später wurde der zur Schonung der Krume nötige Kanal abgeteuft.
Mit der regen Bautätigkeit gegen Ende des vorletzten Jahrhunderts zeichnete sich ab, dass in absehbarer Zeit eine öffentliche Wasserversorgung eingerichtet werden musste. Vorausschauend kaufte die Gemeinde gemeinsam mit der Holzkorporation Seebach (HKS) die Neubrunnenquelle dem bisherigen Besitzer der Binzmühle ab. Dazu gehörte auch der Binzmühleweiher. Dieser lieferte je nach Regeneintrag im Gebiet Buhn 400 bis 800 Liter Quellwasser pro Minute. Gegen Bezahlung von Fr. 12Â?000.-- verkauften die neuen Besitzer der Maschinenfabrik Ã?rlikon (MFO) die Hälfte der Wasserrechte an der Quelle. 1892 trat die HKS ihre Rechte an der Quelle an die Gemeinde ab.
Für die Binzmühle insgesamt war das ein sehr schlechtes Geschäft, denn ohne das Wasser der Quelle musste sie den Sägerei- und Mühlenbetrieb sehr stark zurück fahren und um 1899 ganz einstellen. Es müssen deshalb seitens der Binzmühle noch weitere Gründe vorgelegen haben, dass sie in ein derart schlechtes Geschäft einwilligte. Der Gemeinde ging es dann nicht besser beim Verkauf der Wasserrechte an die MFO. Denn auf die über 30 Jahre Wasserbezug hchgerechnet, betrugen die Einnahmen nicht einmal 0,3 Rappen pro m³.
Die Firma Gubler und Häusler bestand noch über das Jahr 1895 hinaus und wird noch bis 1899 als Holzhändler erwähnt. Im Adressbuch von 1913 findet man die Firma nicht mehr.