Der Unfall ereignete sich am Sonntag, den 17. Oktober 1943.
Bei der ehemaligen Haltestelle Querstrasse in Örlikon stieg ein Kontrolleur in den noch neuen Tramwagen des Typs Haifisch. Dieser hatte an diesem Tage seine regelmässige Übungsfahrt zu absolvieren hatte, da er noch als Reserve-Tramführer eingeteilt war. Der Kontrolleur stieg in die Führerkanzel und der diensthabende Tramführer stand ausserhalb und beobachtete den Kontrolleur durch das heruntergelassene Schiebefenster. Es ist zu vermuten, dass die beiden intensiv miteinander sprachen, wodurch die Aufmerksamkeit des Kontrolleurs beeinträchtigt war. So kam es, dass er die Kurve bei der Tramendstation etwas zu schnell anfuhr. Der noch ziemlich neue, erst 1940 eingeführte vierachsige Motorwagen purzelte in den Katzenbach hinunter. Etwas mehr Glück hatten die Fahrgäste im zweiachsigen Anhänger Nr. 651, Baujahr 1930 von der SIG. Dieser Wagen kippte nicht, neigte sich aber zum Bache hin. Im vorderen Wagen befanden sich mehrere Frauen mit Kindern.
Der Unfall sprach sich in Seebach auch ohne Handy mit hoher Geschwindigkeit herum und im Nu waren zahlreiche Zuschauer da, welche sich das Ereignis aus der Nähe ansehen wollten. Unter anderem auch Anton oder Hans Schnöller vom bekannten Fotogeschäft, welche die Fotos angeblich aufnahmen, die in diesem Zusammenhang meistens abgedruckt werden. Es sollen noch Glasplattenaufnahmen gewesen sein, die aber verschollen seien. Manchmal hört man auch sagen, dass P. Nicca diese Aufnahmen gemacht hätte, doch dürfte dies kaum stimmen, denn P. Nicca wohnte damals noch gar nicht in Seebach und konnte daher kaum schnell genug an Ort und Stelle gewesen sein. Drei Abzüge von der Glasplatte existieren in hervorragender Qualität beim Baugeschichtlichen Archiv in Zürich, wo sich jedermann seine eigene Kopie kaufen oder kopieren kann. Mehr dazu siehe unter BAZ!
Auch der Seebacher Alwin Hochstrasser befand sich etwa 30 Minuten später an der Unfallstelle. Er war schockiert, als er sah, wie vielleicht 30 Personen, darunter viele Frauen, weinend aus dem Wagen befreit wurden und grossenteils verletzt waren. Von Zeit zu Zeit kam ein Sanitätswagen vorbei und holte die Verletzten ab. Zwischenzeitig wurden die anderen Verletzten an Ort notfallmässig behandelt. Der Unfall geschah an einem strahlend blauen Herbsttag.
Kurios ist folgende, auf Tatsachen fussende Geschichte: Kurt Wirth sen., späterer Präsident des Quartiervereins Seebach, pflegte beim Tramfahren einen netten Sport, den noch manch andere auch betrieben. Um sich die Zeit zu sparen, welche das Tram mit dem langsamen Befahren der Wendeschleife verplemperte, sprang er jeweils schon 20 bis 30 Meter vor der Schleife vom Trittbrett des Anhängers, sich korrekt mit der linken Hand am Handlauf haltend. Das war eigentlich nicht erlaubt und im Wageninneren hatte es auch eine entsprechende Verbotstafel: «Auf- und Abspringen während der Fahrt verboten». Kurt Wirth sen. ignorierte diese Tafel fast täglich und war dafür bekannt, dass er diese «Sportart» sehr virtuos beherrschte, schliesslich war er ja Turner und noch keine 40!
Kondukteuren, die ihn zur Vorsicht mahnten, pflegte er zu sagen: "Eher fällt das Tram in den Katzenbach als ich!" Nicht lange danach geschah der Unfall, so als ob er eine Vorahnung gehabt hätte.
Die Zeitungsberichte des Tages-Anzeigers, der NZZ, des Echos vom Zürichberg wären noch auszugraben und der Eintrag entsprechend zu verbessern. Der geneigte Leser merke folgendes: Nichts Genaues weiss man nicht! Es ist von jedermann unschwer zu erkennen, dass die unten aufgeführten Quellen keine Unfallexperten der Städtischen Strassenbahn der Stadt Zürich waren. Dementsprechend können Teile des Berichtes möglicherweise etwas ungenau sein.
Quellen: - Albert Bader - Robert Berger-Wirz - Alwin Hochstrasser - Anton Schnöller/P. Nicca/BAZ (Fotos)