Allgemeine Familiennameneinträge haben den Zweck, Ahnenforschern ein bisschen weiter zu helfen und dereinst alle alteingesessenen Seebacher Familiennamen kurz vorzustellen!
Erste Wettstein-Sippe in Zürich-Seebach
Die Seebacher Wettsteins schrieben sich bis 1800 Wetzstein. Es ist ein altes Seebacher Geschlecht. Seit 1590 in Seebach nachgewiesen durch die Zuwanderung des Ulrich Wetzstein, geboren 1560, vermutlich von Birmensdorf ZH her. Sein Sohn hiess Jagli Wetzstein und wurde um 1594 geboren. Alle Seebacher Wetzsteins/Wettsteins dieser ersten Sippe stammen vom Urvater Ulrich Wetzstein ab. Diese Wetzsteins hatten ihren Hof in der Gwattbreite, also hinter dem Schwandenholz zwischen der Waid und dem Katzenbach. Die schwierigen wirtschaflichen Verhältnisse sorgten seit 1672 dafür, dass die späteren Nachfahren der Wetzsteins keine Bauernhöfe mehr bewohnten, sondern nur noch als sogenannte Tauner, also Taglöhner und Bauern mit wenig Land in einfachen Holzhütten versuchten zu überleben. Die Sippe überstand diese schwierige Zeit und ab 1800 wurden in den Bürgerrödeln wieder 9 Namensträger erwähnt. Sie wohnten auf der Buhn, im Ober- und im Hinterdorf und übten die Berufe des Lehrers (Jakob Wettstein, Hans Jakob Wettstein), des Schuhmachers, des Maurers und des Zimmermanns aus. Nach etwa 1880 sind alle Nachfahren des Ulrich Wetzsteins aus Seebach weggezogen oder verstorben.
Zweite Wettstein-Sippe in Seebach
Der Stammvater der 2. Seebacher Wettstein-Sippe ist Jakob Wettstein (1826-1902), Bürger von Seebach seit 1876. Er wanderte um 1850 von Fällanden her nach Seebach zu. Es hat also eine Zeitspanne von etwa 40 Jahren von 1850 bis etwa 1890 gegeben, wo beide Sippen nebeneinander in Seebach lebten. Ganz ursprünglich sind sie natürlich miteinander stammverwandt. Alle damals im Binz, im Oberdorf (z. B. die Schuhmacher-Sippe oder die Glasschleifer) und in der Waid lebenden Wettsteins gehen auf diesen Jakob Wettstein aus Fällanden zurück. Dazu gehören auch die Vor- und Nachfahren des bekannten Seebacher Sekundarlehrers Paul Wettstein (1891-1976), welche anfänglich an der Frohbühlstrasse, dann an der Glatttalstrasse und zuletzt im Oberdorf wohnten. Letztere sind inzwischen alle von Zürich-Seebach abgewandert.
Zwei Seebacher Färbermeister namens Wettstein
Es ist urkundlich gesichert, dass es einen Färbermeister namens Hans Rudolf Wettstein gab, der am 5.2.1859 in Seebach geboren wurde und vor 1884 nach Deutschland auswanderte und am 23. Mai 1884 dort heiratete. Er hatte 5 Nachkommen, die aber alle in Deutschland verblieben. Hans Rudolf Wettstein verstarb am 1.2.1929 in Langenberg NRW. Er oder seine Kinder kehrten nicht mehr in die Schweiz zurück, sodass der 1. Wettstein-Stamm in Seebach nicht mehr zu neuem Leben erwachte. Mehr dazu siehe unter Hans Rudolf Wettstein sen.!
Im Adressbuch von Seebach 1913 findet sich ein Konrad Wettstein, Färber, wohnhaft gewesen am heutigen Buhnrain 20-24. Da früher die Berufe noch viel stärker ein Familienmerkmal waren, könnte man vermuten, dass dieser Konrad Wettstein eventuell ein naher Verwandter des eingangs erwähnten Hans Rudolf Wettsteins gewesen ist. Da er noch 1913 als in Seebach wohnend nachgewiesen ist, kann er nicht zur 1. Sippe gehören und ist folglich nicht verwandt mit Hans Rudolf Wettstein. Der gleiche Beruf ist daher blosser Zufall. Mehr als diese Schlussfolgerung kann aber aus den vorhandenen Unterlagen nicht heraus gelesen werden. Er hatte einen Namensvetter, welcher ebenfalls Konrad Wettstein hiess und in der Waid wohnte und zur 2. Sippe gehörte. Es gilt also, die beiden sorgfältig zu unterscheiden.
Gibt es noch eine dritte Wettstein-Sippe?
Ein Widerspruch ergibt sich auch beim Seebacher Sekundarlehrer Ulrich Wettstein, dessen Geburtsjahr etwas unsicher mit 1869 angegeben wird. Er dürfte folglich zugewandert sein und verstarb 1929 noch im Schuldienst. Er müsste daher zur 1. Sippe gehören, denn er ist kein Nachfahre von Jakob Wettstein. Ganz sicher ist das aber nicht, da sein Geburtsjahr 1869 unsicher ist. Falls 1869 stimmt, dann kann er auch kein Nachfahre eines seiner Kinder gewesen sein, denn der älteste Sohn war Kaspar und der wurde erst 1853 geboren und kommt damit als Vater für Ulrich nicht infrage. Zur 1. Sippe kann er aber nicht gehören, denn diese sind ja entweder bis 1890 ausgewandert oder verstorben. Er passt somit weder in die 1. noch in die 2. Sippe. Die Lösung zeigt sich dann indirekt: Ulrich Wettstein wirkte erst seit 1906, als er bereits um 37 Jahre alt war als Sekundarlehrer in Seebach und ist offenbar ein zugewanderter Wettstein. Da er verheiratet war und eine gut bekannte Tochter Hedi hatte, man denke an das Hedi-Wettstein-Brüggli, scheint er ganz offensichtlich der Begründer der 3. Wettstein-Sippe in Seebach zu sein. Ganz sicher ist das aber erst, wenn das effektive Geburtsjahr des Ulrich Wettstein feststeht.
Wie der Name Wettstein entstand
Der Name entstand nach 1200 und wurde vorab Bauern zugedacht, die viel Gras und Heu einholten und die Tiere vermehrt im Stall liessen. Der Familienname geht somit in seiner Bedeutung auf ein Werkzeug zurück, welches man früher zum Schleifen von Sensen, Sicheln usw. benützte. Wettstein war auch der Ã?bername für einen Bauern. Der erste Träger dieses Namens dürfte entweder solche Wetzsteine hergestellt haben oder sie in auffälliger Weise benützt haben. Es ist ursprünglich also im weitesten Sinne eine Berufsbezeichnung oder ein Ã?bername.
Was nun das Wetzen betrifft, mag es den einen oder anderen interessieren, welches denn die Bedeutung von wetzen ist. Zuerst denkt man da an den Wasserbehälter, in welchem ein Wetzstein normalerweise ruht und vermutet möglicherweise, dass es mit dem englischen wet = nass etwas zu haben könnte, doch diese Annahme führt in die Irre, denn althochdeutsch hiess das Wort hwezzan oder wezzan und bedeutete schon immer schärfen. Es hat also mit Wasser nichts zu tun. Das englische wet hingegen fusst auf dem altenglischen waet und ist verwandt mit dem Wort Wasser. Der Familienname Wettstein bezieht sich also auf wetzen und nicht auf nass.
Die Wurzeln des Familiennamens Wettstein
Der Familienname Wettstein hat mehrere Wurzeln im Kanton Zürich und verbreitete sich schon bald nach Bassersdorf, Dättlikon, Fehraltorf, Fällanden, Egg, Hagenbuch, Herrliberg, Illnau, Kyburg, Lindau, Maur, Nürensdorf, Ötwil a. S., Russikon, Rüti, Volketswil, Wallisellen, Wetzikon und Wildberg.
Früheste Nennung des Familiennamens Wettstein ist ein Bertolt Wetstain in Wagenhausen TG (bei Stein am Rhein) 1288/1318, dann folgt ein Rudolfus Wetzstein vor 1307 in Küsnacht ZH, ein Ulrich Wettstein u 1331 in Madestwil (Russikon) usw.
Den Namen Wettstein gab es schon früh auch in Rapperswil SG, im Aargau und in Basel, wo es einer sogar zum Bürgermeister brachte: Das war J. R. Wettstein, gestorben 1666. In Basel gibt es sogar ein Quartier, das Wettstein heisst. Die Wettsteins sind auch schon früh ausgewandert nach Österreich, Ungarn und Deutschland.
Die eigentlichen Wurzeln des Familiennamens im Kanton Zürich liegen wahrscheinlich in Russikon und gehen auf ein Bauerngeschlecht zurück, welches in Madetswil bei Russikon bezeugt ist.
Maulfaulheit sorgt für neue Schreibweise
Wie schon erwähnt schrieben sich die Seebacher Wettsteins bis um 1800 stets Wetzstein. Danach passte sich die Schreibweise der Aussprache an, welche wegen der bekannten Maulfaulheit nicht gerne einen Explosivlaut «tz», einen Zischlaut «sch» und wieder einen Explosivlaut «t» nacheinander mag. Durch die Gemination des «t» wurde das starke «z» etwas abgemildert, was der Zunge entgegen kam.
Alle der OGS bekannten Wettstein-Namensträger/innen
Es werden aus Datenschutzgründen nur die in Seebach wohnhaften oder wohnhaft gewesenen Wettsteins, aber keine weiteren Nachfahren erwähnt. Die Lebenszeit wird mit 'von/bis' genannt, reine Stichjahre sind in Klammern () gesetzt. Recherchiert wurden diese durch Ernst Benninger in den Seebacher Kirchenbücher.
1. Sippe:
- Ulrich Wetzstein, 1550-?, Landwirt, zugezogen um 1590 - Jagli Wetzstein, 1594-?, Sohn des Ulrich, Landwirt
Danach folgten zahlreiche Nachkommen, die alle als Taglöhner und Kleinbauern arbeiteten und in Holzhütten wohnten. Sie werden leider nur ohne Namen rein summarisch erwähnt.
Ab 1800 werden in den Bürgerrödeln 9 Nachkommen erwähnt, von denen Ernst Benninger einige nannte, leider aber ohne Namen-, jedoch mit Berufsangabe wie Schuhmacher, Maurer, Zimmermann und Lehrer.
Weitere Namensträger dieser 1. Wettstein-Sippe waren:
- Jacob Wettstein, Vater des Hans Jakob Wettstein (1859) - Rosina Wettstein, geborene Bosshardt, Frau des Jacob Wettstein und Mutter von Hans Rudolf - Hans Rudolf Wettstein, 1859-1929, Färbermeister, Wegzug nach 1880 durch Wanderschaft nach Deutschland ohne bleibende Rückkehr. Eine Nachfahrin des Hans Rudolf Wettstein, Elisabeth Wettstein, ist später mit ihren beiden Kindern Hans Rudolf und Luise wieder in die Schweiz zurückgekehrt und nahm Wohnsitz in Richterswil ZH. Die Kinder heirateten später in Thalwil und Wädenswil. Mehr erfährt man unter www.909.se.
Auf diese Wettstein-Namensträger hat Eberhard Behmers die OGS hingewiesen. Dank den Recherchen von Dr. Kurt Mäder konnte dieser Wettstein-Stamm noch etwas näher abgeklärt werden.
Von den Seebacher Lehrern dieses Stammes gibt es dank Reinhard Ochsner einige weitere Angaben:
- Felix Wettstein, (1818), Vater des Jakob - Hans Jakob Wettstein, ?-1840, Primarlehrer - Jakob Wettstein, 1798-mindestens 1831, Primarlehrer, Sohn des Felix
2. Sippe:
- Jakob Wettstein-Wüst, 1826-1902, Landwirt, Waid, von Fällanden - Anna Wettstein, später Kuhn-Wettstein, 1952-?, Waid - Kaspar Wettstein, 1853-?, Landwirt, Waid - Heinrich Wettstein, 1855-?, Waid - Johann Jakob Wettstein, 1857-nach 1895, Landwirt, Waid - Albert Wettstein, 1859-?, Waid - Regula Wettstein, 23.1.1861-12.8.1861, Waid - Magdalena Wettstein, 1863-?, Waid - Gotthilf Wettstein-Morf, 1865-nach 1931, Landwirt, später Schreiner - Alfred Wettstein, 1866-?, Waid - Barbara Wettstein, 1868-?, Waid - Albert Wettstein, 1859-nach 1924, Landwirt, Gärtner, Frohbühlstr. - Albert Wettstein, 1886-1890, Frohbühlstrasse - Paul Wettstein-Gerber, 1891-1976, Sekundarlehrer - Elsie Wettstein, 1892-?, Glatttalstr. - Hanne Wettstein, 1894-?, Glatttalstr. - Amelia Wettstein, später Wasser-Wettstein, 1901-1997, Glatttalstr. - Kaspar Wettstein, (1913), Färber, Sonnenbergstr. Haus 229 - Alfred Wettstein, 1918-2004, Glasschleifer (Sohn des Gotthilf) - Walter Wettstein, (1931), Glasschleifer - Gottfried Wettstein I, 1862-nach 1933, Schuhmachermeister - Gottfried Wettstein II, (1950), Schuhmacher - Gottfried Wettstein III, geboren 1942, Mechaniker, Informatiker - Ruth Wettstein, (1955), Schülerin - Jakob Wettstein, 1798-?, Primarlehrer ab 1818 - Hans Wettstein I, 1892-1986, Landwirt/Gärtner - Hans Wettstein II, 1921-1987, Landwirt/Gärtner - Hans Wettstein III, (1987), Wirt - Peter Wettstein, (1987, 1990), Wirt - Max Wettstein, 1926,-?, Landwirt/Gärtner - Werner Wettstein, 1922-20??, Wirt
3. Sippe:
- Ulrich Wettstein, 1869-1929, Sekundarlehrer, Sonneggstr. Haus 315 - Hedi Wettstein, (1952), Tochter von Ulrich Wettstein
noch nicht einer Sippe zugeordnet:
- Paul Wettstein-Sauter (1950, 1955), Bäcker
Bekannte Seebacher Wettsteins im Ausland
- Rudolf Wettstein (1900-1979), Architekt, geboren in Krefeld, Bürger von Zürich, Sohn des Hans Rudolf Wettstein, Färbermeister, wohnhaft gewesen in Seebach von 1859 bis etwa nach 1880. Als Auslandschweizer wurde 1934 sein Seebacher Bürgerrecht wegen der Eingemeindung Seebachs zu Zürich in ein Zürcher Bürgerrecht geändert. Da er nie in Seebach wohnte, wird er in der obigen Liste nicht aifgeführt.
Quellen: - Neujahrsblatt Zürich 11/12, 1985, 46 (Zuwanderung der Wettsteins) - Zürcher Familiennamen, ZKB, 1994, 174 (Frühe urkundl. Erwähnungen) - Kluge, 24. Auflage, 2002 (Deutung) - Oxford Dictionary of English Etymology, 1966 (Deutung) - Eberhard Fehmers, Schweden (meldete Hans Rudolf Wettstein) - Walter Aeberli (erforschte die Sippe Wüst und lieferte Ergänzungen zu den Wettsteins) - "Seebacher Nachrichten" 1957, Reinhard Ochsner, Beitrag "Ein altes Schulhaus verschwindet"