Als Geiss wurde früher ein Metallschlitten mit Holzlatten bezeichnet, welcher durch seine weit nach oben geschwungenen, metallenen Kufen auffiel. Diese Schlittenart galt nach 1950 als völlig veraltet. Mode waren zu dieser Zeit die sogenannten Davoser Schlitten aus Holz. Meine Eltern konnten es sich damals nicht leisten, einen Schlitten zu kaufen, sodass wir uns jeweils einen ausleihen mussten. 1953 bekam dann die Schwester von der Tante zu Weihnachen einen Davoserschlitten geschenkt, sodass das Ausleihen für mich etwas leichter zustande kam. Manchmal blieb nichts anderes übrig, als mit der lieben Schwester zusammen hinunter zu fahren. Da sie noch recht klein war, ergab sich kein Problem.
Später gab es dann für den kleinen Bruder einen 2. Davoserschlitten älteren Datums, den der Vater aus dem Sperrgutwagen rettete. Nach etwas Schleif- und einer kleinen Lackierarbeit sah er wieder ganz ordentlich aus. Schon am ersten Tag brach eine morsche Latte ab. Unglücklicherweise war es die hintere, äussere Endleiste, sodass er sich nur noch zum Bobfahren eignete, da man sich beim Schlitteln nicht mehr an der Latte halten konnte.
Mit 14 war dann auch mir das Glück hold. Ich bekam von einer älteren Frau, die an der Birchstrasse wohnte, auf dem Schulweg eine uralte Geiss geschenkt, der ich noch Jahre lang Sorge trug. Je nachdem sorgte die Geiss entweder für Bewunderung ob der Antiquität oder aber für Lachsalven seitens der Besitzer von Davoser-Schlitten. Das störte mich aber als stolzer Besitzer nicht, denn immerhin war der bei den Buben meist verpönte Meitlischlitten mein persönliches Eigentum und das zählte mehr als das hohe Alter. Alle drei Schlitten waren übrigens unstehlbar, denn der Vater hat mit einem Brenneisen überall den Namen «Berger» eingebrannt.