Das Tagblatt der Stadt Zürich fragte seine Leser im Frühling 2015, wann erstmals ein Zeppelin über Zürich flog. Es war dann ein Seebacher, der die richtige Antwort wusste und dies der Zeitung meldete: Es war ein Zeppelin des Typs LZ-4, der am 1. Juli 1908 über Zürich flog. Dafür bekam er als Belohnung eine Flasche guten argentinischen Weins, den er zusammen mit seiner Mutter zu einem feinen Abendessen genoss. Der bescheiden gebliebene Seebacher will nicht namentlich genannt werden, doch einen kleinen Beitrag in der OGS-Seebach ist die Sache dennoch wert.
Erste Auslandsreise eines Zeppelins
Die Zeppelinwerke unternahmen mit dem LZ-4 am 1. Juli 1908 einen ersten Testflug von Friedrichshafen über Schaffhausen, Luzern, Horgen und Zürich. Bei diesem Flug war Graf Zeppelin höchst persönlich am Steuer. Das Luftschiff näherte sich von Horgen her und flog um 14.35 Uhr über das Stadtzentrum. Ã?ber dem Tonhalleplatz soll er eine Botschaft abgeworfen haben, welche an die NZZ gerichtet war. Danach wendete das Luftschiff und flog in einer Höhe von ungefährt 250 Metern in Richtung Zürichberg, bog dann nach links ab und flog ein paar hundert Meter zur Limmat hinüber, wo er eine Weile über Grund stehen blieb und dann wippend den Bug und das Heck in die Höhe streckend in Richtung Winterhtur, Lindau am Bodensee zurück nach Friedrichshafen flog. Diese Strecke von 384 km wurde in genau 12 Stunden zurückgelegt, wobei der Zeppelin alle damals bestehenden Distanz- und Dauerrekorde brach. Es war die erste Reise eines Zeppelins mit Passagieren an Bord sowie die erste Auslandfahrt eines Luftschiffs von Friedrichshafen aus.
Grosse Begeisterung
Der Zeppelin löste in einer Zeit, als es hierzulande noch keine Luftfahrzeuge gab, bei der Bevölkerung grosse Begeisterung aus und die Tagespresse berichtete sehr ausführlich darüber. In Luzern war diese so stark, dass Hoteliers im neuen Transportmittel eine touristische Attraktion sahen und die Genossenschaft Aero gründeten. Am 24. Juli 1910 eröffneten sie die erste schweizerische Luftschiffstation. Diese blieb aus technischen und finanziellen Gründen nur zwei Jahre in Betrieb und wurde in der Folge wieder aufgegeben.
Das Interesse des Militärs am Luftschiff
Spätestens mit dem Vorgänger LZ-3 hatte sich das deutsche Militär für den Luftschiffbau zu interessieren begonnen und es auch gekauft. Das Luftschiff LZ-4 hätte später ebenfalls übernommen werden sollen, doch musste dieses vor dem Verkauf ans Militär noch die Forderung erfüllen, eine 24-stündige Fahrt zu bestehen. Das LZ-4 war das vierte von Graf Zeppelin konstruierte Luftschiff. Dieses wurde bereits mit finanzieller Unterstützung des deutschen Heers gebaut. Zeppelin bezeichnete seine Luftschiffe stets als für militärische Einsatzzwecke geeignet. In Grossbritannien und Frankreich löste die Nachricht von der grenzüberschreitenden Fahrt des LZ-4 vom 1. Juli grosse Besorgnis aus.
Die verhängnisvolle 24-Stunden-Fahrt
Um die Forderung des Militärs nach der 24-stündigen Fahrzeit zu erfüllen, unternahm das Luftschiif LZ-4 am 4. August 1908, also nur 5 Wochen nach der Fahrt über die Schweiz, eine solche nach Mainz. Das Luftschiff startete frühmorgens um 6.22 Uhr in Friedrichshafen, um Mainz zu erreichen. Während dieser Fahrt musste das Schiff am selben Tag um 17.24 Uhr wegen eines kleinen Motorschadens bei Trebur-Geinsheim notlanden. Der Motor konnte repariert werden, und das Luftschiff startete gegen 22.00 Uhr zur Weiterfahrt, doch musste das LZ 4 schon zwei Stunden später abermals wegen Motorproblemen bei Echterdingen in der Nähe von Stuttgart zwischenlanden. Hier riss ein aufkommender Sturm das Schiff am 5. August 1908 aus seiner Verankerung. Es strandete an einem Obstbaum auf einem Feld in Bernhausen, fing Feuer, und nach kürzester Zeit blieben von der stolzen Konstruktion nur noch rauchende Trümmer übrig.
Die Zeppelinspende
Bei diesem Unfall wurde niemand ernsthaft verletzt, doch schien er das wirtschaftliche Aus für die Luftschiffe zu bedeuten. Doch es kam anders, denn einer der zahlreichen Zuschauer startete spontan eine Spendenaktion, die eine beispiellose Welle der Hilfsbereitschaft im ganzen Land auslöste. Die Zeppelinspende des deutschen Volkes erbrachte die eindrucksvolle Summe von über 6 Millionen Mark, die es Graf Zeppelin ermöglichte, die Firma Luftschiffbau Zeppelin GmbH zu gründen und eine Zeppelin-Stiftung ins Leben zu rufen. Das Zeppelin-Projekt stand damit auch endlich finanziell auf sicherem Boden. Graf Zeppelin bezeichnete deshalb später den 5. August 1908 als die Geburtsstunde der nationalen Luftschifffahrt in Deutschland.
Quellen: - OGS-eigene - Zeitungsbeitrag der NZZ von Alfred Waldis am 30.6.2008, stark gekürzt - Wikipedia (letzte zwei Abschnitte, gekürzt)