Walter Keller war in den 1930er-1960er Jahre ein allseits beliebter Briefträger. Er verrichtete seine Arbeit mit einem gelbschwarzen Velo der Post und hatte oft einen Alu-Anhänger dabei. Da früher die Post noch täglich drei Mal (!) ausgetragen wurde, gab es am Nachmittag meist eine leichtere Tour, bei welcher das Velo nur mit den beiden Behältern vor dem Lenker und auf dem Packträger ausgestattet war.
Einmal stellte Walter Keller sein Velo bei einem Gartenhag an der Ausserdorfstrasse ab und begab sich mit etwas Post zu einem Haus. Diesen Moment nutzten ein paar Lausbuben und banden das Velo mit Schnüren an den Gartenhag. Danach machten sie sich davon, versteckten sich und beobachteten hinter Büschen, was der Pöstler wohl für Augen macht, wenn er feststellt, dass er nicht mehr weiter fahren kann.
Gross war dann die Enttäuschung bei den Lausbuben, als Walter Keller in die Tasche griff, ein Sackmesser hervor holte und die Schnüre binnen weniger Sekunden durchschnitt, seinen «Hegel» wieder versorgte und weg fuhr, als sei nichts gewesen. Die Buben waren so perplex, dass sie längere Zeit brauchten, ehe sie fertig konsterniert waren.
Angeblich sollen sie geschworen haben, dem Pöstler beim nächsten Streich noch einen drauf zu geben. Was genau das war, darüber schweigt die Geschichte. Arg kann's nicht gewesen sein, denn Walter Keller ist doch noch 72 Jahre alt geworden.