Primarlehrer in Seebach. 1902-1993. Bekannter und allseits beliebter Lehrer und Pädagoge mit einem hervorragenden Wissen in Geschichte, Geografie und deutscher Grammatik. Seit etwa 1925 im Schuldienst der Stadt Zürich, anfänglich im Schulhaus Halde B in Örlikon, ab 1942 im Schulhaus Buhnrain und ab 1954 im Kolbenacker. Erster Direktor des Cäcilienchors von 1935 bis 1953. Er zog 1938 von der Örlikonerstrasse 98 nach Seebach an die Grünhaldenstrasse 36. Er wurde 1967 pensioniert, als er gerade die 4. Klasse fertig unterrichtete. Seine Nachfolgerin für die 5. und 6. Klasse wurde dann Frau J. Hatt-Kuert (1967-69)
Er war verheiratet und hatte zwei Töchter, eine Elisabeth (geb. 1931) und eine Louise (1933) sowie zwei Söhne, wovon der eine Emil hiess, während der Name des andern mir entfallen ist. Nach seiner Pensionierung konnte Emil Krönert sein Altenteil noch viele Jahre lang geniessen. Seltenes Kuriosum: Seine Tochter Louise besuchte die 4. bis 6. Klasse von 1942 bis 1945 bei ihrem eigenen Vater und auch Emil junior hatte das gleiche Vergnügen. Das war früher kein Einzelfall, denn es ist überliefert, dass auch Dr. h.c. Max Maag (Zahnräder Maag) bei seinem eigenen Vater in Schwamendingen zur Schule ging.
Emil Krönert war einer der wenigen Seebacher, der auch einmalige Kenntnisse in Lokalgeschichte hatte, welche unter anderem noch bis heute nachwirken im Einfluss, den dieser Lehrer auf mich gehabt hatte, denn ich ging bei ihm von 1954 bis 1956 zur Schule. Seinem Einfluss ist es mit zu verdanken, dass heute eine OGS Seebach vorliegt. Er hat einen Teil der Fährte gelegt. Emil Krönert war zwar ein strenger, hartnäckiger, aber auch geduldiger Lehrer. Da er aber nicht nur in meinen Lieblingsfächern unterrichten musste, sondern auch noch in einigen anderen, die mir gar nicht behagten, vertrieb ich die Zeit mit Flausen, sodass er seine sonst sprichwörtliche Ruhe ab und zu verlor, meine Anwesenheit in seiner Klasse als Störung empfand und schliesslich in Übereinstimmung mit meiner Mutter mich nicht mehr länger in seiner Klasse haben wollte. Schulvorstand Robert Schmied löste das Problem dann salomonisch, indem er mich in einem anderen Schulhaus und bei einem anderen Lehrer unterbrachte.
Emil Krönert sagte nie: "Ich han dir das scho hundert Mal gsäit!", sondern er sagte es eben hundert Mal, bis der Schüler es endlich begriff. Diesen Langmut traf man nur bei gegnadeten Lehrern an und Emil Krönert war einer davon. Für mich mit Sicherheit die schönste Unterrichtsstunde war das Fach Geografie, wo insbesondere in der 4. Klasse die Lehrmappe «Unser liebes Zürich» bei den meisten Schülern viel Anklang fand, aber auch, weil es der Lehrer verstand, diesen Stoff besonders lebendig zu vermitteln. Mehrmals nutzte er Stadtbesuche der Klasse (z.B. Besuch der Schirmbildzentrale) um den Schülern den Felix-und-Regula-Brunnen oder einen grossen Findling usw. zu zeigen. Er war mein letzter Lehrer, welcher noch etwas von Bienen verstand und sein Wissen auch vermittelte. Er beherrschte zudem das Geigenspiel und benützte seine Geige stets, wenn zu Beginn einer Schulstunde zuerst noch ein Lied gesungen wurde. Auch im Singunterricht benützte er sie. Wenn immer möglich begleitete er die singenden Kinder auf der Geige. Das half manchmal, die Schwächen des 30-köpfigen Anfängerchors zu überdecken.
Er ass jeweils in der Pause eine Banane, was ihm bei einigen Schülern den Übernamen Bananenschaaggi eintrug. Den trug er gemeinsam mit August Heller, der ihn aus dem gleichen Grunde bekam. Da August Heller älter war oder den Übernamen schon früher trug, war natürlich August Heller der eigentliche Namensträger und Emil Krönert trug ihn nur in der Zeit von 1954 bis 1956, offenbar deshalb, weil einer seiner Schüler ihn in Kenntnis der Heller'schen Umstände auch auf Emil Krönert übertrug.
Emil Krönert hatte auch Humor. Mit besonderem Spass fragte er seine Schüler in der Pause: "Wotsch au en Biss Banane?" Da Bananen damals teuer waren und demzufolge eine Seltenheit, sagten die meisten sofort: "Ja" und durften dann voll Wonne einen Biss von seinem «Schluuchöpfel» nehmen. Lausbuben nahmen manchmal einen recht grossen Biss und wurden prompt mit einem kurzen Stüber an den Hinterkopf belohnt, wenn sie es übertrieben. Emil Krönert wurde oft in einem grauen «Vauwee» Käfer mit einteiligem, ovalem Heckfenster, also einem Modell ab 1953 bei der An- oder Wegfahrt gesichtet. Besitzerin des Autos war aber seine Tochter Louise, die ab 1954 im kleinem Pavillon als Lehrerin tätig war. Auch seine zweite Tochter Elisabeth wurde Primarlehrerin und unterrichtete ebenfalls kurze Zeit im Schulhaus Kolbenacker.
Besonders lehrreich verliefen auch seine Schulreisen, wo einmal das ehemalige Fischerdörfchen Nohl, die Thurmündung, der Rigi (in Zürich sagte man damals der Rigi), die hohle Gasse, die Maggi-Fabrik und die Mineralquelle Eglisau besucht wurden. Beim Besuch der Suppenfabrik Maggi durfte die ganze Klasse auch um den grossen Kochkessel stehen, wo die Bouillon hergestellt wurde. Der Führer des Fabrikrundganges zog dabei auch eine grosse Speckschwarte, welche im Kochkessel hing, heraus und erklärte, dass diese der Bouillon ein feines Fleischaroma vermittle. Da fragte Lehrer Krönert den Mann, ob er die Speckschwarte haben dürfe, wenn sie ausgekocht sei. Verwundert fragte dieser, wofür er denn Verwendung habe. Da meinte Emil Krönert, er könnte sie gut gebrauchen, um mir den Hintern zu verschwarten, wenn ich das nächste Mal Anlass dazu gäbe. Darauf lachte die ganze Klasse Schöllen und ein Mädchen meinte keck: "Verdient hett er's!" Dazu muss in Erinnerung gerufen werden, dass ich ja sein unartigster Schüler war und immer Flausen im Sinne hatte. Zwischen 1954 und 1956 musste er eigentlich nur mir hin und wieder eine Ohrfeige verpassen, sodass man ihm eigentlich Unrecht antut, wenn man ihn als Lehrer mit Handschrift bezeichnet. Dafür konnte er natürlich nichts.
Es ist aber ein Fall aus dem Jahre 1950 bekannt, wo er tatsächlich einmal zu Unrecht zulangte. Das war noch im Schulhaus Buhn. Und das kam so: Ein Schüler namens Max hatte irgend etwas Schlimmes angestellt und als Pausenaufsicht musste Emil Krönert den Schüler bestrafen. In der Hitze des Gefechtes fragte er die Schüler im Umkreis, wer der Max sei und da meldete sich der etwa 10 Jahre alte Max Lehmann ganz ahnungslos und schon klebte ihm der Lehrer zu seiner grossen Verwunderung eine. Erst später hat sich herausgestellt, dass eigentlich ein ganz anderer Max gemeint war. Irren ist menschlich, aber nicht immer schmerzfrei.
Ausserdem war er auch Raucher und zwar ein kräftiger, was damals aber fast allgemeine Gewohnheit war. Das hat ihn aber nicht gehindert, 91 Jahre alt zu werden. Vielleicht hat der Traubensaft, den er gerne trank und in den 1950er Jahren stets beim Blauring bestellte, vieles wieder gut gemacht.
Den Begriff «Schlauchapfel» für Bananen hat er den Schülern beigebracht. Es war eine Verballhornung der reichsdeutschen Gepflogenheiten, fremden Wörtern einen echt deutschen Ausdruck zu verpassen, jedoch von jener Sorte, die mit schelmischer Boshaftigkeit absichtlich lustig klangen, weil sie eben nicht von einem Amte stammten, sondern von einem, der das gute Amt verhöhnte. Weitere Ausdrücke, die er nannte, waren «Braunschmelzmasse» für Schokolade, «Wonnekleister» für Konfitüre usw. Alle diese Ausdrücke waren, wie schon erwähnt, Verballhornungen. Die echten deutschen Ersatzausdrücke aus der Verdeutschungszeit waren natürlich nicht als Spass gedacht und klangen auch viel vernünftiger. Es war der ehrlich gemeinte, aber völlig daneben gegangene Versuch, die damalige deutsche Sprache von unnötigen Fremdwörtern zu reinigen. Emil Krönert hat auch darauf aufmerksam gemacht, dass man sich in der Schweiz durchaus beeilte, gewisse Verdeutschungen zu übernehmen und erinnerte an den Kraftwagenbetrieb der Städtischen Strassenbahn Zürich oder an die Bahnsteige im Zürcher Hauptbahnhof. Beides Bezeichnungen, welche man später wieder änderte. Die OGS besitzt noch eine Foto, wo man die Perrons des Zürcher Hauptbahnhofs noch so angeschrieben sieht.
Zu erwähnen wäre noch, dass Emil Krönert auch Kartonage-Unterricht gab und sich dort als ganz besonders begabter Lehrer entpuppte. Er kaufte aus seinem eigenen Geld einen Leimkocher, damit seine Schüler viel schneller arbeiten konnten, als jene anderer Lehrer, die mit Fischkleister arbeiten mussten. Viele Kartonage-Techniken verwende ich heute noch regelmässig, so praktisch und nützlich war sein Unterricht. Er lernte uns auch, wie man eine Broschüre selber herstellt.
Achtung: Klassenfotos können beim Staatsarchiv des Kantons Zürich, unter Klassenfotoarchiv jederzeit on line nachbestellt werden!
Quellen: - OGS-eigene - Max Lehmann - Anna Lehninger (Angaben zu Elisabeth und früherem Wohnort der Krönerts)