Primarlehrer. Seine Lebenszeit konnte noch nicht genau bestimmt werden, doch dürfte sie etwa von 1820 bis vermutlich 1897 gedauert haben. Sein Einsatz als Lehrer ist hingegen überliefert: Er trat 1844 als gewählter Lehrer in den Schuldienst ein und wurde etwa um 1885 pensioniert. Er stammte von Embrach ZH und war schon vor 1844 als junger Verweser in Seebach tätig. Er wird gewürdigt für seine Verdienste als Lehrer, da er es verstand, die zuvor an der Schule herrschenden Streitigkeiten zwischen der Gemeinde, der Schulpflege und seinem Vorgänger Hintermeister rasch aus der Welt zu schaffen.
Sein Wohnort war das bekannte Doppelwohnhaus Buhnrain 5, welches früher als Kilchhof oder als Sankt Niklaus Güetli bezeichnet wurde, als es noch ein richtiges Bauernhaus mit Scheune war. Er ist als Eigentümer der einen Haushälfte für das Jahr 1850 im Brandassekuranz-Lagerbuch 1812-1895 erwähnt und in diesem Jahr als neuer Eigentümer eingetragen worden. Er blieb das auch bis 1859, als er auch noch die zweite Haushälfte des vorderen Hauses von Diethelm Sieber erwarb. Für die Jahre 1866, 1874, 1875 und 1895 gab es dann keine Ã?nderungen mehr in den Eigentumsverhältnissen.
Kaspar Weidmann war aber nicht nur Lehrer, sondern betrieb nebenbei auch das Bauerngewerbe. Da es nicht immer leicht war, beide Berufe unter einen Hut zu bringen, konnte es immer wieder vorkommen, dass er gleich in den dreckigen Stallschuhen und Hosen zum Unterricht kam. Auch soll ihm am Morgen oft die Zeit gefehlt haben, sein Haar ordentlich zu strählen. An solchen Tagen hatte er dann eine ziemlich schlechte Laune und es brauchte nicht mehr viel, dass er auch mal auf seine Schüler einhieb. Er konnte aber auch ganz zahm sein. So schickte er einmal seine Schüler vorzeitig nach Hause, weil ihm ein Säuli in die Kiesgrube gestürzt sei. Da allgemein bekannt war, dass sein Frau zu Hause ein strenges Regime führte, konnte man sich vorstellen, was ihm blühte, wenn er ihr erzählte, was mit dem Säuli passiert war.
Die Weidmanns hatten Kinder, wie viele ist noch unbekannt. Sehr indirekt konnte die OGS bis jetzt ermitteln, dass sie mindestens eine Tochter hatten, welche später einen Leemann heiratete, von Seebach wegzog oder wegen der Heirat zur Hausfrau wurde, die früher in den Adressbüchern nicht mehr erwähnt wurden. Nach dem Hinschied ihrer Eltern wurde sie Eigentümerin des Hauses. Sie oder ihr Mann müssten es also gewesen sein, welche das ehemalige Bauernhaus 1898 in ein reines Wohnhaus umbauen oder besser gesagt, neu bauen liessen. Dieser indirekte Hinweis fand sich im Adressbuch von Seebach von 1913.
Für das Jahr 1858 bezifferte Kaspar Weidmann seine Schülerzahl auf 100 Alltagsschüler, 47 Repetier- und 24 Singschüler. Von den 100 Alltagsschülern bezeichnete er 5 als blödsinnig, taub oder halbtaub. Mit der Taubheit war aber nicht das Gehör gemeint, sondern ihre hohe Resistenz gegen das Erlernen von Schulstoff. Pfarrer Bliggensdorfer hat diese Einschätzung bestätigt.
1869 feierte man das 25jährige Dienstjubiläum dieses Lehrers mit einem grossen Jugendfest im Ettenfeld, wobei die Kinder reichlich verdünnten Wein (!) zu trinken bekamen und auf einer Reitschule eine Stunde lang gratis fahren konnten. Eine Sammlung hatte Fr. 155.30 ergeben, womit man dem Lehrer ein Pult kaufte. Lehrer Jakob Hotz, seit drei Jahren provisorisch in Diensten, bekam gleichzeitig seine definitive Anstellung und wurde mit sechs Silberlöffeln beehrt.
Quellen: - Festschrift Einweihung Schulhaus Buhnrain 1933 (25-Jahr-Jubläum) - Amelia Wettsteins Memoiren (1960) (Schilderung des Schulbetriebs und der Unfall mit dem Säuli) - Brandassekuranz-Lagerbuch 1812-1895 - Adressbuch von Seebach 1913