Geboren um etwa 1815. Gestorben nach 1875. Felix Lehmann war ein Bürger Seebachs und fiel dem Lehrer Jakob Wettstein schon früh als aufgeweckter Schüler auf. So kam es nicht umsonst, dass die Schulpflege Seebachs anlässlich ihrer ersten Sitzung am 20. November 1831 unter dem Vorsitz von Pfarrer Bliggensdorfer sich des Jungen annahm und ihm ein Stipendium zusprach, damit er das Lehrerseminar besuchen konnte, welches eine einjährige Ausbildung zum Lehrer der Primarschule, bisher Alltagsschule, anbot. Felix Lehmann hatte sich schon zuvor für die Aufnahme ins Lehrerseminar beworben und die Gemeinde Seebach um ein Stipendium angefragt. Nach der Zusage durch die Schulpflege absolvierte er die Ausbildung am Lehrerseminar in Küsnacht als einer der ersten 35 Teilnehmer des eben neu gegründeten Lehrerseminars unter der Leitung von Thomas Scherr.
Die neu geschaffene Schulpflege Seebachs bewilligte das Stipendium unter dem Eindruck des unglaublichen Pensums, welches Lehrer Jakob Wettstein zu bewältigen hatte und auch angesichts der beträchtlichen Schülerzahl von über 120 Alltagsschülern, jetzt Primarschüler genannt, die er unterrichten musste. Keine Rolle spielte bei diesem Entscheid das Geld, denn das Stipendium war ja nicht ganz gratis. Die Idee der noch jungen Schulpflege war ja, die Zahl der Schüler dereinst auf zwei Lehrkräfte zu verteilen und dazu wollte man am liebsten einen einheimischen Lehrer. Man hat den Felix Lehmann quasi für seine künftigen Aufgaben in Seebach aufgebaut. Auch dies zeigt, dass die Schulpflege anfänglich mit den dürftigen Zuständen der Gemeindekasse noch wenig vertraut war.
Als Felix Lehmann das Lehrerseminar abgeschlossen hatte, also 1833, war man in Seebach weit davon entfernt, ihn nun als zweiten Lehrer einzustellen, denn dazu fehlte noch das zweite Schulzimmer im 1818 neu errichteten Schulhaus, aber auch das Geld für die Miete eines weiteren grossen Schulzimmers, für die Anschaffung des Mobiliars und am meisten fehlte das Geld für die Besoldung des zweiten Lehrers. Dabei lag es allerdings nicht nur am Geld. Es sassen in der Schulpflege auch immer mehr reaktionäre Kräfte, welche keine Lust verspürten, nach dem teuren Schulhausbau das wenige Geld der Gemeindekasse für so unwesentliche Dinge wie die Schule zu verscherbeln, zumal die Schule immer weniger religiöse Fächer unterrichtete und befürchten liess, dass die Schüler in ihrem Glauben nicht mehr genügend unterrichtet würden. Obwohl diese Kräfte in der Schulpflege nur in der Minderzahl waren, verstanden sie es dennoch, mit allerlei Tricks, die Beschäftigung eines zweiten Lehrers, wie er von der Erziehungsdirektion und der Bezirksschulpflege seit 1833 gefordert wurde, noch bis 1866 hinaus zu zögern.
Es ist klar, dass Felix Lehmann unter diesen Umständen eine Lehrerstelle in der unmittelbaren Nachbarschaft suchen musste, denn er wohnte ja noch in Seebach. Er fand diese Stelle dann in Ã?rlikon, wo er als erster Lehrer der Primarschule im neuen, für 2900 Gulden erbauten Schulhaus an der damaligen Kanzleistrasse, dem heutigen Salersteig, einziehen konnte. Einziehen deshalb, weil er, wie damals üblich, im ersten Stock des Schulhauses eine schöne Wohnung beziehen konnte. Bis dahin gingen die Schüler Ã?rlikons noch in Schwamendingen zur Schule! Felix Lehmann soll in seinen jüngeren Jahren ein sehr fleissiger, geschaffiger Lehrer gewesen sein. Er schuf auch ein Zeichenwerk, welches später für die Primarschulen des Kantons Zürich obligatorisch erklärt wurde. Da er zu den ersten am Lehrerseminar ausgebildeten Lehrern zählte, nannte man ihn einen «Scherrianer» und das kam einer Brandmarkung gleich, denn in den Augen der konservativen Kräfte gehörte er zu jenen, welche ihre Schüler vom Glauben abhielten und mit unnötigen Fächern die Schüler behinderte. Obwohl der Einfluss dieser Kräfte ab 1845 allmählich nachliess, blieben sie nicht ohne Wirkung auf den Lehrer.
Wohl aus diesem Grund soll er in seinem späteren Wirken nicht mehr den gewohnten Elan an den Tag gelegt haben, sodass er nach 42 Dienstjahren im Jahre 1875 als Lehrer abgewählt wurde, also kurz vor seiner Pension. Der Grund für seine nachlassenden Kräfte war aber nicht seine mangelhafte Leistung, sondern die Folgen des anstrengenden Lehrerberufs. Er war mit zunehmendem Alter nicht mehr in der Lage, die stets grösser werdende Schulklasse von anfänglich 80 und später über 100 Schüler zu bändigen. Es kam hinzu, dass in Ã?rlikon die Fluktuation der Schüler besonders gross war, was zusätzlich an seinen Kräften zehrte. Weiter kam hinzu, wie schon weiter oben erwähnt, dass ein Grossteil seiner Dienstzeit in eine wechselvolle politische Zeit fiel, wo manchmal radikale und dann wieder konservative Kräfte den Schulstoff und die Lehrbücher sehr stark beeinflussten. Dieses ständige Hin und Her mag ebenfalls an seinen Kräften gezehrt haben.
Mehr über sein weiteres Schicksal ist in den gängigsten Werken nicht zu erfahren. Im historischen Lexikon der Schweiz fand er keinen Eingang.
Quellen: - «Unser Seebach», 1983, 114 - Festschrift zur Einweihung des Schulhauses Buhnrain, 1934, 12-13 - Ã?rlikon, Geschichte einer Zürcher Gemeinde, 1959, 100-102