Alfred Heller war Primarlehrer in Seebach und lebte vom 14.9.1893-1980. Sein voller Name lautete Alfred Heller-Lauffer. Von 1918-1958 war er im Seebacher Schuldienst. Unter den Beiträgen «Klassenliste» findet man die Namen der Schüler seiner letzten Schulklasse. Die Hellers wohnten an der Buhnstrasse 8 und hatten zwei Söhne, Alfred und Hansjörg, die Medizin bzw. Philosophie studierten, sowie eine Tochter namens Rosmarie. Alle drei Kinder sind inzwischen verstorben.
Er trug im Laufe seiner Lehrtätigkeit mindestens vier verschiedene Übernamen: Zuerst hiess er Dattlefürscht, dies in Anlehnung an seine Liebhaberei, zum Znüni ein paar getrocknete Datteln zu vertilgen, danach nannte man ihn Schaaggi Dunkel, dabei war Schaaggi ein allgemeiner Übername und Dunkel einfach das Gegenteil seines Namens. In den 1940 Jahren trug er auch den kurzen Übernamen Schaaggi. Ein paar Jahre später wechselte er vom Datteln- auf das Bananenessen und wurde danach Bananeschaaggi genannt. Der Übername verschliff sich bis etwa 1955 zu Banaani. In seinen letzten Dienstjahren hiess er dann noch Böiler. Den letzten Übernamen bekam er wegen seiner weissen Schürze und deren Form, die er im Unterricht trug. Übernamen für Lehrer waren früher etwas ganz Normales und hatten nichts mit mangelndem Respekt gegenüber der Lehrperson zu tun. Ein richtiger Lehrer hatte einfach einen Übernamen! Alfred Heller war ein ganz besonders richtiger Lehrer und trug zahlreiche Übernamen, was man dem entsprechend auch als ganz besondere Ehre betrachten muss. Zudem war er auch noch Kirchenpfleger.
Noch unerforscht ist die Sage, wonach Alfred Heller ein später Nachfahre der 1455 nach Seebach zugewanderten Familie Nüeppi gewesen sei. Nach 1549 ist dieses Geschlecht in Seebach allerdings ausgestorben, sodass er über die weibliche Seite, die in den Nüeppi-Stammtafeln nicht weiter verfolgt wurden, bis in unsere Zeit überlebt hat. Dafür existiert bei der OGS eine kurze Notiz, mehr nicht. Entsprechend vorsichtig ist sie zu geniessen. Sie soll aber nicht unterschlagen werden, für den Fall, dass sie richtig ist. Die ganz frühen Nüeppi lebten in Birmensdorf ZH und Chur. Da für den Namen gegen ein Dutzend verschiedene Schreibweisen vorliegen, ist es für die OGS ein Ding der Unmöglichkeit, der Sache nachzugehen.
Hellers Unterrichtsmethoden galten als gut, der Schulbetrieb angenehm, aber er soll ein bisschen zu viel Langmut mit Schülern gehabt haben, welche den Unterricht störten. Zu oft wurde in den hinteren Bänken geschwatzt und es konnte dauern, bis er endlich durchgriff. Der Lehrer war hochgebildet, aber wirkte manchmal etwas zerstreut oder weltfremd und er soll ein wenig zum Dozieren geneigt haben. Wenn ihm einzelne Schüler dann doch zu lästig wurden, setzte er sie kurzerhand vor die Tür. Es soll kaum einen Tag gegeben haben, wo nicht jemand den Rest der Schulstunde vor der Tür verbrachte. Dies wiederum zeigt, dass er doch regelmässig durchgriff.
Alfred Heller war von sehr hagerer Gestalt. Wer beim Sport Gelegenheit hatte, seinen Körperbau zu studieren, stellte fest, dass er noch um einiges hagerer war, als er in seinen Kleidern wirkte.
Er war auch Skilehrer. Er erteilte 1935 den damals so genannten Trockenskikurs und war verständlicherweise noch ein Anhänger des Telemarkstils. Er fuhr bis ins hohe Alter Ski. Er soll eine sehr schöne Sing- und Sprechstimme gehabt haben und die Schüler stets angeregt haben, das «m» und «n» beim Sprechen und Singen etwas nachklingen zu lassen. Wörter welche mit einem «B» begannen, sollte man ebenfalls mit einen ganz schwachen «m» anklingen lassen. Ob er es wusste oder nicht, aber diese Sprechweise ist in der französischen Sprache bis heute erhalten geblieben. Generell ist damit die erweichte Aussprache von Buchstaben in End- oder Anfangsstellung zwischen zwei Wörtern gemeint. Sie zeigt, dass solche Gewohnheiten noch bis vor 50 Jahren auch in Seebach gepflegt wurden.
Im letzten Schuljahr vor der Pensionierung brach er sich das Bein, gemäss Ernst Benninger selbstverständlich beim Skifahren und wurde während mehrerer Monate durch den Verweser Rudolf Huber ersetzt.
Achtung: Klassenfotos können beim Staatsarchiv des Kantons Zürich, unter Klassenfotoarchiv jederzeit on line nachbestellt werden!
Quellen: - OGS-eigene - Rudolf Bosshard (Banaani) - Franklin Fehr (Wohnort) - Ernst Benninger (Trockenskikurs, Körperbau, Rohkost, Übernamen Dattlefürscht und Schaaggi Dunkel, Beinbruch) - Hartmuth Attenhofer (Übername Boiler) - Pierre Kavanagh (Beinbruch, Verweser)