OGS Seebach - Beitrag

Dohlenweg
Verkehrswege – Weg – aktuell
Der Name ist offiziell. Eine der sogenannten «Vögelistrassen». Dies ist seit 1934 der neue Name der ehemaligen Birkenstrasse. In der Mitteilung des Gemeinderats über die Namensänderungen der Strassen in Seebach vom 9.9.1933 war allerdings von einem Dolenweg und nicht von einem Dohlenweg die Rede. Das hat folgenden historischen Hintergrund, welcher von der OGS noch nicht bis ins letzte Detail erforscht ist: Zu Beginn hiess die Strasse tatsächlich Dolenweg, wie es in der Liste der neuen Strassennamen vom 9.9.1933 des Gemeinderats von Seebach offiziell hiess. Die Strasse wurde dann auch entsprechend ausgeschildert. Das konnte inzwischen durch einen dort wohnenden Seebacher bestätigt werden und zwar durch Sanitär Ernst Schmid, welcher sein Geschäft am Dohlenweg 6 hatte und sich daran erinnern konnte, dass das Schild ursprünglich mit Dolenweg angeschrieben war und erst später auf Dohlenweg geändert wurde. Wie lange die Strasse als Dolenweg angeschrieben war, konnte dieser Zeitzeuge allerdings nicht mehr sagen. Er vermutete, aber, dass das Schild schon bald ausgetauscht wurde.

Was war der Grund des Sinneswandels, welcher erst nach dem 1. Januar 1934 erfolgte? Darüber darf spekuliert werden, denn bis heute konnte dies nicht eindeutig geklärt werden. Das Strassennamenbuch der Stadt Zürich verschweigt den Austausch des Strassenschildes mit dem geänderten Namen und sagt, die Strasse wäre am 1.1.1934 so benannt worden. Es sind der OGS bis heute zwei Theorien zugetragen worden:

Die erste Theorie meint, es könnte davon herrühren, dass der Vogel im älteren Zürichdeutsch «Tule» hiess, mit einem sehr kurzen «u». Danach hätte sich der Gemeinderat bei der Umsetzung dieses Vogelnamens in die Schriftsprache eine gewisse mundartliche Freiheit genommen und die Strasse Dolenweg benannt oder aber er leistete sich ganz einfach einen Schreibfehler durch schlichte Unwissenheit.

Die zweite Theorie unterstellt dem Gemeinderat keinen Schreibfehler, denn sie geht davon aus, dass dieser Strassenname zu einer Zeit vergeben wurde, als die Eindolung des Binzmühlebachs noch in jedermanns Bewusstsein war. Es könnte also auch sein, dass der Seebacher Gemeinderat den Namen Dolenweg tatsächlich mit Bezug auf die beiden Dolendeckel an dem damals noch Birkenstrasse genannten Weg des eingedolten Binzmühlebachs vergeben hat und nicht mit einem Bezug zu den Vögeln. Dafür spricht, dass es an dieser Stelle kaum Dohlen zu sehen gab und gibt.

Auch der bekannte Dorfchronist Reinhard Ochsner hat in den 1950er Jahren stets von einer Dolenstrasse geschrieben. Da er ein hervorragender Germanist war, hätte er den Fehler eigentlich bemerken müssen, doch das hat er offensichtlich nicht. Dass er dann fast 20 Jahre lang nicht bemerkt hat, dass die Strasse schon kurz nach der Eingemeindung in Dohlenweg umbenannt wurde, zeigt dass auch hervorragende Dorfchronisten etwas blind auf dem einen Auge sein können. Alles in allem muss die zweite Theorie eben so ernst genommen werden wie die erste. Bis heute konnte keine der beiden Theorien eindeutig erhärtet werden.

Der Weg wurde 1932 im Zuge der Überbauungen am Kosakenhügel ausgebaut. Bis dahin war er noch eine Sackgasse, nur von der Gartenstrasse (heute Grünhaldenstrasse) aus erreichbar. Der Dohlenweg wurde genau auf dem alten Lauf des Binzmühlebachs erstellt, der 1907 wegen dem Bau der Bettfedernfabrik verlegt werden musste. Anfänglich blieb das alte Bachbett noch als Mülibachstumpf erhalten. Es wurde dann bei der Eindolung des Binzmühlebachs im Jahre 1924 zugeschüttet und zur Birkenstrasse ausgebaut. 1924 ist also das Entstehungsjahr des heutigen Dohlenwegs. Allerdings hat es an diesem Weg auch heute immer noch mehr Dolen als Dohlen! Dies das Ergebnis einer Realprobe am 16.8.2005 von 9.00 bis 9.30 Uhr. Ergebnis: 2 Dolen, 0 Dohlen. Dieser Sachverhalt löst allerdings das Problem nicht, denn die Vögelistrassen bekamen ihre Namen ja nicht von den dortigen Vögeln, sondern durch eine Laune des Bauvorstandes bzw. seines Sohnes. Siehe dazu mehr unter Vögelistrassen!

Fazit: Es bleibt somit nur noch die Strassenbenennungskommisssion zu befragen, ob es dazu noch Unterlagen gibt. Das Strassennamenbuch der Stadt Zürich weiss dazu nur eines: Vogel! Das deutet darauf hin, dass Guyer diesen Strassennamen vom Schreibtisch aus gedeutet hat und von all dem oben Beschriebenen nichts wusste. Siehe auch Schlammfangweg!

Quellen:
- Strassennamenbuch der Stadt Zürich 1999
- Kurt Wirth (zweite Theorie)
- Reinhard Ochsner
- OGS-eigene
- Ernst Schmid, Sanitär

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