Paul Vogt lebte von 23.5.1900 bis 12.3.1984 als Bürger von Männedorf. Sohn des gleichnamigen reformierten Predigers. Ordination 1926, Vikar am Krankenhaus Neumünster, 1927 Pfarrer in Ellikon, 1929 Pfarrer in Walzenhausen, Begründer des Sozialheims «Sonneblick» in Walzenhausen.
Der «Sonneblick» Walzenhausen wurde am 1. März 1933, von Pfarrer Paul Vogt für Arbeitslosenkurse gegründet. Während des 2. Weltkrieges und des Ungarnaufstandes fanden Flüchtlinge hier Zuflucht. Als Flüchtlingspfarrer ging Dr. h.c. Paul Vogt in die Geschichte ein.
1936 Pfarrer in Zürich-Seebach. 1943 hauptamtlicher Flüchtlingspfarrer in Zürich, 1947 erhielt er den Ehrendoktor (Dr. theol. h.c.) in Anerkennung seiner Dienste für die Flüchtlinge. Danach Pfarrer in Grabs SG, gest. 12.3.1984 in Zizers.
Zum Tode schreibt Alfred A. Häsler im Brückenbauer 28.3.1984: ".... Einer der mutigsten Prediger christlicher Nächstenliebe und der gut eidgenössischen humanitären Tradition war Paul Vogt. Wie die Flüchtlichsmutter Gertrud Kurz und die Gründerin und Leiterin des Arbeiterhilfswerks, Regina Kägi-Fuchsmann, reiste er pausenlos im Lande herum, rüttelte in Vorträgen die Herzen wach, appellierte an das Gewissen des einzelnen und des Volkes und scheute sich nicht, die Propaganda der Mitleidlosen, die sich mit dem Fahnentuch der Schweiz tarnten, als unmenschlich und damit auch unschweizerisch zu entlarven und anzugreifen....."
Robert Kübler hat der reformierten Kirchgemeinde um 2003 vorgeschlagen, dass man in Seebach eine der vielen neuen Strassen nach seinem Namen benennen sollte, wo dies jetzt so Mode sei. Obwohl sich die reformierte Kirchgemeinde sehr intensiv darum gekümmert hat, konnte sich die Stadt Zürich bis heute nicht durchringen, dem verdienten und hochangesehenen Pfarrer eine Strasse zu widmen.
Nachfolgend eine Kurzbiografie über Paul Vogt, welche Rolf-Joachim Erler, reformierter Pfarrer von Seebach, der OGS freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat:
"Zürich-Seebach, den 29. April 2010
Paul Vogt (23.05.1900-12.03.1984)
Pfarrer Paul Vogt gehört zu den prägenden Persönlichkeiten in der Geschichte des schweizerischen Protestantismus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sein Leben stand im Dienste von Alkoholkranken, Arbeitslosen und Flüchtlingen. Vor und während des Zweiten Weltkrieges setzte er sich als "Flüchtlingspfarrer" in der Schweiz (u. a. auch gemeinsam mit dem weltberühmten Theologen Karl Barth) für eine grossherzige Flüchtlingspolitik ein. Er war ein frühzeitiger Mahner vor dem Nationalsozialismus
Die Kirchenpflege von Zürich-Seebach sah in ihm den geeigneten Pfarrer für eine grosse Industriegemeinde. Am 15. November 1936 trat er offiziell seine Pfarrstelle in Zürich-Seebach an. Im Mai 1943 verliess Paul Vogt Zürich-Seebach, um am 5. Juni 1943 das durch den Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund und die Zürcher Landeskirche speziell für ihn eingerichtete Flüchtlingspfarramt zu übernehmen.
Am 29. April 1947 wurde er zum Ehrendoktor der Theologischen Fakultät Zürich ernannt.
Am 11. Mai 2000 schrieb der World Jewish Congress u. a. über Paul Vogt: "Das grossartige Wirken des Flüchtlingspfarrers während der grauenhaften Zeit des Krieges und der Judenverfolgungen ist unvergessen" . Aus Anlass seines 100. Geburtstages würdigte am 21. Mai 2000 die Zürcher Landeskirche - unter Anwesenheit von Yitzchak Mayer (Botschafter des Staates Israel), Dr. Sigi Feigel (Ehrenpräsident der Israelitischen Cultusgemeinde Zürich) und Ruedi Reich (Präsident des Zürcher Kirchenrates) Â? mit einer grossen Festgemeinde in der Zürcher Markuskirche das Lebenswerk Paul Vogts.
Der Name Paul Vogt steht heute noch für viele Menschen in der Schweiz und besonders in Zürich-Seebach als Zeichen dafür, in Not geratene Menschen nicht zu vergessen.
Rolf-Joachim Erler"
Quellen: - Robert Kübler (Antrag zur Strassenbenennung) - Rolf-Joachim Erler (bisher ergebnislose Anstrengungen zum Strassennamen, Kurzbiografie über Paul Vogt) - Sozialheim Sonneblick, Walzenhausen (Hinweise zum Heim)
Ein Portrait des bekannten Seebacher Pfarrers. Die Jahreszahl ist geschätzt. Die Foto wurde der OGS freundlicherweise von Pfarrer Rolf-Joachim Erler zur Verfügung gestellt.