OGS Seebach - Beitrag

Bücker Bü-133 Jungmeister (Fesselflugmodell)
Luftfahrt – Modellflug – historisch
Das Original

Das Original wurde hergestellt beim Bücker-Flugzeugwerk in Rangsdorf, Deutschland. Ein Lizenzbau erfolgte u. a. auch in der Schweiz und zwar bei der Doflug in Altenrhein SG. Bei der Doflug wurden ab 1936 insgesamt 46 Maschinen für die Schweizer Flugwaffe in Lizenz produziert, während 6 Maschinen noch bei Bücker hergestellt wurden. Die Maschinen wurden durchnummeriert von U-49 bis U-100 und dienten der Ausbildung im Kunstflug und für Luftkampfübungen. Sie waren während 31 Jahren im Einsatz und zwar von 1937 bis 1968.

Die Bestellung der 52 Maschinen erfolgte nicht einfach so, sondern erst nach einer Evaluation unter mehren Mitbewerbern. Die Maschine hat sich in den über 30 Jahren Einsatz bestens bewährt und hätte vom technischen Zustand her nocht viele weitere Jahren dienen können, doch entsprach die Maschine 1968 nicht mehr so ganz den Anforderungen an ein modernes Trainingsflugzeug. Neuer Konkurrent war die Pilatus P-3, welche über eine Funkausrüstung verfügte. Die Maschinen wurden grösstenteils vom Aero-Club der Schweiz übernommen, wo sie danach hauptsächlich der Kunstflugausbildung dienten. So waren einige bei der Flugschule Rüsch in Pruntrut im Einsatz, wie etwa die HB-MKO.

Von diesen Maschinen leben immer noch einige, teils als Ausstellungsstücke im Verkehrshaus der Schweiz in Luzern, teils ummotorisiert im Privatbesitz. Auch von den alten Argus-Motoren haben noch einige Exemplare überlebt.

Vorgeschichte des Modells

Der Bücker-Bausatz stammte von Webra. Konstrukteur war K. Bäuerle. Webra Fein- und Modelltechnik war ursprünglich in Berlin an der Oranienstrasse 6 angesiedelt. 1976 wurde die Firma nach Enzesfeld, Österreich, verkauft. 1992 erfolgte am gleichen Ort eine Neugründung.

Das hier besprochene Fesselflugmodell gehörte eigentlich meinem Dienstkameraden Rolf Springer aus Kilchberg ZH. Er fragte mich im Herbst 1971, ob ich Interesse hätte, das Modell für ihn zu bauen und als Gegenleistung die Einwilligung, es bei mir aufzubewahren und mit dem Modell zu fliegen, so oft ich wollte. Er bekam den Bausatz schon vor vielen Jahren von seiner Tante Mathilde zu Weihnachten 1957 geschenkt, doch mangels bastlerischem Interesse, dämmerte es seither in einem Schrank dahin. Obwohl Rolf Springer die Baufortschritte regelmässig verfolgte, zeigte er eigentlich kein grosses Interesse, es dereinst selber zu fliegen, doch Zuschauen, wenn ich es fliege, das wollte er dann schon. Erst nach 'gutem Zureden' machte er dann selber einen kurzen Flug, wozu ich den Tank nur halb füllen durfte. Obwohl er das Modell sauber flog und die Technis rasch begriff, war er eigentlich nur am Betrachten des schönen Modells interessiert, nicht aber, es zu fliegen. Für ihn war wichtig, dass ich die Immatrikulation HB-MKO benützte und den Rumpf gelb bemalte, weil er in Pruntrut JU auf einer Maschine mit dieser Kennzeichnung flog. Das Fliegen des Modells hingegen überliess er dann mir.

Das vollendete Modell

Angetrieben wurde das Modell von einem Taifun Hurrikan 1.5 cm³-Motor mit 0.21 PS Leistung bei 17'500 U/min. Auch der Motor stammte von seiner Tante Mathilde und hatte ebenfalls schon 15 Jahre auf dem Buckel. Die Kühlrippen des Modelldiesels waren, wie üblich bei Taifun, farbig eloxiert. Der Hurrikan hatte eine grüne Farbe. Sein Laufverhalten war völlig vergleichbar mit dem Taifun Tornado, nur war er ein wenig schwächer. Der Bücker Bü-133 hätte flugbereit 340 g wiegen sollten, doch das von mir verwendete Alu-Fahrwerk von Graupner und zahlreiche Verstärkungen am Rumpf wie etwa die Verankerung des Steuerdreiecks waren stärker gebaut als auf dem Plan vorgesehen. Da hatte ich so meine Erfahrungen vom Mustang her. Dadurch erhöhte sich das Gewicht von 340 g auf 490 g. Mitschuldig war natürlich auch die von mir gekaufte gelbe Farbe, welche erst nach dem 3. Anstrich sauber deckte.

Erstflug

Der Erstflug des Modells erfolgte im Februar 1972 zusammen mit meinem Modellflugfreund Peter in Stilli AG, direkt bei den damaligen militärischen Anlagen auf einer breiten Strasse ohne Verkehr an einem Samstag. Der Bücker startete dank dem stabilen Graupner-Alufahrwerk sehr schön und war gut zu fliegen, doch eignete er sich, so wie ich die Steuerung baute, nicht für Loopings. Auf Steuerausschläge reagierte das Flugzeug zu langsam und zu träge und bei der Einleitung eines Loopings verlor er zu viel Geschwindigkeit. Es war dann stets etwas Glück im Spiel, die Maschine nach dem Strömungsabriss wieder sicher aufzufangen. Ein grösseres Steuerdreieck und eine kräftige Abspeckkur hätten das Problem wahrscheinlich gelöst. Die ersten Flüge führten wir mit fett eingestelltem Motor durch (etwas mehr als 33% Rizinusöl), sodass das Flugverhalten noch träger wurde. Immerhin war es möglich, das Flugzeug bis auf 50° hochzuziehen, soviel Kraft war noch vorhanden. Das etwas fettere Gemisch war früher eine Empfehlung für die ersten paar Flüge, bis der Motor eingelaufen war.

Absturz

Das Modell wurde noch viele Mal geflogen, meist in Stilli bei Brugg, bis ich mit dem Modell etwas zu nahe an die Militärbaracke geriet und frontal im Dachkennel stecken blieb. Wir werweissten, wie die Maschine wieder herunter zu holen sei und beschlossen, dass Peter an den Steuerdrähten zog und ich das Modell von Hand auffangen sollte, sobald es herunter fiel. Doch bevor wir dazu kamen, löste sich das Flugzeug überraschend vom Dachkennel und fiel auf die Strasse zurück. Da der Kennel nur etwa vier Meter über der Strasse lag, hielt sich der Aufschlag in Grenzen. Für die Reparatur musste ich das ganze Vorderteil neu bauen, sowie die Aussenbereiche der beiden rechten Flügel. Aufwand: etwa 5 Stunden Arbeit. Der Motor hat den Aufprall schadlos überstanden. Nach diesem Zwischenfall diente das Flugzeug nur noch auf meiner Wohnhand als Schmuckstück, bis ich es 1978 Rolf Springer zurück gab. Das Schicksal der Maschine ist unbekannt. Es ist zu vermuten, dass es nach Rolfs Hinschied entsorgt wurde und bestenfalls in einer Brocki landete, allein schon wegen dem Motor.

Massstäblichkeit

Was die Massstäblichkeit betrifft, entsprach das Modell durchaus der Wirklichkeit, doch im Detail nahm ich es dann nicht so genau, allerdings nicht mit Absicht, sondern mehr aus Ahnungslosigkeit. Und das kam so: Mein erstes Fesselflugmodell war der Graupner Mustang, ein Silhouettenmodell, bei dem gerade noch die Konturen mit der Wirklichkeit übereinstimmten, alles andere hatte mit dem wirklichen Mustang nichts zu tun. Wenn Graupner es bei der Wirklichkeit nicht so genau nahm, warum sollte dann ich es tun? So entschuldigte ich alle Vereinfachungen und Ungenauigkeiten am Modell des Bücker Jungmeisters. Jemand, der Scale-Modelle baut, den schaudert es heute beim Anblick meines Jungmeisters. Doch muss man die damaligen Umstände mit berücksichtigen. Das war damals nicht so wichtig. Hauptsache war, dass es schön flog.

Weitere Infos zum Jungmeister

Den Bauplan von K. Bäuerle kann man als Reproduktion für Fr. 12.-- + Versandkosten immer noch erwerben und zwar bei

Walter Wolf
Forstweg 21
2545 Selzach, Schweiz

Technische Daten:

Spannweite: 54 cm
Flügeltiefe: ca. 7.5 cm
Flügelfläche: 7.7 dm²
Flächenbelastung: 63.6 g/dm²
Länge: 47 cm
Antrieb: 1.5 cm³ Taifun Hurrikan 1956
Propeller: 15 x 10 oder 15 x 12 cm
Drehzahl: 17'500 U/min
Tank: 30 cm³
Flugzeit: 3 min.
Gewicht: 490 g effektiv, 340 g gemäss Bausatz-Hersteller

Der Beitrag wurde letztmals am 18.1.2023 leicht angepasst.

Quellen:
- Rolf Springer, Kilchberg (Besitzer des Modells, Sponsor des Flugbetriebs)
- eigene (S/W-Fotos)
- Webra, Berlin (Bauplan)
- Johannes Graupner, Kircheim/Teck (Motorangaben)
- Robert Berger-Wirz (einzige Farbfoto meines Modells)
- Hermann Mettler (Foto)
- Eduard Stocker (Foto)
- Yan Seckler (Fotos)

Fesselflugmodell Bücker Jungmeister (1972-A)

Ein solcher Taifun Hurrikan diente in Rolf Springers Bücker Jungmeister. Dies ist ein baugleiches Modell, welches ich zu Weihnachten 1959 erhielt. Den Bücker musste ich samt Motor an Rolf Springer zurück geben, dieser Motor hingegen hat bei mir überlebt.

Fesselflugmodell Bücker Jungmeister (1972-B)

Einen solchen Tank mit der Nr. 1343 von J.G. Standard war auch im Jungmeister eingebaut. Sie wurden von Graupner vertrieben und waren echte kleine Kunstwerke in perfekter Verarbeitung.

Fesselflugmodell Bücker Jungmeister (1972-C)

Dies ist die Verpackung des Standard-Tanks 1243. Man sieht, dass er 1962 Fr. 2.80 kostete, denn aus diesem Jahr stammte der Tank, welcher damals aber nicht zum Einsatz kam.

Fesselflugmodell Bücker Jungmeister (1972-D)

Hier sieht man eine Nahaufnahme eines perfekt erhaltenen Standard-Tanks von Yan Secklet. Einen exkt gleichen Tank habe ich 1973 in meinen Bücker Jungmeister eingebaut.

Fesselflugmodell Bücker Jungmeister (1972-E)

So sah mein Meister-Handgriff damals aus. Er stammte wie auch das Modell selbst von Rolf Springer.

Fesselflugmodell Bücker Jungmeister (1972-F)

Eine Rolle Standard Spezialdraht. Auch eine solche Rolle war im Baukasten bereits vorhanden. Ich musste den Draht nur noch auf die Rolle des Meister-Handgriffs übertragen.

Fesselflugmodell Bücker Jungmeister (1972-G)

Ein Gläschen Spannlack, wie es im Baukasten des Bückers bereits vorhanden war, als Rolf Springer ihn mir übergab. Er wurde vermutlich aber separat gekauft.

Fesselflugmodell Bücker Jungmeister (1972-H)

Ohne Kommentar.

Fesselflugmodell Bücker Jungmeister (1972-I)

Ohne Kommentar.

Fesselflugmodell Bücker Jungmeister (1972-J)

Hier sieht man besonders krass, dass das Fertigfahrwerk von C. Streil & Co. für das Modell viel zu gross war. Auch das CH-Kreuz war eine bequeme Lösung, welche das Modell aber entstellte.

Fesselflugmodell Bücker Jungmeister (1972-K)

Auch hier sieht man, dass das Fahrwerk zu gross war.

Fesselflugmodell Bücker Jungmeister (1972-L)

Das Fesselflugmodell nach den ersten paar Flügen. Das Fahrwerk entsprach nicht dem Bauplan, sondern war ein Schnellanbauteil von Graupner, sorgte aber für etwas Übergewicht.

Fesselflugmodell Bücker Jungmeister (1972-M)

Ein paar Aufnahmen des Bückers auf meinem Balken.

Fesselflugmodell Bücker Jungmeister (1972-N)

Ohne Kommentar.

Fesselflugmodell Bücker Jungmeister (1972-O)

Das Bückermodell von Graupner im Jahre 1972, kurz nach der Fertigstellung.

Fesselflugmodell Bücker Jungmeister (1972-P)

Mit solchen Rädern war der Bücker Jungmeister ausgestattet. Es waren solche des Typs Record Elastik der Dimension 40 x 15 mm von Graupner, Bestell-Nr. 1397/2.

Fesselflugmodell Bücker Jungmeister (1972-Q)

Im Bausatz zum Bücker Jungmeister befand sich auch ein solcher Star-Holzpropeller, der für den gewählten Motor aber ein wenig zu klein war.

Fesselflugmodell Bücker Jungmeister (1972-R)

Den Meister-Handgriff bekam Rolf Springer von seiner Mutter zum Geburtstag. Es war seinerzeit der beste, aber auch der teuerste aller gängigen Fesselflug-Handgriffe. Dass man keinen billigen postete, war bei den Springers Ehrensache.

Fesselflugmodell Bücker Jungmeister (1972-S)

Hier sieht man die Titelseite der Bauanleitung für den Bü-133. Diese stammt noch aus den 1950er Jahren, wie die Adresse von Webra Fein- und Medelltechnik in Berlin verrät.

Fesselflugmodell Bücker Jungmeister (1993-A)

So sah der Bücker Bü-133 in Wirklichkeit aus, was zeigt, dass ich es beim Bau des Modells nicht so genau nahm, obwohl das Baukastenmodell einen fast massstäblichen Bau ermöglich hätte. Leider habe ich da und dort etwas vereinfacht.

Fesselflugmodell Büker Jungmeister (2013-A)

Ein weiteres, noch etwas grösseres Bückermodell sah man am Flugtag 2013 in Hausen, hier allerdings als RC-Modell.

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