Bäckerei-Konditorei. Aspstrasse 10, seit 1934 Rümlangstrasse 10, seit 1949 Hertensteinstrasse 10. Er übernahm die Bäckerei von Jean Kuhn ungefähr im Jahre 1918. Damals war die Backstube noch im Bauernhaus gegenüber (ursprünglich Beutler, dann Kuhn und ab 1923 Heider) eingerichtet. 1926 erstellte er ein neues Haus, damals noch an der Aspstrasse 10, mit Verkaufslokal schräg gegenüber von Jakob Heider und dem Restaurant Falken, zuvor noch Sonne genannt.
Dass gewisse Brote den einen schmecken und den andern wieder nicht, musste Rudolf Raduner am eigenen Leibe erleben. Dies schloss die OGS aus dem Ergebnis von Befragungen bei einigen Seebachern und Seebacherinnen. Denn gegensätzlicher könnten die Geschichten nicht sein, welche sie hörte. Ein Sprichwort heisst: De gustibus non est disputandum. Das gilt offenbar auch für Brot. Und ein anderes Sprichwort heisst: Allen Leuten recht getan, ist eine Kunst die niemand kann. Nicht einmal ein Raduner. Hier die beiden Geschichten, welche am weitesten auseinander klafften:
1. Rudolf Raduner hatte, wie schon sein Vorgänger Johannes (Jean) Kuhn, der noch in der Backstube bei Jakob Heider sein Brot buk, einen hervorragenden Ruf als Bäcker. Es soll Leute gegeben haben, die kamen von Glattbrugg mit dem Velo nach Seebach, um das gute Brot von Raduner zu kaufen. Er hatte auch ein Herz für Kinder. Diese kamen ab und zu mit einem Apfel vorbei und frugen ihn, ob man daraus etwas Feines machen könne. Er buk den Kindern dann jeweils «Äpfel im Schlafrock» und zwar gratis! Und die Kinder waren so anständig, dass sie sich offenbar gegenseitig absprachen, um den guten Mann nicht zu überfordern. Sie kamen nur gelegentlich vorbei, sodass er den Brauch über Jahre hinweg pflag.
2. Raduner soll seinen Brotteig etwas zu wenig lange geknetet und danach auch zu wenig lange «haben» gelassen haben, sodass er nicht so gut aufging, wie man das von einem Brot erwartete. Darauf achteten die Leute früher noch sehr, zumal sie ja Vergleichsmöglichkeiten hatten. Ferner gab es die beiden Regeln:
1. Den Teig genügend lange «haben» lassen! 2. Ein gut' Brot braucht nicht mehr als vier Zutaten!
Diesen Anspruch konnte sein Vorgänger Johannes (Jean) Kuhn noch problemlos erfüllen. Das ist vielfach überliefert. Es gab daher nicht wenige, welche das Ruchbrot trotz Umweg beim KVZ an der Seebacherstrasse neben dem Restaurant Krone geholt haben, weil dieses luftiger und dennoch fester war. Das konnte der gute Rudolf Raduner nicht vertragen. Wenn er Kinder sah, wie sie mit einem Zwei- oder Vierpfünder vom KVZ-Krone herunterkamen, weil das Mami sie ausdrücklich dorthin zum Posten schickte, dann pfurrte es sie manchmal mürrisch an und hiess sie, das Brot gefälligst beim Beck zu posten.
Immerhin schaffte es Rudolf Raduner doch noch, bis 1950 auszuharren, was andeutet, dass er durchaus genügend Kunden hatte. Er war es auch, welcher den bekannten Fussball-Internationalen Fredy Bickel in jüngeren Jahren als Bäckerei-Ausläufer (!) beschäftigte. Sein Nachfolger wurde dann 1950/51 Paul Wettstein-Sauter und 1954/55 Hermann Hippin.
Quellen: - «Unser Seebach» 1983, 35 - OGS-eigene - Sonja Meier (sie wurde von Raduner mehrmals angepfurrt) - Peter Götti (Name, Zeit von Paul Wettstein-Sauter) - Heider, Jakob II (Name, Zeit von Rudolf Raduner)
Dies ist Frau Raduner von der Bäckerei, erkennbar an den drei grossen Brotkörben am Velo. Normalerweise war das die Arbeit von Fredy Bickel, doch scheint er hier frei gehabt zu haben. Ernst Benninger bestätigte die Identität der Frau.