Die Kartoffel (lat. Solanum tuberosum) stammt aus Südamerika, kann heute mehr als 10'000 Jahre zurück verfolgt werden und trug schon in Südamerika die verschiedensten Namen. Dazu sei auf Wikipedia verwiesen, die dazu einen sehr gut recherchierten Beitrag anbietet. Mehr siehe dort!
Sehr eng mit den heute so verschiedenen Namen der Kartoffel verbunden ist die früheste Anpflanzung dieser Frucht in Europa.
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Der Beitrag wurde letztmals nachgeführt am 6. Oktober 2022.
Wie die Kartoffel nach Europa kam
Der ursprünglichste Name der Kartoffel, der auch heute noch in Europa benützt wird, ist jener des Inkareiches, wo die Kartoffel als 'papa', Mehrzahl papas, bezeichnet wurde. Praktisch die einzige Gegend in Europa sind die Kanarischen Inseln, wo sie heute noch so bezeichnet werden. In diesem Zusammenhang sei nur an das kanarische Gericht 'Papas arrugadas con mojo rojo' erinnert, welches dort bei den Einheimischen immer noch sehr beliebt ist und von welchem Touristen, die auch etwas abseits der grossen Städte flanieren, noch Jahre lang schwärmen. Papas als Bezeichnung für die Kartoffeln hat sich in allen spanischsprachigen Ländern Süd- und Mittelamerikas durchgesetzt. In Brasilien, wo portugiesisch gesprochen wird, heissen sie aber batatas.
Nach der (Wieder-)Entdeckung Amerikas durch Christof Kolumbus im Jahre 1491 dauerte es noch ein Weilchen, bis Seereisen nach Amerika und speziell nach Südamerika die Regel wurden. Es ist schriftlich überliefert, dass die Kartoffel nicht etwa von Pizarro direkt aus dem Inkareich nach Europa gebracht wurde. Vielmehr brachte sie ein britischer Seefahrer von Virginia nach England. Genannt werden Francis Drake für 1586, ein Freibeuter und Entdecker, und späterer Vizeadmiral und erster englischer Weltumsegler. Ferner auch Walter Raleigh für 1585, ein englischer Seefahrer, Entdecker und Günstling von Königin Elisabeth I. Welcher von beiden es war, ist offen. Von London aus gelangte die Frucht innert kurzer Zeit nach Irland, Frankreich, Italien (1591) und nach Deutschland (1650) und zwar ins Vogtland. Da man damals noch keine Ahnung hatte, wie diese Früchte zu verwenden wären, landeten sie oft in botanischen Gärten und galten als Zierpflanze. Bis sie als wertvolles Lebensmittel erkannt wurden, dauerte es noch eine ganze Weile.
Die erste Kultivierung in Italien wird für 1591 in Padua erwähnt. Andere Lieferungen gelangten nach Belgien. Die belgischen Häfen waren damals die gängigen Anlaufstellen. Es dauerte dann nochmals eine gute Weile, bis man feststellte, dass man nicht das Kraut, sondern die Wurzelknollen essen musste. Die Belgier kamen zufällig auf die Idee, die geschälten Knollen zu frittieren, um den knappen Fisch zu strecken. Ein Dokument von 1781 soll belegen, dass die Pommes frites in Namur erfunden wurden. Mehr Details findet man in Wikipedia unter Pommes frites und Kartoffeln.
Die verschiedenen Grundformen der Kartoffelnamen:
Viele deutsche Grundformen wurden von zahlreichen Ländern übernommen, weil sie in der Frühzeit der Verbreitung der ersten Kartoffeln diese aus einem deutschsprachigen Gebiet bezogen. Die nachfolgende Einteilung entspricht der heute üblichen Form in der Pflanzenkunde.
1. Kartoffel: Deutschland, Liechtenstein, Schweiz (Sarganserland-Bodensee = Kartoffle, Kanton Graubünden = Tartuffel. Frankreich - frankoprovenzalisch tartiflâ, Österreich = Kartoffeel, Rumänien + Moldawien = cartofi, Polen = kartofla, Russland + Ukraine = kartoflja, Island = kartöflu, Italien (Südtirol = Kartoffel), Dänemark = kartoffel, Estland = kartul, Grönland = kartoffeli, Lettland = kartupelis, Bulgarien: kartof, Kantuffel, Kartuffel = niederdeutsch. Der Name Kartoffel entstand ursprünglich in Italien, wo man schon um 1591 mit der Kultivierung begann. Wegen der Ähnlichkeit der Knolle mit der Trüffel, italienisch tartufi, nannte man sie dort tartuffolo. Das war das Urwort, aus welchem später Kartoffel wurde. Tartuffolo verschliff sich dann mit der Zeit zu Tartuffel, Tantuffel, Tartüffel und 1669 Cartoffel bis zur heutigen Kartoffel.
2. Erdapfel: Deutschland (um Köln = Äädappel, auch Erdtoffel, Bayern = Erdapfel, Ärdäpfö (wo?), Erpfel (wo?), Österreich = Erdapfel, Schweiz (alemannisch = Härdöpfel, Hädöpfel, Höröpfel, Härdöpfu, Härpfel). Holland = Aardappel. Die Bezeichnung Erdapfel war ein Versuch um etwa 1692, das fremde Tartüffel zu ersetzen, welches gerne mit der Trüffel verwechselt wurde. Es ist allerdings nicht gesichert, ob der Name eine Übersetzung der schon vorhandenen französischen Bezeichnung Pommes de terre ist oder ob der Name rein zufällig gewählt wurde. Pomme de terre: Frankreich, Belgien (Wallonien), Schweiz (Welschland), Italien (Aostatal), Maghreb-Staaten, frühere franz. Kolonien in Afrika und Übersee. Die Bezeichnung Pomme de terre entstand in Frankreich und zwar eindeutig vor der Bildung der deutschen Bezeichnung Erdapfel.
3. Erdbirne/Herdbirne: Deutschland (wo?) = Herdbirne, Arber, Arbiern, Ärpel.
4. Erdnuss/Erdkäste: Deutschland (Oldenburg und weitere Umgebung)
5. Erdschocke: Deutschland, Preussen, auch Schucke genannt. Der Name entstand aus der Vorstellung: Artischocke der Erde.
6. Grundbirne: Deutschland (Saarland, Pfalz, Kurpfalz, Nordbaden) = Grumbeer, Grumbiere, Krumbeer (wo?), Krumbier, Moselfranken um Daun und Gerolstein = Krumpern oder auch Schrumpern. Ungarn = Krumpli, Serbien + Kroatien = krumpir, Slowenien: krompir, Nordmazedonien = kompir, Luxemburg = Gromper, Frankreich (Nord-Elsass) = Grumbiere. Die Bezeichnung Grundbirne entstand um etwa 1725 im Gebiet des Alemannischen und Rheinfränkischen. Mit dem Begriff 'Grund' war die Erde gemeint, sie entstand als Nebenform zur Erdbirne.
7. Bodenbirne/Flötzbirne. Deutschland (Bayern), Schwaben, Österreich, Salzburg = Fletzbirn.
8. Patata: Portugal + Brasilien = patata, Italien = patata, Türkei = patates, Schweden = potatis, Malta: patata, Schweiz (Tessin + Südbünden = patata), Deutschland (Oldenburg?) = Patatten. USA, Kanada, Irland, Neuseeland, Australien, Südafrika, Bahamas und weitere angelsächsische Länder weltweit = potatoe, Griechenland = patata, Albanien = patate. Patata war ursprünglich eine Bezeichnung der Eingeborenen von Haiti, die aber für eine süsse Variante benützt und später auf die Kartoffel übertragen wurde.
9. Entlehnungen Bulwe Litauen, Polen (um Danzig = Bulle). Günther Grass erwähnt sie in der 'Blechtrommel' als Bulve. Das Wort ist der kaschubischen Sprache entlehnt und bedeutet schlicht Kartoffel. Papa: spanischsprachiges Süd- und Mittelamerika und Mexiko, Spanien (nur Kanaren). Dieser Name wurde von den Inkas übernommen und entstammt der Sprache Quechua.
10. Weitere Namen in Deutschland: Erdbrot, Feldhase, Grullen, Grübling, Huntschel, Jakobsbirne, Kanaken, Knollen, Knulle im Süden von Brandenburg, Matrell (Gaunersprache), Nudel (um Stettin), Pellar, Pipper (im Raum Kleve), Pottacken (Ostfranken), Schambolle, Taberhöllen, Tüffel oder Tüfte (Plattdeutsch), um nur einige wenige zu nennen.
11. Weitere Namen in der Schweiz: alemannisch = Gummel, Gummeli im Kanton Schwyz. Im Schweizer Hochdeutsch werden sie mit zwei 'm' geschrieben, in der Mundart hört man sowohl Gumel als auch Gummel. Die Bezeichnung ist 'endemisch' und wird sonst nirgend woanders benützt. Der Gasthof Hirschen in Oberiberg verrät, wie es zu dieser Bezeichnung kam: Karl Zay, Autor eines Buches über den Bergsturz von Goldau im Jahre 1806, hat die Herkunft nachgewiesen. Am Röthenberg, nahe des Bergsturzgebietes, gab es einen Hof names Gummi. Hier wurden im Jahr 1727 die ersten Kartoffeln aus dem Elsass eingeführt und gepflanzt. Daher erhielten sie den Namen 'Gumeli'. Diese Bezeichnung wurde in die Mundart aufgenommen. Das Idiotikon verrät zudem, dass der Hofname nichts mit Gummi zu tun hat, sondern eine wellenförmig gekrümmte Bodenfläche bezeichnet, welche eine mulden- oder kesselförmige, geschützte Ausbuchtung am Fusse eines Berges darstellt. Ferner noch die Häppere: höchstalemannisch, im Senslerland, Kanton Freiburg und im Berner Oberland.
Kartoffelnamen in weiteren Ländern und Sprachen:
Albitata: Arabische Länder.
Brambor: Tschechien, Österreich (Niederösterreich = Bramburi), leitet sich von Brandenburg (Braniborsko) ab, von wo sie erstmals geliefert wurden.
Burgonya: Ungarn (gehobene Sprache), von Burgund abgeleitet, von wo die ersten Kartoffeln nach Ungarn kamen.
Peruna: Finnland. Herkunft des Namens noch offen.
Poirin/Prata: Irland. Es handelt sich hier um die irisch-gälischen Namen. Sie sind keltisch.
Suanla: China, Taiwan
Ubi kentang: Malaysia
Zemiakový: Slowakei
Ziemniak: Polen, übersetzt = Erdling
Quellen: - Wikipedia - Wörterbuch der deutschen Pflanzennamen, Verlag Marzell, Lizenzausgabe 2000 von Parland-Verlag, Köln, Seiten 370 - 386. - Allg. deutsche Real-Encyclopädie für die gebildeten Stände, Band 3, 1827 - weitere auch im Text erwähnt