Lebensmittelgeschäft (1959, 1960, 1970). Leimgrübelstrasse 14. Speziell Milch, Käse, Butter und Brot. Anfänglich erfolgte der Verkauf in einer Baracke und zwar frühestens 1959. Begonnen hat Lanz schon etwas früher, als 'es' hiess, man könne in einem Haus an der Leimgrübelstrasse zu bestimmten Zeiten Milch, Butter, Jogurt und Käse kaufen. Es war das Haus, in welchem die Familie Lanz damals auch gewohnt hatte. Der damalige Standort ist noch nicht präzise ermittelt, lag aber an der Leimgrübelstrasse. Rudolf Lanz war auch 'der Milchmann', der täglich Milch und Milchprodukte austrug.
Schon bald danach wurde eine Holzbaracke aufgestellt und zwar an der Ecke Leimgrübel-/Caspar-Wüst-Strasse. Auch das Brot gehörte zum Angebot, was dem Laden eine zusätzliche Attraktivität verlieh. Es wurde direkt angeliefert von einer richtigen Bäckerei und es galt weit herum als besonders gut. Darüber hinaus vertrieben die Lanz' auch eine Fondue-Mischung, welche eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Freiburger Fondue hatte. Die Fondue-Mischung wurde zeitgleich mit dem Barackenbau angeboten. Die Baracke befand sich auf der westlichen Seite, also nicht da, wo später der Laden eingerichtet wurde. In der Baracke wurde auch das VéGé-Sortiment angeboten. Erhältlich waren neben Milchprodukten alle wichtigen Sachen für den täglichen Bedarf wie Brot, Mehl, Zucker, Teigwaren, Konserven, Waschpulver usw. Es war ein sprichwörtlicher Gemischtwarenladen oder auch eine Art 'Tante-Emma-Laden'. Selbstverständlich wurde man dort noch von den Verkäuferinnen bedient.
Dieser Laden war sehr willkommen im Quartier, fehlte es doch weitgehend an Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe, denn es gab in diesem Quatierteil nur gerade den LVZ an der Birchstrasse und etwas weiter entfernt der Simon an der Glatttalstrasse. Weitere Geschäfte kamen erst später hinzu. Das Quartier wuchs und das Lanz-Lädeli lief, nicht zuletzt auch, weil in der Gegend laufend neue Häuser erstellt wurden, wie etwa die Überbauung an der Caspar-Wüst-Strasse oder dann auch an der Glattalstrasse.
In den frühen oder mittleren 1960er Jahren wurde im untersten Haus auf der gegenüberliegenden Seite der Baracke an der Leimgrübelstrasse 14 ein neues, grosses, schönes Lanz-Lädeli eingerichtet. Immer noch mit Schwerpunkt Milch und Milchprodukte. Es gab eine tolle Käseauswahl und irgendwann hat RFudolf Lanz damit begonnen, heisse Chäschüechli zu verkaufen. Das war jeweils am Freitag, denn Freitag war ja bekanntlich der Wähentag. Auch das restliche Angebot wurde ausgeweitet, allem voran kam nun auch eine Auswahl von frischem Gemüse und Früchten hinzu. Nach wie vor wurde vieles von Verkäuferinnen herausgegeben, vor allem im Lebensmittelbereich. Nur im Nichtlebensmittelbereich war Selbstbedienung. Die Angestellten waren wie schon im Barackenlädeli, Frauen aus dem Quartier, die halbtagsweise dort gearbeitet haben.
Rudolf Lanz hat während vielen Jahren täglich die Milch und Milchprodukte ins Haus geliefert. Er war mit seinem Rapidwägeli unterwegs, manchmal hatte er auch 'grosse Buben' aus der Nachbarschaft mit dabei, welche ihm halfen. Mit dem gleichen Wägeli hat er am Nachmittag auch Getränke ausgeliefert. Man konnte harassenweise Getränke bestellen und sie wurden einem vors Haus oder sogar bis in den Keller geliefert. Ein Service, der ebenfalls sehr beliebt war.
Rudolf Lanz hatte zwei Töchter, die ältere hiess Trudi und hatte etwa den Jahrgang 1952. Beide Töchter packten im Laden ebenfalls an und dann und wann trugen sie sogar die Milch aus. Ob es nur eine oder beide waren, ist allerdings noch nicht gesichert. Die Lanz' hatten somit manchmal auch eine Milchfrau. Auch sie besorgte die strenge Arbeit mit dem Rapidwägeli, es war das gleiche wie jenes vom Gärtner Camenzind. Schliesslich kam noch ein kleiner Nachzügler, ein Sohn auf die Welt. Rudolf Lanz hatte sehr viel Freude an dem Bübchen und es hatte auch ein sehr fröhliches Gemüt. Gelegentlich durfte der Kleine auf die Touren mit, vor allem am Nachmittag.
Und dann gab es auch eine sehr tragische Geschichte: Eines Tages fuhr einer der weiter oben genannten 'grossen Buben' mit dem Rapidwägeli die Getränke aus. Und er hatte das Bübchen der Lanz' mit dabei. Das hatte er schon mehrmals gemacht, er war also wohl geübt im Umgang mit dem Gefährt. Dennoch ist es irgendwo umgekippt und hat die Harassen verloren. Der kleine Sonnenschein wurde unter einem Berg von vollen Getränkekisten 'begraben'. Das Kind hat die Verletzungen nicht überlebt. Das war eine Riesentragödie, welche das ganze Quartier aufwühlte.
Die Familie Berger-Wirz besass seit 1958 als Weihnachtsgeschenk der Tante ein Fondue-Set. Man war so stolz darauf, dass man gar nichts Aussergewöhnliches darin sah, auch mal im Sommer ein Fondue zuzubereiten, wenn es sie gerade danach gelüstete. Bei Lanz bekam man auch im Sommer problemlos Fondue-Mischung und zwar ohne dass man lange warten musste.
Die Familie Lanz hat ihren Betrieb etwa um 1970 an einen Herrn Bieri weiter gegeben. Nach Bieri folgte 1983 ein Herr Meier, der nur ein knappes Jahr blieb, dann folgte René Plattner bis 1990 und dann Hildegard Grubenmann bis 2007. Dann folgte Ernst Niederer, welcher bereits 2 Monate später überraschend verstarb. Nun blieb der Laden gute 2 Jahre geschlossen und 2009 kam Mishtore The Scharri, welcher nun das Schwergewicht beim Fleisch und nicht mehr bei Milch und Käse hat, aber ein Quartierladen blieb mit der seit Jahrzehnten bei diesem Laden gewohnten Qualität.
Quellen: - Marguerite Spycher (lieferte den grössten Teil des obigen Textes) - Rosmarie Kläy-Berger (gutes Brot) - Silvia Stutz-Berger (Zeitpunkt der Eröffnung) - Alice Berger-Wirz (Fondue-Mischung) - Hildegard Grubenmann (nannte alle ihre Vorgänger) - Gerda Gasser (nannte einige ergänzende Details) - Beat Czybik (lobt den guten Service bei Mishtore The Sharri) - Jacqueline Lanz (bestätigte, dass die Chäschuechli am Freitag angeboten wurde) - OGS-eigene