Zeitung für Zürich-Nord. Gegründet 1957. Baumackerstrasse 45. Erschien ursprünglich 2 Mal wöchentlich, dann noch wöchentlich und zuletzt 14-täglich in einer Auflage von 35'800 Exemplaren.
Die Vorstadt wurde von Ernst Büchi, geb. 1928 in Ã?rlikon, gegründet und war anfänglich ein echtes Familienunternehmen. Die Kinder hatten die Aufgabe, Flugblätter von Hand in die gedruckten Zeitungen einzulegen. Sogar die Grussmutter half beim Verteilen des Blattes in Glattbrugg. Elsy Büchi machte die Buchhaltung bis zum Schluss (1996) und zwar von Hand mit Karteikästen und Buchungsblättern. Geschrieben wurde bis 1996 mit der guten alten Schreibmaschine. Die Anfangsjahre galten als hart, gab es doch viel Konkurrenz. Als Gratisblatt wurde die Zeitung zudem vom Zeitungsverlegerverband boykottiert und behindert, sodass es schwierig war, eine Druckerei zu finden.
Als die Zeitung noch in St. Gallen gedruckt wurde, ass der Chauffeur, welcher die Zeitung auslieferte, bei den Büchis am Familientisch zu Mittag. Da Büchi auch politisch tätig war und 1962 der SVP beitrat und Gemeinde- und Kantonsrat war, unterstellte man der Zeitung eine gewisse Nähe zur SVP, doch hat Büchi stets betont, dass er versuche, die beiden Dinge auseinander zu halten. Trotzdem kam es vor, dass bisherige Inserenten mit einer anderen Parteifarbe auf Inserate verzichteten. Die Vorstadt soll noch Jahre lang wegen ihrem SVP-Image zu kämpfen gehabt haben.
1996 hat Ernst Büchi seine Zeitung an die Büry-Verlags AG verkauft. Dieser verkaufte sie 2005 an den Verlag «Tagblatt der Stadt Zürich», die wiederum von der «Tamedia» übernommen wurde. Seit 2005 wird die Vorstadt als Einlage im Tagblatt der Stadt Zürich verteilt.
Im Frühling 2007 trennte sich die «Tamedia» von der «Vorstadt» und verkaufte diese an die Echo-Verlags AG, wo sie in neuer Aufmachung im Tabloid-Format als Wendezeitung zusammen mit dem «Quartier-Echo» nur noch 14-täglich dem Tagblatt beigelegt wurde. Die Echo-Verlags-AG bestand aus 3 Personen, wovon Verlagsdirektor Elio Camponovo den Verlag nach aussen vertrat. Guido Schwarz war Chef-Redaktor, auch schon viele Jahre zuvor. Daneben gab es noch Lilian Spörri und Alexandra Rozkosny, welche als Redaktorinnen tätig waren. Ausserdem gab es eine grössere Anzahl von freien Zeitungsberichterstattern, welche pro Bericht entschädigt wurden.
Bei den Ã?bernahmen wurde der Personalbestand jeweils reduziert und die Kosten, wo immer möglich zurück gefahren, wozu zuletzt auch der bereits erwähnte 14-Tages Rhytmus gehörte. Leider blieben die Einnahmen aus den Inseraten stark hinter den Erwartungen zurück. Da die Kriegskasse, wie dies Elio Camponovo sagte, leer war und die Kosten des Betriebs mit den Einnahmen nicht gedeckt werden konnten, musste sich der Verlag schweren Herzens dazu entschliessen, das Erscheinen der Vorstadt im Jahre 2008 einzustellen.
Irgendwie gelang es nicht, dem Gewerbe klar zu machen, dass die Vorstadt im Gegensatz zu einer Tageszeitung viel intensiver gelesen wird, weil sie eben über lokale Themen weit ausgiebiger berichtet und viel übersichtlicher ist, wobei dann eben die Inserate auch mehr beachtet werden als in einer dicken Tageszeitung.
Eine Quartierzeitung ist eigentlich eine Institution, welche viele soziale Funktionen erfüllt, ganz ähnlich wie die Dorfkirche, die Spitex, die Nachbarschaftshilfe, der Hausarzt, die Polizei usw. Vermutlich wäre eine Herausgabe der Zeitung mit einer Abogebühr die bessere Lösung gewesen, wenn die Inserate, von welchen die Gratiszeitungen ja leben, ungenügend sind. Im Prinzip hätte auch die Stadt Zürich an einem gedeihlichen Quartierleben, zu welchem auch eine Quartierzeitung gehört, das grösste Interesse haben müssen und solche Zeitungen finanziell unterstützen sollen, im Sinne einer Abdeckung der sozialen Leistungen einer solchen Zeitung. Eben diese Stadt finanziert ja auch zahlreiche vergleichbare Einrichtungen, wie etwa die Quartiervereine usw. Im Gegenzug hätte die Stadt die Quartierzeitung vermehrt für die Aufklärung der Bevölkerung in allen amtlichen Angelegenheiten benützen können und zwar viel gezielter. Diese Aufgabe erfüllte die Stadt aber nur beim Tagblatt der Stadt Zürich, welches aber alle Nachteile einer Tageszeitung hatte. Dicke Tageszeitungen können diese Aufgaben nur sehr ungenügend erfüllen. Subventionieren hätte man nur die Quartierzeitungen sollen.
Ein Beispiel soll die obigen Ausführungen noch mehr verdeutlichen: Ich erinnere mich, dass die Seebacher Nachrichten bei Todesfällen die betroffenen Angehörigen diskret angefragt haben, ob man an einem Nachruf interessiert sei. Wenn ja, kam ein Berichterstatter vorbei, übernahm meist den Text des Nachrufs der Abdankung in gekürzter Form und lieh sich eine Foto des/der Verstorbenen aus. Diese Beiträge waren sehr wertvoll für das Quartier. Sie wurden gerne und oft gelesen und banden den Leser ans Quartier und an die Zeitung. Weitere Beispiele gäbe es viele.
Zum Schluss noch etwas zu den Gratiszeitungen. Es gibt ein Sprichwort, welche heisst: "Was nichts kostet, ist nichts wert". Eine Zeitung bekommt ihren Wert doch erst dadurch, dass man für sie etwas zahlen muss. Sie ist wesentlich angenehmer zu lesen als ihre entsprechende Intenet-Ausgabe und auch viel praktischer in der Handhabung und die Werbung stört in einer Zeitung viel weniger als auf dem Bildschirm, vor allem die bewegliche Werbung oder jene, welche man zuerst weg klicken muss, damit man den den Text überhaupt lesen kann. So etwas kann keine Zukunft haben. Die Leser werden irgendwann wieder zur guten alten Zeitung zurück kehren.