Mit der Einwanderung der Helvetier, einem im Süden Deutschlands angesiedelten Stamm keltischer Kultur, in der Zeit von etwa 125 bis 110 v. Chr. dürfte Seebach nur wenig berührt gewesen sein. Zu jenem Zeitpunkt lebten wohl kaum mehr als 15 - 20 Leute in Seebach. Da diese ebenfalls der keltischer Kultur angehörten, hätte das weder sprachlich noch sonst wie Probleme gegeben. Man kann vermuten, dass die Helvetier sich eher im westlichen Mittelland niederliessen. Da ihre Stammesfürsten vorhatten, weiter in den Süden zu ziehen, war der Aufenthalt der Helvetier in der Schweiz vorerst nur eine vorübergehende Sache.
Nach Seebach kamen die Helvetier ab etwa 125 v. Chr., vermutlich in sehr kleiner Zahl. Im ganzen Kantonsgebiet dürften es einige Tausend gewesen sein. Sie gehörten der Kultur der Kelten an und kamen infolge des kälter werdenden Klimas unter Druck, denn die bisher nördlich des Mains wohnenden Germanen, allen voran die Alemannen und andere germanische Völker, drängten südwärts, darunter auch die Kimbern und Teutonen, die aufs Ganze gingen und gleich von Anfang an nach Südfrankreich strebten. Vermutlich nahmen sie den Weg über Böhmen, Ã?sterreich, Slowenien und Italien. Der schlechte Ruf, der ihnen anhaftete, beruhte auf dem von ihnen betriebenen Raub an allem Essbaren und sonstigen Gebrauchsgegenständen, die sie zum Unterhalt auf ihrem Zug in den Süden benötigten. Es war ja unmöglich, die Nahrung für eine Monate oder Jahre dauernde Wanderung mitzunehmen. Ausserdem verliessen sie ihr ursprüngliches Siedlungsgebiet aus purer Not und am Ende eines kalten Winters. Ihre Vorräte waren aufgebraucht und so ernährten sie sich von dem, was sie unterwegs fanden, jagten oder bei Not eben erbeuteten. Und es herrschte Not!
Davon hat Seebach allerdings nichts mitbekommen, da diese Züge fernab von Zürich durchliefen. Hingegen begann zur gleichen Zeit eine allmähliche Wanderbewegung der Helvetier über den Rhein in das Gebiet der heutigen Schweiz. Die Helvetier kamen nicht mit Waffen, sondern mit Frauen, Kindern und Tieren sowie ein paar Habseligkeiten. Sie unterschieden sich sprachlich kaum von den La Tène-Kelten in unserer Gegend und hatten die gleiche Kultur, sodass ihre Â?EroberungÂ? von neuen Siedlungsräumen ganz unspektakulär erfolgte. Es gibt keine Funde, die irgendwie einen Kulturwechsel dokumentieren würden. Insgesamt müssen es so an die 50Â?000 bis 75Â?000 gewesen sein, wovon wie schon erwähnt, auch ein paar tausend im Kanton Zürich landeten. Auch das geschah nicht an einem Tage, sondern verteilt über Jahre oder noch länger.
Sie integrierten sich problemlos, waren aber etwas anders organisiert. Sie hatten eine straffere Führungsstruktur unter dem Stammesfürsten Orgetorix und ihr Vorhaben war von Anfang an, nicht in der Schweiz zu bleiben, sondern sobald wie möglich weiter in den Süden zu ziehen. Daran hielten sie fest und arbeiteten konsequent auf dieses Ziel hin, wenngleich es Jahrzehnte dauerte und den Stammesfürsten ganz schön altern liess. Die Helvetier galten als kriegserprobt und mutig. Sie setzten sich aus mehreren Stämmen zusammen, unter ihnen seien die Tiguriner erwähnt, ein besonders forscher Stamm.
Teile von ihnen liessen sich auch nicht sofort in der Schweiz nieder, sondern zogen weiter, indem sie sich den südwärts ziehenden Kimbern anschlossen und von 110 bis 107 v. Chr. Südfrankreich durchstreiften, allerdings noch nicht, um Land in Besitz zu nehmen, sondern um einerseits das ihnen geeignet erscheinende künftige Siedlungsgebiet zu suchen und nebenbei auch noch grosse Beute zu machen. Im Jahre 107 v. Chr. wurden sie von römischen Truppen bei Agens an der Garonne gestellt, schlugen diese aber vernichtend und kehrten ins Schweizer Mittelland zurück. Sie standen unter der Führung von Divico. Wo genau sie siedelten ist nicht gesichert. Ihr Stammesname Â?TigurinerÂ? hat aber nur zufällige Ã?hnlichkeit mit dem alten Namen Zürichs. Man vermutet, dass sie sich eher etwas östlich im Schweizer Mittelland niederliessen.
Von diesen Helvetiern dürften auch einige in Seebach gelandet sein. Entweder haben sie einen weiteren Hof erbaut oder angesichts der Pläne ihrer Führer vermutlich die Zeit abgesessen und lediglich die unbedingt notwendigen Bauten für ihre Unterkunft erstellt. So dürfte die Keltensiedlung in Seebach vorübergehend etwas grösser geworden sein. Aufgrund der Zahlenangaben, die heute zur Verfügung stehen, macht das auf Seebach bezogen, einen Zuwachs von vielleicht 5 bis 7 Personen aus, sodass Seebach zu dieser Zeit etwa 35 Einwohner hatte und aus etwa 3-5 Grossfamilien bestand. Diese Annahme ergibt sich einfach aus dem Umstand, dass sie wohl kaum, angesichts der geplanten Weiterreise, Wälder gerodet und eine eigene Siedlung gebaut haben.
Um 58 v. Chr. war es soweit. Teile des helvetischen Stammes, allen voran die Tiguriner brachen zusammen mit einigen Sippen aus dem Stamm der Raurakier auf, um in das auserwählte Land in Südwestfrankreich an der Garonne zu ziehen. Aber eben nur die reisefähigen oder reisewilligen Helvetier und allenfalls all diejenigen, die sie von ihrem Vorhaben überzeugen konnten, obwohl sie nicht zu den helvetischen Stämmen gehörten. Dazu sollen die bereits erwähnten Raurakier gehört haben, die im Gebiet des nördlichen Juras, um Basel und entlang dem Rhein bis etwa Koblenz (CH) gesiedelt haben. Von den etwa 100Â?000 Einwohnern der damaligen ,NordschweizÂ? zogen jedoch allerhöchsten 35Â?000 los. Cäsar jedoch notierte, dass über 350Â?000 Helvetier nach Süden zogen.
Ob sie ihre Hütten tatsächlich anzündeten, ist umstritten. Es könnte sich allenfalls um die Nothütten gehandelt haben. Was die Helvetier auf ihrem Weg über die Saône nach Bibracte erlebten, ist bekannt und braucht im Rahmen der Seebacher Frühgeschichte nicht nochmals aufgerollt zu werden. Jedenfalls kamen die bei Bibracte geschlagenen Helvetier und Raurakier schon nach wenigen Monaten wieder zurück, wobei bei dieser Schlacht an die 7Â?000 Kämpfer getötet worden sein dürften. Cäsar sprach aber von über 250Â?000 Toten! Man kann davon ausgehen, dass alle Zahlen in Cäsars Berichten zuhanden der Regierung in Rom massiv übertrieben waren, denn die Einwohnerzahlen, die für das damalige Mittelland sinnvollerweise angenommen werden dürfen, waren wesentlich niedriger, dies allein schon, weil die Helvetier gar kein Volk waren, sondern nur ein Stamm und dieser lediglich aus 4 Unterstämmen bestand. Es muss vermutet werden, dass neben den bereits erwähnten 7Â?000 Toten vermutlich zahlreiche als tot gemeldete deshalb nicht heimkehrten, weil sie sich in kleine Gruppen aufteilten und auf Umwegen unerkannt und unauffällig und in grossem Bogen ihrem Ziel in Südwestfrankreich zustrebten. Von den 35Â?000 Helvetiern kehrten wahrscheinlich nur etwa 21Â?000 zurück.
Sie kehrten aber nicht an ihre alten Wohnplätze zurück, sondern blieben etwas weiter westlich in der Schweiz und bauten ihre Hütten neu auf. Mit Sicherheit wurden beim Wegzug nur jene Höfe angezündet, die völlig verlassen wurden oder nur Provisorien waren. Von den Seebachern dürften allenfalls etwa 5 weggezogen und wohl keine zurückgekehrt sein, sodass per Saldo die Einwohnerzahl, die beim Wegzug auf etwa 30 Personen abgesunken war, auf diesem niedrigeren Stand verharrte. Da für diese Rückkehr in die Ostschweiz (inkl. Zürich) archäologisch nicht die geringsten Anhaltspunkte bestehen, fusst diese Annahme rein auf den Berichten von Cäsar. Wenn von den 21Â?000 Helvetiern überhaupt welche zurück in das Schweizer Mittelland kehrten, dann müssen diese bereits westlich von Bern neu gesiedelt haben. Die Ostschweiz blieb jedenfalls dünn besiedelt.
Bis heute stellt man fest, dass die Rückwanderung in die Ostschweiz sehr gering gewesen sein muss, da man praktisch keine keltischen Funde aus dieser Zeit östlich der Reuss ausmachen konnte. Das lag vermutlich daran, dass die Ostschweiz sowieso nie stark keltisch besiedelt war und die Helvetier sich von Anfang an eher im Westen der Schweiz niederliessen, wobei als Grenze zwischen West- und Ostschweiz der Kanton Zürich, nach der Rückkehr sogar der Kanton Aargau zu verstehen ist.
Ab der Zeitenwende kamen auch einige tausend Römer in die Schweiz. Hierin sind die Soldaten nicht mitgerechnet, die ja wieder nach Rom zurückkehrten. Die keltischsprachigen Ureinwohner übernahmen mit der Zeit die lateinische Sprache. Unter sich sprachen sie aber noch 2 bis 3 Generationen keltisch, doch dürfte bereits um 100 n. Chr. das Keltische im mittellateinischen Dialekt aufgegangen sein. Bewiesen ist das allerdings nicht, es wird von den Germanisten aber ganz vehement so verteidigt und sie dürften ja wissen, wovon sie reden. Die deutsche Schweiz wurde von den Römern wahrscheinlich gar nicht kolonisiert, wie man gelegentlich liest, sondern besetzt. Es kamen nur so viele Leute aus Rom hierher, wie gerade nötig waren, um das Land im Griff zu haben oder anders gesagt: Es gab keine römische Zuwanderung. Etwas zahlreicher waren die Soldaten der römischen Garnisonen, doch von diesen kehrten die meisten nach ihrem Einsatz wieder nach Rom zurück.
Somit wäre es ziemlich ungewöhnlich, wenn diese paar tausend Römer bewirkt haben sollen, dass die 150Â?000 Ureinwohner keltischer Sprache zu einer reinen, lateinischen Sprache übergegangen sein sollen. Vielmehr ist zu vermuten, dass das hier gesprochene Lateinisch recht kräftig mit keltischen Substratwörtern durchsetzt war. Daher erscheint es sinnvoll, bis zur eindeutigen Klärung dieses Punktes für die Zeit von 100 bis 700 die Sprache dieser vorgermanischen Bevölkerung nicht als lateinisch und auch nicht als keltisch, sondern als gallorömisch zu bezeichnen. Dabei soll vorerst offen bleiben, wie sich der Sprachschatz damals zusammensetzte.
Als um 800 n. Chr. die Alemannen in Seebach Fuss fassten, hielten die beiden Volksgruppen noch einige Zeit Abstand zueinander. Die gallorömisch sprechenden Ureinwohner lebten vermutlich in einem kleinen, umzäunten Dorf im Gebiet der Stoffelstrasse und allenfalls im Gugel (Hürst), die Alemannen im heutigen Oberdorf.
Quellen: - Römische Geschichtsbücher - Die ersten Schweizer - Keltische Geschichtsbücher