OGS Seebach - Beitrag

Caspar-Wüst-Strasse
Verkehrswege – Strasse – aktuell
Die Strasse wurde 1957 erstellt im Zuge der dort geplanten Wohnblöcke. Sie wurde benannt nach dem früheren Gemeindepräsidenten, der dieses Amt von 1883 bis 1911 inne hatte und von 1856 bis 1916 lebte. Offenbar gab es bei seinem Namen Unsicherheit, denn zahlreiche Berichte über ihn nennen ihn mal Wüst, mal Wüest oder sogar Wuest.

Der Name Wüst wurde in Seebach stets in den beiden erstgenannten Formen geführt, doch gehen alle auf den ursprünglichen Namen Wüst zurück, der aus Oberhausen stammt. Reinhard Ochsner nennt den Gemeindepräsidenten stets Caspar Wüest, mit einer Ausnahme: Während einer gewissen Zeit schrieb er Wuest. Dr. h.c. Max Maag, von der Firma Zahnräder Maag, der selber eine Zeit lang bei Caspar Wüst in der Abteilung Zahnräder arbeitete, schrieb den Namen in seinen Texten manchmal tatsächlich 'ue', also so, wie auf der Firmentafel auf einer Ansichtskarte von 1910 zu sehen ist. Das Buch «Unser Seebach» schreibt jedoch auf Seite 135 Caspar Wüst, ebenso Ernst Benninger in «Die alten Geschlechter von Seebach», 1985, auf den Seiten 47-48. Dabei geht Benninger gar nicht erst auf die drei Schreibweisen ein, sondern fixiert sich ganz auf Wüst.

Es scheint da einige Konfusion zu herrschen, denn die Steinfabrik an der Rümlangstrasse wird von «Unser Seebach» auf Seite 93 als Caspar Wüest aufgeführt und die gehörte ebenfalls dem Gemeindepräsidenten. Ausserdem gibt es eine Foto von der Firma Caspar Wüst auf dem späteren Gaussareal, wo man den Schriftzug des Caspar Wüst mit «ue» sieht. Somit steht unzweifelhaft fest, dass er seinen Namen als Wuest schrieb, könnte man meinen, doch dem war nicht so. Die Schreibweise mit «ue» wurde nur als Folge der Technik gelegentlich benützt. Der Monteur schaffte es nämlich nicht, die beiden ü-Pünktchen auf dem Dach ordentlich zu montieren, weshalb er von Caspar Wüst die Bewilligung einholte, den Namen der Einfachheit halber mit «ue» zu schreiben. Inzwischen hat die Enkelin von Caspar Wüst, Ines Meyer, der OGS aber versichert, dass die richtige Schreibweise Wüst gewesen sei.

Da das obere Strassenschild 2003 bereits gute 50 Jahre alt war und noch in alter Rechtschreibung geschrieben war, war es nur noch eine Frage der Zeit, bis es ersetzt wurde, zumal sich auch schon etwas braunes Eisenoxid auf der Tafel bemerkbar machte. Und siehe da: Wohl noch 2008 hat die Stadt das Schild erneuert und auch gleich die neuen Schreibregeln angewandt.

Mit entscheidend für diesen Strassennamen war die unmittelbare Nähe der Fabrikgebäude der Okey AG, in deren Vorläufergebäuden einmal die Steinfabrik Caspar Wüest hauste und zwar von 1910 bis 1918.
Siehe auch unter Caspar Wüest!

Die Caspar-Wüst-Strasse im Gebiet Leimgrübel/Binz hatte einen theoretischen Vorgänger. Der Gemeinderat von Seebach hat nämlich schon 1933 beabsichtigt, eine Strasse nach Caspar Wüst zu benennen und zwar die damalige Gartenstrasse, welche wegen der Eingemeindung umbenannt werden musste. Es waren aber nicht alle Einwohner an der Gartenstrasse mit diesem Vorschlag einverstanden und so schlugen die Bewohner der Gartenstrasse drei andere Namen vor. Initiant war ein um 1933 noch ziemlich junger, forscher Mann, welcher dann fleissig von Tür zu Tür ging und für jeden Vorschlag Unterschriften sammelte. Unter den Namenvorschlägen war auch die Grünhaldenstrasse dabei. Da dieser Name die meisten Unterschriften auf sich vereinigte, reichte er die Liste der Unterschriften mit den Namensvorschlägen beim Seebacher Gemeinderat ein, welcher diese an die Stadt Zürich weiter leitete, die dann den Favoriten Grünhaldenstrasse prompt bewilligte. So musste der alte Gemeindepräsident noch 24 weitere Jahre warten, bis ihm dann doch noch eine Strasse gewidmet wurde. Daran erinnerte sich ein Leser der Seebacher Nachrichten mit den Initialen cb noch im Jahre 1957 und schickte der Zeitung ein Eingesandtes, welches im November gleichen Jahres publiziert wurde.

Im Baugeschichtlichen Archiv Zürich gibt es von den älteren Häusern an dieser Strasse noch zahlreiche Fotos. Wer sich dafür interessiert, findet unter BAZ alle nötigen Hinweise, wo genau man diese Fotos ansehen und sich davon allenfalls Kopien anfertigen kann.

Quellen:
- Strassennamenbuch der Stadt Zürich 1999
- Reinhard Ochsner
- «Unser Seebach»
- Elfriede Lercher (Fotos)
- Neujahrsblatt Zürich 11/12, 1985, Nr. 27, 47,48
- Seebacher Nachrichten Nov. 1957
- Gemeinderatsprotokoll vom 26.7.1932, Seite 156

Caspar-Wüst-Strasse (2007)

Das Strassenschild, noch in alter Rechtschreibung verfasst, ist inzwischen schon etwas in die Jahre gekommen und zeigt erste Rostspuren. Ein untrügliches Zeichen, dass es bald ersetzt wird. Es wurde dann noch vor 2008 tatsächlich ausgetauscht.

Caspar-Wüst-Strasse (1981)

Nochmals der bunte Baum an der Caspar-Wüst-Strasse 6. Er war einmalig in seiner Pracht und musste dennoch weichen.

Caspar-Wüst-Strasse (1981)

Den bunten Baum im herbstlichen Laub gibt es heute nicht mehr, da er zu gross wurde.

Caspar-Wüst-Strasse (1989)

Winterlicher Ausblick vom Küchenfenster an der Caspar-Wüst-Strasse 6 im Winter 1989.

Caspar-Wüst-Strasse (1995)

Ein prächtiger Baum an der Leimgrübelstrasse, welcher inzwischen umgelegt wurde, weil er zu gross geworden war.

Caspar-Wüst-Strasse (2002)

Der oberste Wohnblock gegen Guldinen zu.

Caspar-Wüst-Strasse (2002)

Der unterste Wohnblock steht zwar an der Caspar-Wüst-Strasse, trägt aber die Adresse Leimgrübelstrasse, weil er von dieser Strasse aus erschlossen wird.

Caspar-Wüst-Strasse (2002)

Das Lebensmittelgeschäft von Frau Grubenmann an der Ecke zur Leimgrübelstrasse.

Caspar-Wüst-Strasse (2002)

Der mittlere Abschnitt der Strasse.

Caspar-Wüst-Strasse (2002)

Die oberen Wohnblöcke von der Rümlangstrasse aus gesehen.

Caspar-Wüst-Strasse (2002)

2002: Der obere Teil der Strasse.

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