OGS Seebach - Beitrag

Hüttisstrasse
Verkehrswege – Strasse – aktuell
Der Strassenname ist offiziell seit 1925. Die Strasse verläuft von der Andreasstrasse zur Binzmühlestrasse. Ausgebaut wurde sie um etwa 1907, doch als Feldweg war sie schon vor 1900 vorhanden. Benannt wurde sie nach dem aus Aachen, Deutschland, stammenden Ingenieur und Gründer der ursprünglich in Örlikon ansässigen «Maschinenfabrik Hermann Hüttis», welche nach seinem Hinschied 1918 in SKAG umbenannt wurde. Hermann Hüttis lebte von 1877 bis 1918. Dies als Präzisierung zum Eintrag im Strassennamenbuch von Zürich, wo Guyer schlicht von einem Anstösser dieses Namens spricht.

Offenbar zeitgleich mit der Gründung der Maschinenfabrik in Örlikon gab es in Aachen die Motorwagenfabrik Hüttis & Hardebeck, ein deutscher Nutzfahrzeug- und Automobilhersteller, der von 1906 bis 1907 in Aachen ansässig war. Gebaut wurden Lastkraftwagen und Personenwagen mit 10 PS, 24 PS und 28 PS Leistung. Ende 1907 wurde der Betrieb von der Scheibler Automobil-Industrie GmbH übernommen, wobei fortan unter dem neuen Firmenname MULAG nur noch LKW produziert wurden. Mit dem Ankauf und der Spezialisierung versprach sich Scheibler, aus seit 1905 bestehenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten herauszukommen. Der Name Hüttis & Hardebeck spielte danach im Automobilbau keine Rolle mehr. Diese Autofabrik wird in folgenden beiden Büchern erwähnt:

- Halwart Schrader: Deutsche Autos 1886 -1920. 1. Auflage. Motorbuch Verlag Stuttgart (2002). ISBN 3-613-02211-7. Seite 211

- Günther Schnuer: Der Automobilbau in Aachen 1896 - 1928. Ein Beitrag zur Technik- und Industriegeschichte, Meyer & Meyer, Hannover, 1990

Wie die Hüttis-Strasse vor 1925 hiess, ist noch unsicher. Alte Gewährsleute der OGS sprachen vom Dammweg, doch mit erheblichen Zweifeln. Die alten Häuser wie auch die Fabrikgebäude der SKAG mussten inzwischen grossen Bürokomplexen weichen. Die Strasse ist nicht wiederzuerkennen. Die SKAG war ursprünglich eine Örliker Firma mit Domizil an der Dianastrasse, später Siewerdtstrasse. Hermann Hütti suchte 1912 eine grössere Fabrikliegenschaft und zog an die nahe Dammstrasse in die ehemaligen Fabrikhallen der Armaturenfabrik Schäffer-Budenberg an der Andreasstrasse.

Teile der Hüttisstrasse waren in den 1970er Jahren in derart desolatem Zustand wie die dortigen Häuserblocks. Es sollen dort die Ärmsten der Armen von Seebach gewohnt haben und die Strasse war mitsamt ihren Seitenwegen verstellt von allerlei Schrott und alten, defekten Velos. Alles wirkte sehr düster, verlottert und heruntergekommen. Um die Beseitigung dieses Schandflecks war es nicht schade. Erstaunlicherweise haben die gelegentlichen Zeitungsartikel jeweils von einem Seebacher Schandfleck berichtet, obwohl er doch die PLZ 8050 hatte! Im Volksmund wurde die Gegend als Negerdörfli bezeichnet. Frau Berta Wintsch-Fürst erwähnt in ihren kleinen Lebenserinnerungen "Alt Seebach 1948" noch, dass es an der Hüttisstrasse 1948 und später 6 grosse Kosthäuser gegeben habe, welche vermutlich um 1900 herum erbaut wurden, weil sich in Örlikon immer mehr Industrie ansiedelte. Viel später mussten dann alle Bewohner ausziehen. In den Häusern wurden dann nur noch Einzimmerwohnungen eingerichtet mit einer Gemeinschaftsküche. Es sollen dann lauter Italiener eingezogen sein, was viel böses Blut gegeben habe, weil so viele günstige Wohnungen verloren gingen. Zwei dieser Häuser sollen später verkauft worden sein. Danach bemächtigten sich Alternative der Häuser.

Im Baugeschichtlichen Archiv Zürich gibt es von den älteren Häusern an dieser Strasse noch zahlreiche Fotos. Wer sich dafür interessiert, findet unter BAZ alle nötigen Hinweise, wo genau man diese Fotos ansehen und sich davon allenfalls Kopien anfertigen kann.

Quellen:
- Örliker Orts-Chronik, Armin Bollinger, 1959-2, 161
- OGS-eigene
- im Beitrag bereits erwähnte Quellen
- Ines Meyer und ihr Sohn Beat Meyer

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