Auch Kelnhof oder Kehlhof genannt. Seit 1261 indirekt schriftlich erwähnt und damit wohl noch etwas älter. Der Kellhof nahm diese Funtion bis 1632 wahr. Kuriosum: Der Hof gehörte zum Fraumünster, lag aber ennet dem Bach und damit eigentlich auf Klotemer Kirchgebiet. Doch auch im Gebiet «Ausserdorf» und «am Bach» gab es Fraumünsterhöfe. Im Jahre 1956 wurde ohne ein Wimpernzucken weder der Behörden noch der Bevölkerung der Seebacher Kellhof abgerissen. Sie lesen richtig: Der Kellhof wurde abgerissen!!! Möglich wurde dies allerdings nicht infolge Gleichgültigkeit der Behörden oder der Bevölkerung, sondern allein wegen Unwissenheit aller beiden.
Da die Seebacher Ortsgeschichte zu jenem Zeitpunkt vorwiegend dem Vergessen zugeteilt war, bemerkte einfach niemand, dass die baufälligen Flarzhäuser an der Hertensteinstrasse mit dem früheren Kellhof identisch waren und so geschah das Undenkbare. Erst Jahre später hat Ernst Benninger das tragische Ereignis festgestellt, nachdem er dem Aufruf gefolgt war, durch Studium der geschichtlichen Unterlagen den Seebacher Kellhof ausfindig zu machen. Der Schaden ist insofern bedauerlich, als an seine Stelle ein Autoparkplatz (!) und später eine Abfallsortieranlage (!!) eingerichtet wurde. Das ist kein Scherz! Das ist ein unbeabsichtigter Schildbürgerstreich!
Es sei in diesem Zusammenhang daran erinnert, dass der VVS am 19. Mai 1919 hochlöblich beschloss, eine Gemeinde-Chronik über Seebach in Angriff zu nehmen und dabei insbesondere die Geschichte der wichtigsten Bauernhöfe Seebachs zu erforschen. Leider wurde der VVS in diesem Bemühen von keiner Seite und auch von keiner Seele unterstützt, vor allem nicht finanziell, sodass sich niemand an die Arbeit machte. Hier lag der ursächliche Fehler, der später zum Abtrag des Kellhofs führte und da der VVS zahlreiche andere Projekte gut voranbrachte und auch keine Probleme hatte, die Leute aufzubieten, kann wie schon erwähnt, einzig mangelndes Geschichtsbewusstsein bestätigt werden.
Ã?berlieferte Kellner, Eigentümer, Pächter, Mieter des Kellhofs:
- 1261 wird Chuonradus Cellerarius als bisher ältester Kellner in einem Zehntenstreitstreit erwähnt ().
- 1333 wird Chuonrad Keller als Verwalter des Kellhofs erwähnt. Das dürfte der Sohn oder der Enkel des 1261 Erstgenannten gewesen sein (Habsburger Urbar).
- 1400 wird ein Gilmann als Verwalter genannt ().
- 1420 wird Ruedi Burgdorfer, der 1425 auch als Ruedi Keller im Sinne seines Amtsnamens erwähnr (Steuerrodel).
- 1427 bis kurz vor 1500 werden drei Generationen der Broglis erwähnt ().
- 1497 (ca.) bis 1527 Claus Binzmüller
- 1512 bis 1527 ist es dann Hanns Kösch, auch Schnider genannt, den Kellhof, nachdem er zuvor viele Jahre lang in der Köschenrüti Landwirtschaft betrieb.
- 1527 bis 1611 zuerst Heinrich und dann Hans Christiner, letzter war zugleich Untervogt = Gemeindepräsident ().
- 1611 bis 1633 war es dann Gabriel Bader, welcher das Handlehen (aif die Lebenszeit des Inhabers befristetes Pachtgut).
- 1633 bis über 1750 hinaus wurde das Erblehen an Junghans Koch verkauft, was zugleich die Aufhebung des Kellneramtes bedeutete. Die Kochs bewirtschafteten das Gut während fünf Generationen bis zu deren Aussterben.
- 1695 erfolgte eine Hofteilung mit den Siebers, deren Sippe während 100 Jahren die eine Hälfte des Hofes bewirtschafteten.
- 1780 bis 1790 erscheinen dann die Meyers als Bebauer einer Hofhälfte.
- 1790 bis 1857 sind die Attingers Bebauer einer Hofhälfte und
- 1800 bis 1853 sind es die Gossweilers.
Fazit: Die damaligen Seebacher erkannten die Notwendigkeit der geschichtlichen Aufarbeitung nicht. Es schien ihnen unwichtig zu sein, woher die Gemeinde kam und wohin sie schlitterte. Es gibt aber zahlreiche Beispiele in der Schweiz, wo Behörden und Vereine noch ein ausgeprägteres Geschichtsbewusstsein hatten und wo so etwas nicht hätte vorkommen können. Nicht selten haben solche Städte noch eine einigermassen intakte mittelalterliche Bausubstanz, zumindest in der Ortsmitte, etwas das in Seebach in den letzten 50 Jahren Haus für Haus beseitigt wurde. Mit anderen Worten: Es hat sich bis heute nichts geändert.
Die letzten Mieter im Kellhof waren die Zahnds und Rigerts.
Quellen: - Ernst Benninger 2001, 68 - Alois Rigert - «Unser Seebach», 1983, Seite 33 + 34.