Am Anfang der Ausserdorfstrasse stand neben dem Bauernhaus von Carl und Edy Gassmann (1950, 1963) ein kleineres Brennereigebäude. Es trug die alte Assek-Nr. 281, neu 113 und wurde 1894 erbaut und 1963 abgetragen. In diesem Haus wurde seit 1894 während Jahrzehnten ein Teil des Seebacher Schnapses gebrannt, wobei viele Seebacher Bauern ihr Brennobst hierher brachten. Ã?berliefert sind folgende Bauern: Gassmann, Heider, Huber, Egli. In der Brennerei wurde Apfel- und Birnenträsch (Gäälmöschtler), aber auch Zwetschen- und Pflümliwasser gebrannt, wobei man dafür nicht das Tafelobst, sondern in erster Linie das Fallobst verwendete. Wenn gebrannt wurde, dann zog sich stets und je nach Windrichtung ein eigentümlicher, leicht faulighefiger Geruch durch das Ausserdorf oder durch den Sperlet. Davon wusste noch Frau Emma Schulthess-Meier zu berichten, die ganz hinten im Sperlet wohnte.
Ein ordentlicher Teil der Produktion wurde als Desinfektionsmittel für die Kühe gebraucht, während der Rest als «Desinfektionsmittel» der bäuerlichen Kehlen Anwendung fand. Wer meint, die damaligen Seebacher Brenner hätten einen scharfen «Häxebränz» produziert, liegt falsch. Es wurde durch einen Störbrenner mit grossem Können und Sachverstand, dem richtigen Wasser und mit viel Feingefühl mit Zunge und Gaumen jedes Jahr das geeignete Prozentverhältnis ertastet. Sowohl der «Ausserdörfler» als auch der «Gäälmöschtler» waren geschmeidige, feine, leicht ölige und sehr aromatische Schnäpse, die im Halse in keiner Weise brannten oder gar explodierten. Dieser Aufwand war natürlich nur demjenigen Schnaps vorbehalten, welcher später durch die bäuerlichen Kehlen rann, während derjenige, welcher zur Desinfektion der kalbernden Kühe Verwendung fand, etwas mehr Vor- und Nachlauf enthielt und ausschliesslich aus Fallobst erzeugt wurde.
Dass der Brennmeister bestes Quellwasser von der bereits gefassten Neubrunnenquelle benützte, ist überliefert. Er soll mit Kanistern das Wasser im Pumpenhaus bei Robert Bretscher, dem damaligen Gemeinderat und Herr über die Quellen und die übrigen Gemeindewerke, abgeholt haben. Das war noch vor der Eingemeindung. Das Brennereigebäude wurde gleichzeitig mit dem Bauernhaus Gassmann 1963 abgetragen.
Noch nicht geklärt ist auch, ob der Störbrenner beide Schnäpse, jene für die Bauern und jene für die Kühe im gleichen Brennhafen destillierte oder ob er für die edlen Brände einen kleinen, fest installierten Brennhafen im Brennereigebäude benützte. Das Gebäude diente zugleich auch zum Aufsetzen der Maische. Zum Lagern von Schnaps wurde es nicht benützt, denn es ist überliefert, dass die Bauern ihren Schnaps zu festgelegten Zeiten abholten und den Brennlohn gleich zahlen mussten.
Quellen: - BAZ (Fotos) - Hansruedi Bär (Fotos) - Erzählungen im Frohsinn um 1975 (für die Schnäpse) - Emma Schulthess-Meier (Duftnote)