Noch bis in die 1950er Jahre hinein gab es in Seebach den Fleischausrufer. Er trat aber nur in Aktion, wenn eine Notschlachtung wegen Alterung oder Krankheit eines Tieres erfolgen musste. Diese Schlachtungen wurden in der ehemaligen Gemeindemetzg an der Hertensteinstrasse beim Katzenbach durchgeführt. Ein Fleischschauer entschied, ob das Fleisch in den Verkauf gehen durfte. Wenn dies der Fall war, so wurde das präparierte Fleisch im Fleischhüsli möglichst kurz zwischengelagert.
Der Fleischausrufer hatte nun die Aufgabe, solches Fleisch per Fahrrad und unter Verwendung eines Feuerwehrhorns auszurufen, wobei er Strasse um Strasse abfuhr und immer den gleichen Satz ausrief: "Hütt z'Aabig vo de Sächse-n-aa chamer im Fleischhüsli Chuefleisch haa, s Pfund en Franke zwänzg". Danach gab er noch weitere Zahlen durch, welche aber nur die Bauern betrafen, da diese verpflichtet waren, solches Fleisch zu kaufen. Diese Aufgabe versahen ein Ernst Minder sen., Gemeindeweibel Heinrich Gerteis und zuletzt noch Theodor Egli. Theodor Egli hat neben dem Feuerwehrhorn aber auch eine Glocke benützt, welche von der OGS auf verschlungenen Wegen wieder nach Seebach zurück geholt werden konnte. Siehe dazu den Beitrag Fleischausruferglocke!
Von Heinrich Gerteis ist bekannt, dass er im alten Bohlenständerhaus an der Ausserdorfstrasse 45 wohnte und zwar im ganz östlichen Hausteil mit der Assek-Nr. 134. Sein Eintrag im Seebacher Adressbuch von 1913 bestätigt das. Anlässlich der 800-Jahr-Feier Seebach beim Abenteuerspielplatz Buntspecht erzählte Gret Lang am 16.6.2012 von diesem Gerteis.