Die Kirche in Seebach wurde erbaut 1965/66 anstelle des Restaurants Falken. Die Kirchgemeinde mietete schon Jahre zuvor den grossen Saal des Restaurants für die Gottesdienste und hat ihn jeweils kurz zuvor entsprechend ausgeschmückt. Nach jedem Gottesdienst wurden die Requisiten aber wieder abgeräumt, da der Saal vom Restaurant auch noch für andere Anlässe genutzt wurde.
Die neuapostolische Kirche hat weltweit etwa 10 Millionen Mitglieder, in Deutschland sind es etwa 500'000, in Österreich etwa 10'000 und in der Schweiz sind es um 80'000, Tendenz steigend. Da bei dieser Mitgliederzahl nicht in jeder Gemeinde eine Kirche gebaut oder ein Lokal gemietet werden kann, sind die Kirchen und Lokale so über das Land verteilt, dass jeder die Möglichkeit hat, den Gottesdienst regelmässig und in relativer Nähe zu besuchen. Dabei sind die Mitglieder auch bereit, für befreundete Mitglieder Mitfahrgelegenheiten anzubieten. Oft regelt auch der Priester allfällige Transportprobleme durch Vermittlung. Dabei geht es auch darum, dass die Parkplätze der Kirche möglichst von vollen Autos benützt werden. Dies erklärt, warum bei Kirchen dieses Bekenntnisses relativ grosse Parkplätze zu finden sind: Sie müssen oft von etwas weiter herreisen, als Anhänger anderer Bekenntnisse.
Ausser den obersten Kirchenbehörden arbeiten alle anderen Ämter für Gottes Lohn. Die Kirchen werden von den Mitgliedern selbst geputzt, der Blumenschmuck wird, wenn immer möglich, ebenfalls von den Mitgliedern bereitgestellt, jedoch aus der Topfkollekte berappt. Die Neuapostolen geben für ihre Kirche den traditionellen Zehnten, wenn sie es sich leisten können. Wem das nicht möglich ist, der ist gehalten, das zu geben, was er oder sie kann. Es gibt keine Kontrolle. Man geht davon aus, dass ein bekennender Christ, der seinen Herrn liebt, schon weiss, was er beizutragen hat. Die finanzielle Ordnung der Kirche gibt dieser Annahme Recht.
Früher haben die Neuapostolen auch aktiv missioniert, von ihnen selber wurde das «zeugen» genannt, wie das in der Bibel auch allen Christen geraten wird. Da dies in der heutigen Zeit nicht mehr überall geschätzt wird und für die betroffenen Mitglieder nicht immer angenehm war, ist man auf diskretere Formen des Zeugens übergegangen, denn das Missionieren an der Haustür kann den religiösen Frieden stören und der Glaubensgemeinschaft eher schaden als nützen. Da die Zahl der Mitglieder im Gegensatz zu vielen anderen christlichen Bekenntnissen nach wie vor steigt, gibt auch dies dieser Kirche Recht.
Die ganz frühen Zellen der Neuapostolischen Kirche entstanden als Erneuerungsbewegung um die Zeit von 1820, durch den Prediger Edward Irving und stark mit beeinflusst um 1926 durch die schottische Erweckungsbewegung aus dem Kreise des Henry Drummond, welcher die Katholisch-Apostolischen Gemeinden begründete, die die kurz bevorstehende Wiederkunft Jesu vermuteten. Sie wollten auf der Basis der christlichen Urkirche und mit neutestamentlichen Ämtern wie Aposteln, Bischöfen, Evangelisten, Hirten, Priestern und Diakonen die Christenheit einigen und auf die Wiederkunft Christi vorbereiten.
1832 wurden 12 Apostel berufen, die christliche Welt in 12 Stämme aufgeteilt und den Aposteln zugewiesen. Da man von der nahen Wiederkunft Christi ausging, dachte man sich die Gründungsapostel als einmalig. Nachdem es sich zeigte, dass die Wiederkunft noch etwas länger auf sich warten lässt, wollten die einen die Apostel nach ihrem Tode fortlaufend ersetzen, während eine konservative Gruppe dies nicht wollte. So kam es erneut zu einer Teilung innerhalb dieses Bekenntnisses. Die Anhänger der Urbewegung behielten die alte Bezeichnung der Kirche bei und die progressiveren Kräfte bildeten um 1860 herum die Neuapostolische Kirche. Sie betrachtet sich als die Fortsetzung der Urkirche und sieht dies auch nach dem Tod der Gründungsapostel als in die Tat umgesetzt.
Der Name der Kirche weist also darauf hin, dass die Kirchenführung das Apostelamt kennt und dass sie eine Neugründung aus einer Vorgängerkirche ist. Die Neuapostolische Kirche sieht sich selbstverständlich als Kirche und nicht als Sekte, da sie eine weltweite Verbreitung hat, durch die breit abgestützte Führungsstruktur nicht der Willkür eines einzelnen Kirchenfürsten unterliegt und weil die Organisation der ganzen Kirche für jedermann frei einsehbar und nachvollziehbar ist. Aber auch, weil die Ausübung von Macht im klassischen, kirchlichen Sinne hier relativ fremd ist und Geld einzig der Betreuung und dem Schutze der anvertrauten «Schäfchen» sowie dem Bau und Unterhalt von Gotteshäusern dient.
Ein weiteres Merkmal ist, dass die persönliche Integrität der Mitglieder nicht angetastet wird. Es gibt keine Zwänge und man kann ohne Nötigung wieder austreten. Die Vorsteher der Ortskirchen wachen aber darüber, dass sich jedes Mitglied wohl fühlt und dass es keinen Grund gibt, auszutreten. Auch hier vertritt man aber die Auffassung, dass letztlich jeder selber über sein Seelenheil entscheiden muss und dass man ihn zu seinem Glück nicht zwingen kann.
Eine Besonderheit ist die Überzeugung, dass grundsätzlich auch ein biblischer Laie das Priesteramt annehmen kann und dass seine Zunge vom Heiligen Geist geleitet, stets das Wesentliche zu sagen vermag, unabhängig, ob dieser Priester nun Theologie studiert hat oder ein ganz einfacher Handwerker oder Angestellter ist. Die Auslegung der Bibel ist den Aposteln anvertraut, deren Interpretation als zweite Glaubensquelle dient.Wichtigste Sakramente sind die Taufe, das Abendmahl und die Versiegelung. Unter der Versiegelung versteht man die Spendung des Heiligen Geistes. Das Abendmahl wird bei jedem Gottesdienst erteilt, damit die «Schäfchen» auch bei einem unerwarteten Erscheinen des Herrn möglichst frei von Sünde sind und beim Einzug ins Tausendjährige Reich entsprechend weit vorne mitgehen können.
Beim Abendmahl werden die Empfänger frei von aller Sünde. Früher hat man genau überwacht, ob der Empfänger zum Empfang des Abendmahls auch berechtigt ist, heute geht man davon aus, dass jeder selber wissen muss, ob er sich bereit fühlt, das Sakrament empfangen zu dürfen.
Die Gestaltung des Gottesdienstes hat Elemente der katholischen wie der reformierten Kirche. Die Kirchen sind schlicht und im Inneren unauffällig. Die ersehnte Wärme und Geborgenheit kommt durch die Menschen, welche die Kirche erfüllen und durch das Wort des Heiligen Geistes. Etwas salopp gesagt, ist die Kirche etwa in die Mitte zwischen Reformierten und Katholiken anzusiedeln. Mit dem Apostelamt hat sie aber etwas mehr zu bieten und weist mehr Nähe zur Urkirche auf. Daneben hat auch der Kirchenchor eine sehr wichtige Funktion und ist ähnlich ausgelegt, wie bei den Katholiken.
Die Priester benützen im Gottesdienst nie die lateinische Sprache und auch nie den Dialekt, sondern stets die jeweilige Landessprache in der Schriftform. Wer eine Singstimme hat, wird bald einmal zum Chor gehören. Die Kirchenorgane fördern auch das gesellschaftliche Leben ausserhalb des Kirchenbetriebs durch zahlreiche Veranstaltungen auf allen Ebenen. Im Gegensatz zur reformierten Kirche haben die Neuapostolen eine starke Führung. Im Gegensatz zu den Katholiken jedoch gibt es keine Klöster und auch keine Orden und der Stammapostel als oberster Hirte ist nicht unfehlbar. Er ist ein Mensch und darf auch mal einen Fehler machen. Fehler werden, sobald sie erkannt sind, als Gelegenheit verstanden, etwas daraus zu lernen und es in Zukunft besser zu machen.
Bis in die 1970er Jahre hinein erfolgten die Gottesdienste drei Mal wöchentlich und zwar am Mittwochabend, am Sonntagmorgen und am Sonntagabend. Heute finden die Gottesdienste jeweils am Mittwochabend und am Sonntagmorgen statt. Früher legte man noch Wert darauf, dass der Gottesdienst am Sonntag möglichst lange dauerte. Es konnte den Priestern manchmal nicht lange genug dauern. An kirchlichen Feiertagen konnte das anderthalb bis eindreiviertel Stunden werden. Heute hat man sich den Gepflogenheiten der Reformierten und Katholiken angenähert. Über die Glaubensinhalte kann die OGS sich nicht äussern, da ihr hierzu der Einblick fehlt.