Quarzgutschmelzerei. Aspstrasse, im oberen Teil schräg gegenüber der heutigen Okey AG. Die Liegenschaft befand sich in der oberen Ecke zwischen der Aspstrasse (Rümlangstrasse) und der späteren Caspar-Wüst-Strasse. Die Elektrothermischen Werke wurden einige Zeit vor 1910 gegründet und werden im Adressbuch 1913 nicht mehr aufgeführt. Der Inhaber der Firma war zugleich der Fabrikdirektor, dessen Name noch nicht ermittelt werden konnte. Einer seiner Mitarbeiter war Stefan Jannach, Glasbläser.
Im Volksmund hiess die kleine Fabrik rechts der Strasse die «Chemische». Sie ist somit unter mindestens drei verschiedenen Namen zu suchen. Die nebenstehende handgefertigte Zeichnung ist ein Ausschnitt aus Reinhold Ochsners Seebacher Gemeindeplan von 1912. Die von Reinhold Ochsner gewählte Schreibweise ist somit nebenan bildlich festgehalten.
Am 3. Februar 1913 gab es dort eine schreckliche Explosion, welche die Fabrik dem Erdboden gleich machte. Es gab ein Todesopfer in der Person des Fabrikdirektors. Reinhard Ochsner berichtete in der «Geschichte von Seebach», 1973, auf Seite 11, dass dies für Herr und Frau Stephan Jannach ein unauslöschliches Erlebnis gewesen sei. Stephan Jannach war auch Mitglied beim TVS. Er war Kunstturner und Oberturner, konnte dieses Amt aber nur kurze Zeit ausüben wegen dem eben erwähnten Unglück. Vermutlich trug er einen länger wirkenden Schock davon. Indirekt ist dies in der Jubuiläumsbroschüre des TVS von 1948 erwähnt und zwar auf Seite 17.
Bald nach dem Ereignis errichtete auf dieser Liegenschaft Battista Crosara sein Wohnhaus. Die Elektrothermischen Werke bezogen den Quarzsand von der etwas weiter oben liegenden Sandsteingrube, im Volksmund «Felsen» genannt, was anzeigt, dass C. Wüst mit seiner Kunststeinfabrik nicht der einzige Betreiber der Grube war. Da die Elektrothermischen Werke vermutlich irgendwann nach 1900 gegründet wurden, die Sandsteingrube aber bereits seit mindestens 1867 bestand, muss es vor der Steinfabrik und vor den Elektrothermischen Werken noch einen Vorgänger gegeben haben, der die Sandsteingrube betrieb. Bekannt ist bis jetzt der Ziegler Jakob Benninger im Binz sowie die MFO, welche den Glimmersand für ihre Giesserei benötigte.
Für 1913 lautete Stephan Jannachs Adresse Seebacherstrasse Assek.-Nr. 363, also das Wohnhaus neben dem Turnschopf. Das heisst, dass er ziemlich weit weg von seinem Arbeitsplatz wohnte. 1931 wohnte er dann an der Dammstrasse 497 und arbeitete notgedrungen bei einer anderen Firma. Diese Einträge in den Adressbüchern bestätigen somit die Richtigkeit der Ochsner'schen Erinnerung, helfen aber nicht weiter bei der Suche nach dem Namen des Fabrikinhabers. Da das Adressbuch von 1913 weder eine Liegenschaft, noch eine chemische Fabrik, noch einen ins Schema passenden Fabrikbesitzer enthält, muss der Druck des Adressbuches erst nach der Explosion erfolgt sein, sodass man diese Einträge noch rechtzeitig entfernen konnte. Somit bleibt der Name des Inhabers weiterhin ein kleines Geheimnis. Die OGS wird nun die ganz alten Vereinsbroschüren nach Hinweisen durchforsten und falls dies zu keinem Ergebnis führt, im Stadtarchiv die Gemeinderatsprotokolle des Februars 1913 näher anschauen.
Mehr konnte die OGS über diese Fabrik nicht in Erfahrung bringen, ausser dass neben der Steinfabrik von Caspar Wüst schon zuvor eine kleine Glasfabrik Sandstein abbaute, womit vermutlich eben die obigen Elektrothermischen Werke gemeint gewesen sein dürften. Zufällig entdeckte die OGS aber, dass Stephan Jannach Glasbläsermeister und nicht nur Glasbläser war. Er war zuletzt noch Besitzer des Hauses Wartegg mit dem ehemaligen, gleichnamigen Restaurant. Dieses Haus wurde 1976 abgetragen.
Quellen: - Adressbuch von Seebach 1913 - Adressbuch von Seebach 1931 - Adressbuch der Stadt Zürich 1950 - «Geschichte von Seebach», Reinhard Ochsner, 1952-54 (erwähnte den Stephan Jannach) - Reinhold Ochsners Gemeindeplan von Seebach 1912
Die Jahreszahl der Karte ist geschätzt, da die OGS nur eine Detailkopie ohne Angaben besitzt. Man sieht hier aber, dass das Werk erst mit drei Gebäuden eingezeichnet ist. Siehe Pfeil!
Dieser von Reinhold Ochsner im Jahre 1912 gezeichnete Plan von Seebach zeigt den Standort der «Chemischen» unter dem richtigen Namen Elektroth. Werke im Strasseneck Rümlangstrasse/ Caspar-Wüst-Strasse bereits mit vier Gebäuden.