Bahnhofplatz, später Bahnhaldenstrasse. Importfirma für Benzin, Ã?le und chemische Produkte. Sie hiess ursprünglich Handschin & Scheller. Der Firmengründer Emil Scheller-Erni war zuvor in der Baumwollbranche tätig und arbeitete eine Zeit lang in Ã?gypten. Als 23-Jähriger kehrte er 1877 in die Schweiz zurück und gründete zusammen mit seinem Seniorpartner die Firma Handschin & Scheller an der Rehgasse in Zürich. Er begann mit dem Handel von Ã?len und chemischen Produkten. Ab 1880 kam der Import von flüssigen Brennstoffen, Ã?l, Benzin und Schmierölen dazu. 1892 übernahm er die Firma und änderte den Namen auf Emil Scheller & Cie.
Schon 1884 wurden in Seebach am damaligen Bahnhofplatz die ersten Lager angelegt, doch konnte die OGS die entsprechenden alten Assekuranz-Nummern dieser Lager trotz intensiver Suche nicht ermitteln. Es könnte sein, dass die Tücke im Wortlaut eines Berichtes über die Firma im Buch «Ein Jahrhundert Zürich und die Entwicklung seiner Firmen» liegt, wo im Band 1 wörtlich steht: "die ersten Lager angelegt". Vermutlich war mit dem Lager der Inhalt gemeint und nicht das Gebäude. Es ist daher zu vermuten, dass sich Emil Scheller 1884 in Seebach in bereits bestehende Bauten einmietete.
Der Firmensitz blieb aber in der Stadt Zürich und wurde vorübergehend von der Rehgasse an die Seidengasse verlegt. 1890 erwarb die Firma eine Liegenschaft an der Hottingerstrasse 21, welche zu Büros und Wohnungen umgebaut wurde. Den entscheidenden Umschwung brachte dann das Erscheinen des Autos, welches immer mehr aufkam. Die Autobesitzer wurden zu treuen Benzin- und Ã?lkunden und die Umsätze der Firma stiegen. 1893 erstellte die Firma dann am Bahnhofplatz Seebach ein eigenes grösseres Magazin sowie einen Lagerschuppen, welche die alten Assek-Nrn. 269 und 270 erhielten. Wegen der laufenden Steigerung der Warenumsätze beschloss die Firma Scheller im Jahre 1895, ihre Lager von Seebach nach Dietikon zu verlegen, wo sie ein grosses Lagerhaus für feste und flüssige Chemikalien erwerben konnte.
Das Magazin und der Lagerschuppen wurden 1896 abgetragen. Da die Firma aber schon im Laufe des Jahre 1895 Seebach verliess und die Gebäude zum Abbruch vorgesehen waren, bekamen beide keine neuen Assekuranznummern mehr, obwohl das eigentlich nötig gewesen wäre. Da die Assekuranznummernvergabe damals nicht selten viele Monate oder gar Jahre in Anspruch nahm, kam die Firma mit ihrem Wegzug der Versicherung zuvor.
Die Firma Scheller kehrte nicht mehr nach Seebach zurück und wird im Adressbuch von 1913 auch nicht erwähnt, sodass sich ihr Wirken in Seebach auf die Zeit von 1884 bis 1895 beschränkte. Der Name der Firma wurden später auf Emil Scheller & Cie. und noch später auf Emil Scheller & Cie. AG geändert. Sie existierte 1947 immer noch und war trotz dem Anwachsen der Belegschaft auf über 100 Mitarbeiter noch mehrere weitere Jahrzehnte ein klassisches Familienunternehmen geblieben. Die weitere Geschichte sah dann wie folgt aus:
- 1978: Verkauf des Ã?l- und Benzingeschäfts sowie des alten Lagers in Dietikon, verbunden mit der Konzentration auf den Chemiehandel.
- 1980: Umzug der Büros vom Steinwiesplatz an die Drahtzugstrasse 18 zum Hauptsitz.
- 1989: Die schwedische Beijer Industrial Distribution wird Hauptaktionärin des Scheller Chemiehandelsgeschäfts.
- 1991: Univar Europe, eine Sub-Holding der Univar Corporation (USA) wird neue Besitzerin der Beijer Chemical Distribution Group mit Firmen in Grossbritannien, Skandinavien, Scheller (Schweiz) und Benfer-Scheller (Italien).
- 1996: Royal Pakhoed (NL) mit der Lambert-Rivière Group, vorher Minderheitsaktionärin, übernimmt die Univar Europe und wird so zum weltweit grössten Chemiehandelskonzern.
- 1999: Fusion von Royal Pakhoed/van Ommeren wird zur Scheller - a Royal Vopak Company.
- 2002: Im Juli wurde das Chemical Distribution Business, wozu auch Scheller Handel AG gehört, von Vopak getrennt, um den selbständigen neuen Konzern Univar zu bilden.
- 2002: Im Dezember erfolgte die Namensänderung - aus Scheller Handel AG wurde Univar AG.
Quellen: - «Ein Jahrhundert Zürich und die Entwicklung seiner Firmen», Band 1, Seite 271 (obiger Text ist stark an jenen im Buch angelehnt) - Brandassekuranz-Lagerbuch 1895 - 1933 - Chronik der Firma Emil Scheller & Cie. AG auf deren Website