Konditorei (1950, 1953). Starengasse 5. Die Konditorei befand sich im mittleren der drei baugleichen Wohnblöcke und zwar seitlich an der Südseite mit Zugang zum Hinterhof der Haslerblöcke. Die Produktion erfolgte in den Kellerräumen. Es gab keinen Verkaufsraum. Konrad Messmer hat demzufolge für andere produziert. Produziert wurden (u. a.) Meringue-Schalen, Totenbeinli, Schoggi-S und Schümli. Nur der Meringue-Bruch wurde an Ort und Stelle verkauft.
Konrad Messmer verkaufte in den 1950er Jahren Meringue-Bruch, in Zürcher Mundart Mërëngbruch genannt. Es gab verschieden grosse Säcke, alles bereits abgefüllt. Allerdings ganz gratis war das nicht und es konnten sich nicht alle Kinder leisten, dort Bruch zu kaufen. In Erinnerung geblieben sind Preise von 20 Rappen für den kleinen und 50 Rappen für einen drei Mal so grossen Sack. Doch die schlaueren Kinder setzten sich mit denjenigen zusammen, welche sich solchen Bruch leisten konnten, denn es hatte sich bald einmal herumgesprochen, dass man davon rasch satt wird. So trat dann der Gesättigte meist ein paar Meringue an jene ab, die kein Geld dafür hatten.
Konrad Messmer war verheiratet und das Paar hatte 2 Töchter. Er ist leider früh verstorben und hat seine Enkelkinder nicht mehr erlebt.
Ich habe die Konditorei nie selber besucht, sodass alles was hier steht, allein aus einem Eintrag im Adressbuch, den Infos von Drittpersonen und dem Erlebnis des Essens von Meringue-Schalen besteht, welche andere Buben bei Konrad Messmer gekauft haben. Diese Erinnerungen stammen aus den 1950er Jahren.
Von Erwin Städeli stammt folgender Bericht:
Ich selber wurde von den "grossen" Buben an der Starengasse einmal arg hereingelegt: Während ich mit wässerigem Mund zuschauen musste, wie sie die köstlichen Meringue-Stücke genüsslich verzehrten, boten sie mir auch davon an, mit der Auflage, die Augen gut zu verschliessen und dann kräftig zuzubeissen. Riesig war die Vorfreude. Als ich dann aber zubiss, steckte zwischen meinen Zähnen statt der erwarteten Süssigkeiten ein ekelerregendes Stück Seife. Schallendes Gelächter begleitete meine Enttäuschung und vergrösserten die Schmach ins Unermessliche.
Margrit Häberli wusste zu berichten:
Manchmal, wenn gleich ein halbes Dutzend Schülerinnen gleichzeitig mit je einem Sack Meringues zum Schulhaus Buhn hinauf zogen, sei das Trottoir mindestens bis zur Passerelle mit Meringue-Brösmeli übersät gewesen.
Zum Schluss noch dies:
Die Meringue-Schalen bekamen ihren Namen vom Berner Oberländer Ort Meiringen, wo sie ein italienischer Zuckerbäcker namens Gasparini entweder im Jahre 1600 oder nach anderen Quellen im Jahre 1720 zum ersten Mal hergestellt hat. Er gab ihnen den deutschen Namen Meiring (Ez.) oder Meiringe (Mz.). Die Unterlagen zu dieser Geschichte wurden im Kochkunst-Museum Frankfurt a. M. entdeckt, doch gingen sie im 2. Weltkrieg verloren. Gleiches geschah in Meiringen selbst, wo die entsprechenden Unterlagen durch zwei Feuersbrünste vernichtet wurden.
Am französischen Hof war die gebackene Eiweissschale sehr beliebt, daher bekam sie dort den französischen Namen Meringue(s). Im Schweizer Schriftdeutsch nennt man sie wie in Frankreich Meringue(s), eine Bezeichnung, die sich bis heute gehalten hat. In Deutschland nennt man sie auch die Meringe oder das Meiringel und in Österreich/Bayern heisst sie das Sahnebaiser. Im Kanton Bern nennt man sie Mërängge.
Quellen: - OGS-eigene - Adressbuch der Stadt Zürich 1950 - Margrit Häberli (Produktion im Keller, Produkte) - Erwin Städeli (Bubenstreich) - Beat Burkard, Hotel Löwen, Hausen a. A. (Geschichtliche Ã?berlieferung)