Der bekannte Prediger Abbö Pierre, mit bürgerlichem Namen Henri Antoine Froués, betrieb in Seebach eine Altstoffsammlung und beschäftigte einen Lumpensammler. Gesammelt wurden Zeitungen und Lumpen. Das Lager war um 1965 an der Frohbühlstrasse 49 und zwar in der grossen Scheune (1960). Im Jahre 1965 gab es dort einen Brand, der von der Feuerwehr gelöscht werden konnte. Irgendwann schloss sich Abbé Pierre der Emmaus-Bewegung an und darf als Mitbegründer bezeichnet werden.
Erika Egger schreibt in der Zeitung «reformiert» Nr. 10/30.9.2011:
Abbé Pierre wurde 1912 in ein reiches Elternhaus in Lyon geboren. Mit 20 Jahren trat er in den Kapuzinerorden ein und liess sich 1938 zum Priester weihen. Eine Krankheit zwang ihn, das strenge Klosterleben aufzugeben. Den Namen, unter welchem er weltweit bekannt wurde, legte es sich während des 2. Weltkrieges zu, als er in der französischen Résistance unter anderem Juden zur Flucht in die Schweiz verhalf, indem er Papiere fälschte.
Nach der Befreiung Frankreichs gehörte er der provisorischen Nationalversammlung an und war von 1945-51 unabhängiger Abgeordneter in der ersten Nationalversammlung. Im Kältewinter 1953/54 wies er seine Landsleute auf die Not der Obdachlosen hin und löste eine riesige Hilfswelle aus. In den 1960er Jahren warb er um Verständnis für die Kriegsdienstverweigerer der französischen Kolonialkriege. 1995 reiste er ins besetzte Sarajewo und plädierte für einen NATO-Einsatz, obwohl Serbien mit Frankreich verbündet war. Dies sind nur einige Stationen aus seiner Tätigkeit. Für seinen unermüdlichen Einsatz im Dienste der Armen, Alten, Obdachlosen und Aidskranken wurde er mehrfach geehrt als ein Mensch, der nicht wegschauen konnte, wo er Not sah.
Jener Mann, welcher das Altpapier und die Lumpen für Abbé Pierre sammelte, trug den Übernamen "Lumpi". Abbé Pierre lebte vom 6.8.1912- 22.1.2007. Siehe auch unter Lumpensammler!
Über Abbé Pierre gibt es ein Hörbuch mit dem Titel «Mein Gott, warum? Fragen eines streitbaren Gottesmannes²». Es handelt sich hier um eine Rückblende auf eine reiches leben, die Antworten aus einem Interview, das Abbé Pierre kurz vor seinem Tode im Januar 2008 einem Freund gewährte. Abbé Pierre führte auch die Liste der berühmtesten, beliebtesten oder bekanntesten Franzosen an. Er war keineswegs ein angepasster Priester und lange nicht mit allem einverstanden, das seine Kirche lehrt oder verbietet. Er erlaubte sich auch eine Kritik am Papst, lehnte de Zölibat und die Ächtung der Homosexuellen ab und setzte sich für das Frauenpriestertum ein. Er war gegen die Vorherrrschaft des Vatikans und setzte sich für die Selbständigkeit der Pfarreien ein.
Quellen: - Rudolf Bosshard - Robert Berger jun. - Seebacher Nachrichten. - Website des Piketts Glatttal - René Peter (Ort des Lagers) - Erika Egger (Beilage «Markus aktuell» der Zeitung «reformiert» 30.9.2011, Hinweis an die OGS auf diesen Beitrag durch Beat Czybik