Wohnhaus und Gärtnereianlage, erbaut 1952, abgetragen nach 1995. Riedenholzstrasse 8. Die Camenzinds hatten zwei Buben, der jüngere hiess Eduard oder kurz Edi und hatte etwa Jahrgang 1950, der ältere hatte Jahrgang 1947. Sein Name ist der OGS entfallen, doch wurde er bei Pfarrer R. Rahn 1963 konfirmiert. Ausserdem war da auch noch ein Hündchen vorhanden. Siehe mehr dazu unter Camenzindhund! Da Camenzind etwas kleinwüchsig war und aus dem Kanton Schwyz stammte, wo man den Kartoffeln Gumeli sagt, bekam er den Übernamen «Schwyzergumeli», «Gumelischwyzer» oder einfach «Gumeli». Der Name der Kartoffeln übertrug sich also sekundär auf den Gärtner. Den Übernamen des Vaters mussten sich auch seine Buben gefallen lassen, wobei sich dieser später in «Swissgöm» veränderte. Da Georg Camenzind seinen Übernamen gar nicht leiden mochte, verfolgte er jeden, der ihn genügend laut aussprach, mit grosser Hartnäckigkeit. Einmal war ich als 11-jähriger Bub an der Reihe und obwohl ich die ganze Strecke vom Riedenholz bis zum Schulhaus Kolbenacker rannte, blieb mir Georg Camenzind auf den Fersen und folgte mir zu meiner Verblüffung bis ins Schulzimmer. Eine vierseitige Strafaufgabe war nicht mehr abzuwenden, denn Lehrer Emil Krönert half natürlich dem Gärtner, zumal ich mich durch andere, ähnlich gelagerte Delikte beim Lehrer bereits etwas unbeliebt gemacht hatte.
Camenzind wurde oft in der Schuhmacherei A. Wirthlin im Untergeschoss des Restaurants Rebstock gesichtet, sodass heute noch Leute überzeugt sind, dass er dort nebenbei als Schuhmacher arbeitete. Diese Aussage konnte inzwischen dreifach bestätigt werden.
Camenzind tuckerte immer wieder mit seinem Rapid-Wägeli durchs Dorf und beherrschte das Fahrzeug virtuos. Als 1961 die neue Bushaltestelle des 75er Busses noch provisorisch an der Einmündung der Riedenholzstrasse lag, standen die wartenden Busse oft sehr unglücklich vor der Einmündung dieser Strasse, sodass es für Camenzind mit seinem Rapidwägeli oft knapp wurde, durchzukommen. Er war ein wahrer Meister beim Manövrieren und wenn er eine Lücke sah, um durchzuschlüpfen, dann bremste er nicht, sondern nahm das Hindernis mit voller Geschwindigkeit. So fuhr er auch an den parkenden Bussen vorbei, die er oft nur um Zentimeterbreite «verpasste».
Einmal aber, als ein Chauffeur seinen Bus noch knapper hinstellte, da fuhr Camenzind wieder wie gewohnt mit voller Geschwindigkeit haarscharf am Bus vorbei bzw. er beabsichtigte es zumindest. Leider fehlten aber diesmal ein paar klitzekleine Zentimeter und so verpasste er dieses Mal den Bus nicht, dafür aber selbigem eine prachtvolle Schramme in die Flanke. Erst jetzt entlud Camenzind seinen aufgestauten Kropf und schimpfte über die VBZ, welche seinen Gärtnereibetrieb behindere. Da sich Camenzind durch die Autobusse stets bedrängt fühlte und das beim «Unfall» auch laut kundtat, wurde hinter der hohlen Hand gerne behauptet, er hätte den Autobus absichtlich gerammt, um es dem Wagenführer zu zeigen. Wer aber Camenzind kannte, hätte wissen müssen, dass er ein schlauer und intelligenter Mensch war und für sein Geld hart arbeiten musste. Als solcher wusste er, dass eine Aktion dieser Art viel Geld kosten würde, da wie es damals im Volksmund hiess, blaue VBZ-Farbe sehr, sehr teuer war. Darum vermutet die OGS nicht Absicht als Unfallursache. Doch wie heisst es so schön? Wer viel meint und vermutet, täuscht sich oft.
Quellen: - Werner Schnellmann - OGS-eigene - Seebacher Nachrichten April 1954
Normalerweise fuhr Georg Camenzind mit einem Rapid-Wägeli. Zwischendurch stand auch dieser Tempo Hanseat vor seinem Haus. Vermutlich war es eon Lieferant oder ein Kunde.