Blumengärtnerei. Hürststrasse 102. Seine Gärtnerei hat Schwenk von seinem Schwiegervater Walter Bannwart übernommen, welcher sie 1981 gründete. Schwenk ist Gemüsegärtnermeister, verheiratet, hat zwei kleine Kinder (2008) und beschäftigte in der Gärtnerei in Seebach zwei Angestellte.
Der Bauernhof an der Hürststrasse 102 gehörte ursprünglich der Familie Hauenstein, die ihn seit mindestens 1931 bewohnte. Diese verkauften das Land 1980 an die Stadt Zürich, welche dann das baufällige Bauernhaus «Hürsthof» aus dem Jahre 1834 noch im gleichen Jahr abriss. Einzig die Scheune überlebte, da sie jünger und noch nicht baufällig war. Neben dieser Scheune, welche Bannwart weiterhin als Remise nutzte, baute er dann seine Treibhäuser. Wenn bei der Hausnummer nicht eine Verwechslung vorliegt, dann befindet sich bei dieser Gärtnerei einer der beiden letzten noch überlebenden Sodbrunnen Seebachs.
Wie die Wochenzeitung «Zürich Nord» in ihrer Ausgabe vom 21.2.2008 berichtete, hat die Stadt dem Gärtner, welcher die Liegenschaft gepachtet hat, per 30. Juni 2008 gekündigt, ein Termin also mitten in der Saison, was nicht gerade fachmännisch wirkt. Pachtverträge für Landwirte und Gärtner werden üblicherweise im Winter oder per Frühlingsanfang gekündigt. Die Liegenschaftsverwaltung der Stadt verweist darauf, dass die Liegenschaften im Gebiet Gugel und Anwandel, welche im Besitze der Stadt sind, einem anderen Liegenschaftenbesitzer in der Gegend verkauft werden sollen, damit dieser eine genügend grosse baureife Parzelle zusammen bekommt. Da dies wohl alles seine Zeit braucht, besteht Hoffnung für die Gärtnerei Schwenk, dass der neue Besitzer den Pachtvertrag noch für eine Übergangszeit übernimmt. Entschieden war aber zu diesem Zeitpunkt noch nichts.
Eine allfällige Pachtverlängerung war für die Gärtnerei aber in jedem Fall nur eine kurzfristige Angelegenheit, denn die Stadt Zürich behält entlang dem Bahngleis einen Streifen Land für den Ausbau eines Sportweges, womit sie den alten Gugelweg offenbar wieder beleben will, welcher seit Jahren nur noch im unteren Bereich ein kümmerliches Dasein fristete, früher aber einmal bis zur Himmeri führte. Diesem Weg würden die Gewächshäuser wohl im Wege stehen. Da die Vorarbeiten bis zur Baugenehmigung sowohl für die private Überbauung als auch für den städtischen Sportweg Jahre dauern dürfte, könnte Schwenk möglicherweise noch etwas mehr Schnauf gegeben werden, um anderswo einen neuen Betrieb zu finden. Die Stadt wird zudem darauf zu achten haben, dass der Sodbrunnen trotz «Fitnessmeile» erhalten bleibt.
Nachträglich vernahm die OGS nun, dass die Scheune und die Treibhäuser abgetragen wurden und nur noch ein paar Büsche dort stehen. Stefan Schwenk ist weitergezogen an die Breitenstrasse 32 in 8108 Dällikon, Telefon: *044 844 55 45. Man trifft ihn aber immer noch beim Markt am Bürkliplatz in Zürich.
Kuriosum: Die SBB haben der Gemeinde Seebach 1917 den Ausbau der nördlich der Gleise liegenden, privaten Hürststrasse nicht erlaubt, da hierfür ein öffentlicher Bahnübergang mit Barrierenanlage hätte errichtet werden müssen. Das haben sie strikt abgelehnt. Irgendwann wurde der Bahnübergang dann aus Sicherheitsgründen doch mit Barrieren versehen, doch durften nur die Berechtigten den Bahnübergang benützen. Die Barrieren selber wurden nicht bedient, sie waren starr montiert und immer geschlossen. Wer berechtigt war, den Übergang zu benützen, musste unter den Schranken durchschlüpfen. Ein weisses Warnschild hat früher darauf aufmerksam gemacht. Das Schild war 1980 in derart bedauernswertem Zustand, dass man glauben konnte, es stamme noch aus dem Jahre 1917. Mit dem Ausbau der S-Bahn auf Doppelspur wurde dieser Bahnübergang trotz viel Aufhebens seitens der Hürstbewohner ganz aufgehoben und mit Schallschutzwänden versehen. Bei genauem Hinsehen entdeckt man aber auf beiden Seiten eine gut versenkte Türe mit Kaba-Schloss. Stefan Schwenk bekam dafür einen Schlüssel von den SBB und durfte als einziger Berechtigter den ehemaligen Bahnübergang zu Fuss überschreiten, weil er früher an der Hürststrasse auf der anderen Seite der Bahnlinie wohnte.
Dies vermutlich aus Gründen eines uralten Wegrechtes, denn genau genommen war der Weg von der Seebacherstrasse zum Hürsthof und über die Bahnlinie der private Teil der Hürststrasse. Sie wurde noch Jahre nach der Eingemeindung in den Stadtplänen stets als Hürststrasse angeschrieben. Und notabane ist dieser Weg nachweislich unter dem Namen Steinenfurt seit 1544 urkundlich erwähnt im Källeramt-Urbar und geht möglicherweise bis in die Keltenzeit zurück!
Bei der Scheune des ehemaligen Hürsthofes wird seit 1981 eine Blumengärtnerei betrieben, anfänglich durch Walter Bannwart, seit 1998 von seiner Tochter zusammen mit ihrem Mann Stefan Schwenk.
Diese Scheune ist alles, was vom 1980 abgetragenen Hürsthof übrig geblieben ist. Sie durfte stehen bleiben, da sie noch in gutem Zustand war. Die anderen Gebäude samt Anbauten aus dem Jahre 1834/1894 mussten wegen Mörsche abgetragen werden.