Irgendwo in der Gegend des Buhnrains wohnte um 1964 ein kleiner, etwa drei Jahre alter Knirps namens Daniel Jacquin, stolzer Besitzer eines nigelnagelneuen, roten Dreirades. Offenbar bekam er es zum Geburtstag geschenkt, denn es war im Sommer, als er sich anschickte, mit dem neuen Rad die Buhnrain(strasse) hinunter zu fahren. So trampte er an den Pedalen, als er längst am roten Haus von Lucie Schneider vorbei war und das Dreirad langsam aber stetig immer schneller wurde. Irgendwann schaffte es Daniel nicht mehr, mit seinen kleinen Beinchen so schnell zu trampen. Also zog er sie zuerst etwas an und versuchte dann, mit den Schuhen am Boden zu bremsen, doch das nützte praktisch nichts. Das kleine Gefährt nahm immer mehr Fahrt auf und wurde noch schneller. Schon fuhr er auf die Seebacherstrasse zu und hatte Glück, dass kein Auto kam, weder von rechts noch von links.
Wegen der hohen Geschwindigkeit schaffte er die Kurve nach rechts erst, als er bereits weit auf der anderen Strassenseite fuhr. Aber immerhin, er kriegte den Rank hin! Bremsen konnte Daniel nicht mehr, wie auch? Also fuhr er weiter, wurde abermals schneller, denn nun folgte das steile Stück der Seebacherstrasse, vorbei an der Sennerei Seebach. Er schaffte es nicht mehr, zurück auf die rechte Strassenseite zu kommen und raste ungebremst auf die Ladengruppe mit der Chemischen Reinigung und dem Coiffeur-Salon Arnold zu. Auch hier hatte er erneut Glück: Kein Auto weit und breit. Zwei plaudernde Frauen auf dem Trottoir vor den Läden sahen den kleinen Buben direkt auf sie zu rasen. Wie gelähmt und völlig konsterniert schauten sie, was sich da anbahnte. Schon erreichte Daniel den hohen Randstein des dortigen Trottoirs. Die Frauen rechneten mit dem Schlimmsten. Dann gab es einen blechernen Knall und das Dreirad mit dem kleinen Buben machte einen Satz durch die Luft und landete im Motocross-Stil scheppernd auf dem Trottoir, um Haaresbreite an den Frauen vorbei.
Daniel hatte die Beherrschung des Dreirads längst verloren und wurde nur noch gefahren, bis es nach dem harten Schlag am Randstein zu einem Luftfahrzeug wurde. Er selbst purzelte auf das Trottoir und landete direkt vor dem Coiffeur-Salon. Den beiden Frauen blieb fast das Herz stehen, doch der kleine Daniel stand auf als wäre nichts gewesen, schüttelte sich ein wenig und sagte zu den Frauen: "Bini abe pfaled!" Dann stellte er sein Dreirad wieder auf die Räder, stieg auf und fuhr seelenruhig zurück, wo er her gekommen war, zwei entgeisterte Frauen hinter sich lassend.