Allgemeine Familiennameneinträge verfolgen den Zweck, Ahnenforschern ein wenig weiter zu helfen.
Die Wirz' sind kein ursprüngliches Seebacher Geschlecht. Sie werden in der OGS aufgeführt, weil auch der Betreiber der OGS und seine Verwandten diesen Namen tragen und viele Jahre in Seebach heimisch waren.
- Der erste Wirz zog nach 1920 nach Seebach und hiess Walter Wirz-Weilenmann, von Beruf Schlosser, wohnhaft gewesen an der Zürichstrasse 24, nach 1933 Schaffhauserstrasse. Er ist auch noch 1931 an dieser Adresse zu finden.
- Die zweite Wirz in Seebach war dann meine Mutter Alice Berger-Wirz mit ihrer Familie, von 1949 bis 1955 am Schönauring 52 und ab 1955 bis 1979 in den Buchwiesen 44 wohnhaft gewesen.
- Die dritte Wirz in Seebach war meine Grossmutter Pauline Wirz-Büchi, die 1952 am Schönauring 52 wohnte, zeitweise in Untermiete bei den Bürkis am Schönauring 24.
- Der vierte Wirz war dann mein Grossvater Jakob Wirz-Büchi, der 1953 während eines Jahres am Schönauring 52 wohnte.
- 1957 wohnte meine Grossmutter erneut für ein Jahr bei uns und 1972 und 1976 verbrachten sowohl der Grossvater als auch die Grossmutter dann ihre letzten Lebensmonate abermals in Seebach.
- Über weitere Wirz habe ich bis jetzt nichts gehört, doch bei der hohen Einwohnerzahl dürften es schon rein statistisch weitere Wirz' nach Seebach verschlagen haben.
Die Namen Wirts, Wirtz, Würtz, Würz und Wirz entstanden um die Zeit von 1200-1500 herum, jedoch unabhängig voneinander in vielen Gegenden der deutschen Schweiz, in Lichtenstein und natürlich auch im Elsass, in Baden-Württemberg, Bayern und im Vorarlbergischen, sodass er als gemeinalemannisch oder noch besser als gemeinoberdeutsch betrachtet werden kann.
Der Ursprung des Namens leitet sich ab von «Sohn des Wirts» und hat demzufolge mit dem Kohlgemüse nichts zu tun. Dies hinderte aber viele Leute nicht daran, in Ermangelung dieses Hintergrundwissens, sowohl dem Grossvater, wie auch der Mutter und mir schon im Kindesalter den Übernamen «Chabis» zu geben. Ich hatte mich seinerzeit aber rasch an diesen Übernamen gewöhnt und fand ihn mit der Zeit sogar originell.
Der Name Wirz gehört somit zur Familiennamengruppe der Berufsbezeichnungen und zur Untergruppe der Bezeichnungen «Sohn des...». Vom «Sohn des...» blieb bei den Familiennamen in der deutschen Sprache ausser dem Schluss-s nichts übrig. In Deutschland gibt es aber noch zahlreiche Familiennamen, wo das Schluss-s bis heute erhalten geblieben ist. In der Schweiz sind diese Namen etwas weniger häufig. Im Falle der Wirz' ist es lediglich etwas versteckt, denn das Schluss-z entstand aus dem früheren ts. Die Vorfahren meines Stammes stammen mütterlicherseits ursprünglich aus Gelterkinden BL. Sie liessen sich bis 1577 lückenlos und bis 1324 nur noch lückenhaft zurückverfolgen (Stammtafeln der Wirz aus BL), da bei einem Brand in Gelterkinden die Kirchenbücher verloren gingen. Allein um Basel hat es schon mehrere Urstämme gegeben, weitere sind in Zürich, Aargau, Luzern, Obwalden, St. Gallen, Solothurn und Thurgau ähnlich weit zurück verfolgbar (Familiennamenbuch der Schweiz).
Ein Wirz hat es sogar zu 'Berühmtheit' gebracht, wie etwa der Captain Henry Wirz, Gefängniskommandant in Camp Sumter, der in Washington (USA) durch den Strang hingerichtet wurde. Dieser Hartmann Heinrich Wirz entstammte der Zürcher Linie der Wirz und seine Verurteilung geschah offensichtlich als inszenierte Strafaktion gegen die Südstaatler mit der üblichen Überheblichkeit der Sieger. Zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten belegen, dass er zu Unrecht verurteilt wurde und als ein Opfer des amerikanischen Bürgerkriegs zu betrachten ist. Er war zwar kein Unschuldslamm, führte er doch ein sehr strenges Regime in den ihm anvertrauten Gefangenenlager, doch agierte er einfach als loyaler Befehlsempfänger. Da sich die USA auch heute immer noch schwer tun mit der Aufarbeitung ihrer Geschichte, wird dieser Justzirrtum in den USA je nachdem, ob man sich mit den Südstaatlern oder den Nordstaatlern solidarisiert, ganz unterschiedlich interpretiert, meist aber einfach zu Tode geschwiegen.
Seine Lebensgeschichte wurde von seinem Urgrossneffen Heinrich L. Wirz in Bremgarten minutiös aufgearbeitet und in einem Jahrheft der Ritterhausvereinigung Uerikon-Stäfa publiziert. Er wurde am 25. November 1823 in Zürich an der Froschaugasse 26 als Sohn eines Schneiders geboren und lernte später den Beruf des Kaufmanns. 1845 heiratete er die Emilie Oschwald und bekam zwei Kinder. Er wurde bald darauf verdächtigt, im Geschäft seines Arbeitgebers Seide gestohlen zu haben. Das Gericht stellte zudem fest, dass er 2400 Franken Schulden habe und verurteilte ihn wegen mutmasslichen Diebstahls und leichtfertigem Bankrott zu vier Jahren Zuchthaus. Nach 15 Monaten wurde er aber vorzeitig aus der Haft entlassen und mit 12 Jahren Verbannung aus dem Kanton Zürich bestraft.
Noch während seine Frau die Scheidung einreichte, verliess er die Schweiz und schiffte nach Neujork ein. Dort arbeitete er als Weber, Übersetzer und Aufseher, dann lernte er als Arztgehilfe auch kleinere Operationen durchzuführen (!). Bald danach praktizierte er gar als Arzt, was damals noch möglich war. 1854 heiratete er die Witwe Elisabeth Wolf, die bereits zwei Töchter hatte und zog mit der Familie nach Louisville, wo er erneut als Aufseher in einer Kuranstalt arbeitete. Das Paar bekam eine gemeinsame Tochter. 1856 wurde er Verwalter einer Plantage. Er meldete sich bei der Südstaatenarmee und gelangte in eine Einheit zur Bewachung von Gefangenen, wurde Assistent von General John H. Winder und zog im Mai 1862 in die Schlacht von Seven Pines. Dort wurde er von einem Minensplitter am rechten Unterarm verletzt. Die Wunde heilte nie aus. Er wurde zum Captain befördert und amtete als Aufseher über das Lager Richmond. Im Oktober 1863 erhielt er vier Monate Urlaub, um seinen Arm in Europa kurieren zu lassen und besuchte dabei auch Zürich, traf seine Familie und Kinder und kehrte im Februar 1864 zurück zum Dienst, wo er zum Chef des Gefangenenlagers Andersonville wurde.
Dieses Lager in Andersonville, Georgia, und alles was darin geschah ist bis heute ein grosser Streitpunkt der amerikanischen Geschichte geblieben. Für die Nordstaatler galt es als Vernichtungslager und Henry Wirz war der skrupellose Vollstrecker der Verbrecherregierung der Südstaatler. Es sollen in diesem Lager Tausende gestorben sein, allerdings nicht wegen schlechter Behandlung, sondern weil die Südstaaten infolge der Wirtschaftblockade ihre Truppen kaum ausreichend und die Gefangen in den Lagern noch viel weniger verpflegen konnten.
Die Veteranenvereine der Südstaatler hingegen sehen in ihm das Opfer eines Justizirrtums und verehren ihn als Märtyrer. In Andersonville gibt es seit 1909 ein Denkmal, welches ihn als Opfer der Umstände und der Siegerjustiz bezeichnet. Als Aufseher wurde ihm nach dem Ende des Bürgerkriegs der Prozess gemacht, der als reiner Schauprozess aufgezogen und inszeniert war und jeglicher Rechtsstaatlichkeit spottete. Er wurde zum Tode durch den Strang verurteilt wegen Verschwörung und zehnfachen Mordes und galt als dankbares Opfer. Die Regierung offerierte Henry Wirz dann doch noch eine Begnadigung, falls er den Rebellenpräsident Jefferson Davis direkt für die Zustände im Gefangenenlager verantwortlich mache. Dann würde die Todesstrafe in Haft umgewandelt. Wirz lehnte ab und am 10. November 1865 um 10.32 Uhr wurde er hingerichtet.
Dies ist die stark gekürzte und in einigen Teilen geänderte Version des Berichtes im «Beobachter» Nr. 13/2011. Auch im «Tages-Anzeiger» gab es einen Bericht dazu.
Nun zu den anderen Wirz: Mein Grossvater kam von Liestal BL nach Rorschach SG und von dort um 1920 nach Örlikon und 1953 erstmals nach Seebach. Er gehörte zu der Linie der Thürner Wirz. Ich selber kam schon 1949 mit meinen Eltern als 6-Jähriger von Schwamendingen nach Seebach. Mehr siehe unter Jakob Wirz oder unter «Der Verfasser» auf der Titelseite!
In anderen Gegenden des deutsch sprechenden Europas gab es den Beruf «des Wirts» natürlich ebenfalls, so zum Beispiel im alten Österreich, als noch slawisch sprechende Länder zum Reich gehörten. Von dort rührt zum Beispiel der Familienname Kretschmer oder Kretzschmar her, den man auch heute noch oft antrifft, auch in Deutschland und sogar in der Schweiz. Im Osten Österreichs wird auch der Wirt noch gerne als Kretschmer bezeichnet.
Der Familienname Wirth ist ebenfalls eng mit jenem der Wirz' verwandt. Mit Wirth war stets der Vater gemeint, mit Wirz der Sohn.
Quellen: - OGS-eigene - Nachschlagwerke - Buch Stammtafeln Wirz, 1996 - im Text erwähnte Quellen