Es fehlen noch zahlreiche Deutungen für die welschen, italienischen und rätoromanischen Ortsnamen. Diese sind bereits in Bearbeitung und werden nach und nach hinzu gefügt. Zurzeit sind 22 Ortsnamen noch nicht gedeutet.
Abkürzungen: LSG = Lexikon der Schweizerischen Gemeindenamen.
- Klöntal GL, Mundart: Chlüntel; historische Belege: Loentel 1468, Biglontal 1868 (Obermüller); Deutung = es fand sich bis heute keine Deutung. Die OGS weist auf die angeblich urkundliche Form Biglontal von Obermüller hin, welche er aber offensichtlich falsch platzierte, denn Biglontal ist eine frühe historische Schreibweise für Bigenthal BE im Jahre 1278. Siehe dort!
- Klos SG, zu Amden; Deutung = Einhegung, Umzäunung.
- Kloster BE, zu Därstetten, um 1150 gegründet. Deutung = ?
- Kloster ZH, zu Äugst a. A. Deutung = beim (ehem) Frauenkloster.
- Kloster, Beim GR, zu Churwalden; historische Belege: um 1150 gegründet. Deutung = Ort beim Kloster.
- Kloster, Im FR, zu Plaffeien; Deutung = im Kloster.
- Klosterbühl LU, zu Schüpfheim; Deutung = Hügel beim Kloster.
- Klösterli LU, zu Neuenkirch; Deutung = Ort bei einem kleinen Kloster.
- Klosterrüti AG, zu Neuenhof; Deutung = Rodung des Klosters oder Rodung beim Kloster.
- Klosters GR, Bezirk Prättigau/Davos; Deutung = Ort beim Kloster.
- Kloten ZH, Bezirk Bülach; historische Belege: Chlotun 1155, Glotun 1219, Clote 1223, Chloton 1225, Cloton 1227, Chloten 1272; röm *Clavodunum; Deutung = abgeschlossener, befestigter Platz. Diese Deutung ist noch nicht gesichert, denn es existiert über das Idiotikon noch der Hinweis auf Chloten = Sumpf, Moor und für den Ort Glooten TG die Deutung 'Höhle, Bodenvertiefung, Schössling (Nyffenegger & Bandle). Dies ändert aber nichts am Umstand, dass Kloten zur Römerzeit ein Kastell und einen Gutshof besass und schon seit der späten Hallstattzeit von Kelten bewohnt wurde. Kloten hat mehrere namenmässig verwandte Ort, bzw. solche, von denen man es vermuten könnte: Glooten TG, Chlotisberg bei Gelfingen LU und Cloters (Filisur) GR sowie Clugin GR (Cloduno 1243).
- Klus GR, zu Küblis; Deutung = Quertal, Engpass, Schlucht.
- Klus SO, zu Önsingen; Äussere und Innnere Klus; Deutung = Quertal.
- Klus, Klos, Clüs, Clesura, Clusura, Clusaura, Cluseira: Häufiger Orts- und Flurname, bedeutet bei auffälligem Vorliegen eines felsigen Engpasses stets Quertal, Engpass, Felsspalte, Kluft, Runse oder Schlucht (Idiotikon III, 699), in rätoromanischen oder ehemals rätoromomanischen Sprachgebieten kann es aber auch claus = Schafpferch oder clüs = Gehege, ja sogar mit Steinmauern umgebene Weide bedeuten (Schlatter).
- Klusstalden LU, zu Schüpfheim; Deutung = steiler Weg in felsigem Abhang oder so ähnlich, von Klus = felsiger Engpass und Stalden = steiler Bergweg oder Abhang.
- Knäus ZH, zu Hütten; Deutung = vielleicht 'beim Wohnort des Knaus'. Knaus ist ein Familienname und bedeutet grober Kerl, schimpfender Mensch usw., aber auch der härtere Teil vom Brot wie Rinde und Anschnitt (Idiotikon III, 762, OGS). Man denke an "Knusper, knusper Knäuschen, wer knabbert an meinem Häuschen?", womit die Brüder Grimm dann auch noch den Lebkuchen dazu zählten.
- Kneblingen OW; historische Belege: wahrscheinlich Wüstung, da in keinen Karten auffindbar; im Obwaldner Flurnamenbuch erwähnt; Deutung = bei den Höfen des Knabo (ahd. = der Dienende).
- Kneubühl BE, zu Sumiswald; Deutung = ?.
- Kneuwies AR, zu Waldstatt; Deutung = Kniebreche, von ahd. kniobuoze, buozen = brechen, die Wiese wäre dann aus buoze entstanden und hätte keinen Zusammenhang mit einer Wiese.
- Kniebreche ZH, zu Horgen; Mundart: Chnüübrächi; Deutung = beim steilen, gefährlichen Bergpfad. Sinnverwandt ist die Wagenbrechi, einem Passübergang zwischen Glattfelden und Rosbas, früher ein steiler, kurviger Übergang.
- Kniebreche ZH, zu Langnau; Deutung = beim steilen, gefährlichen Bergpfad.
- Knubel, Auf dem BE, zu Eggiwil; Deutung = auf dem runden Hügel, eigentlich ein Berner Mundart-Ausdruck, hat aber noch bis in die Luzerner Napfgegend gewirkt (Zielmann).
- Knutwilerbad LU, zu Wilihof; Deutung = das Bad bei Knutwil.
- Kodlachen, Chodlachen, Kodloch; Häufiger Orts- und Flurnamen in der Schweiz, bedeutet stets Weiher, Flachseen mit Morast, Kot, dickflüssiger Erde (Idiotikon III, 558).
- Kobel SG, zu Mogelsberg; Deutung = überhängender Fels.
- Kobel, Koblen: Orts- und Flurname der deutschen Schweiz, bedeutet stets eine überhängende Felswand, die bei Gewittern von Hirten gerne als Schermen aufgesucht wurden (Idiotikon III, 109), Das Wort lässt sich durch fast alle indogermanischen Sprachen verfolgen und ist selbst im Sanskrit zu finden, wo es als cap erhalten blieb, dann lat. caput, ahd. choph (sprich chopf) und rätorom. cuvel (Studer), daraus dann Gufel, Kubel, Kobel, Gipf (Oettli).
- Kobelwald SG, zu Oberriet; Deutung = ?
- Kobelwies SG, zu Oberriet; Deutung = ?
- Koblen SG, zu Rüti; Deutung = ?
- Koblenz AG, Bezirk Zurzach; Mundart: Chobletz; historische Belege: Confluentia 901-1000, Cobilz 1265, Copoltis 1269, Confluentia 1277, Koboltz 1306, Coblenz 1902; Deutung = beim Zusammenfluss von Aare und Rhein, von lat. confluentes.
- Kochegg AR, zu Stein; Deutung = ?
- Köchelihubel LU, zu Egolzwil; Deutung = ?.
- Kodloch LU, zu Neuenkirch; Mundart: Chodloch. Deutung = Sumpf, Kotloch, = Kotlache, morastige Lache (Idiotikon III, 558).
- Kohl: Orts- und Flurname in der deutschen Schweiz, bedeutet stets einen Ort, wo Holzkohle gebrannt wurde.
- Kohlbrunnen SG, zu Niederbüren; Deutung = bei der Quelle nahe eines Kohlenmeilers.
- Kohlhalde AR, zu Speicher; Deutung = Abhang bei einem Kohlenmeiler.
- Kohlplatz BE, zu Lotzwil; Deutung = Platz, wo ein Kohlenmeiler stand.
- Kohlwies ZH, zu Sternenberg; Deutung = Wiese, wo ein Kohlenmeiler stand.
- Köll TG, zu Stettfurt; historische Belege: Cöln 1244, Köln 1263, Köln 1287; Deutung = Ort wo es Quendel oder Thymian gibt, von ahd. quenala, konala, konele, lat. cunila, conila, Mundart Chöln (Nyffenegger & Bandle).
Kollbrunn ZH Zu Zell; historische Belege: im Kolbrunnen 1554, Colbrunen 1629, Kollbrunn 1667; = Quelle, in deren Nähe ein Kohlenmeiler stand Kollerberg SG Zu Häggenswil; = Kollermühle ZG Zu Zug; =
- Kölliken AG; historische Belege: Cholinchova, Cholinchove 864, Cholinchofa 893, Chollinchon 1184, Chollicon 1275, Chollinchon 1456, Köllikon 1858; Mundart: Chölike; Deutung = bei den Höfen der Leute des Chollo, früher wurde auch ein Zusammenhang mit lat. collis = Hügel ins Auge gefasst, doch vermag diese Deutung nicht ganz zu überzeugen, zumal -ikon-Ortsnamen zumeist patronymisch gebildet wurden. Um eine rein apellative Erklärung zu stützen, fehlen die entsprechenden Hinweise.
- Kolprüti SG Zu Rorschacherberg; Deutung = Rodung des Kolp (Oettli).
- Kometsrüti LU, zu Wolhusen; Deutung = ?.
- Königsfelden AG, zu Windisch; Französisch: Champreys; historische Belege: lat. campus regius, 1308 von Königin Agnes und ihrer Mutter Elisabeth gestiftetes Kloster, zum Andenken an ihren hier ermordeten Vater, den deutschen König Albrecht I. Das Dorf erhielt seinen Namen also nach dem deutschen König.
- Köniz BE, Bezirk Bern; historische Belege: campus Kunicensis um 950, Chunizis 1016, villa Chinicis 1111, 1118, Chunitz 1228, Cunitz; um 950 von König Rudolf II von Burgund gegründete Kirche; Deutung = 1. Ort wurde früher wegen seiner Nachbarorte wie Bümplitz, Galmitz und Ulmitz als slawisch zu erklären versucht; was völlig unsinnig war., 2. Ort erhielt seinen Namen wegen der Kirchengründung durch König Rudolf II von Burgund, 3. Hof des Cunizo, Cuno (LSG 2005, 487). Nur Deutung 2 vermag zu genügen. Ortsnamen mit der Endung -itz, -tz, -is, -s, z können oftmals auf die starke ahd. Genitivform zurückgeführt werden. Bei diesen Ortsnamen blieb der Zusatz -hof unerwähnt. Man nennt das eine elliptische Bildung. Beispiele sind neben Köniz: Eriz, Kerns, Schötz, Sutz, Bümplitz, Galmitz, Ulmitz, Scherz, Lauerz. Darauf weist das LSG mehrmals hin.
- Konolfingen BE, zu Gisenstein; historische Belege: Chonolfingen 1148, Chunolfingen 1240; Deutung = bei den Höfen der Leute des Kunolf, älter *Kuon-Wolf, von ahd. kühner Wolf (Studer, Zinsli, BENB I, 172, II, 492).
- Koppigen BE Bezirk Burgdorf; historische Belege: Koppingen 1139, Chopingen 1182-3, Choppingen 1275; Deutung = bei den Höfen der Leute des Choppo, Copo ((Hubschmied).
- Köpplishaus TG, zu Amriswil; historische Belege: Köplis Hus 1628; Deutung = beim Haus des Köppli.
- Koranten BE, zu Wissachengraben; Deutung = ?.
- Körbligen LU, zu Inwil; Deutung = bei den Höfen der Leute des (?).
- Köschenrüti ZH, zu Zürich-Seebach; Deutung = Rodung des Kösch (alem = des Keuschen) ab 1473 Gutsbetreiber, jedoch erst ab 1564 so genannt. Als Weingut schon um 1300 oder vielleicht noch früher gegründet (Kläui & Schobinger, Benninger).
- Kosthofen BE, zu Grossaffoltern; Deutung = ?.
- Kotten LU, zu Sursee; Deutung = bei den Hütten, von mhd. chotte.
- Kottenrain ZH, zu Horgen; Deutung = Abhang mit Hütten.
- Krachen LU, zu Romoos; Deutung = tiefe, enge Schlucht.
- Krachen, Im FR, zu St. Silvester; Deutung = tiefe, enge Schlucht.
- Krachen, Krachi: Orts- und Flurname in der deutschen Schweiz, bedeutet stets ein enges Tobel, eine Schlucht oder einen Abgrund, im übertragenen Sinne auch ein weit abgelegenes Dorf (Idiotikon III, 783).
- Kradolf TG, zu Sulgen; Mundart: Chraalef; historische Belege: *Craienthoruf; Chreinthorf 883; Deutung = Dorf, wo sich Krähen aufhalten (Oettli) oder beim Dorf der Krähen, von ahd. kraa, (Nyffenegger & Bandle). Chraa ist in älterer Mundart heute noch zu hören. Im Gedicht "Der Frühling kommt" von Alfred Huggenberger ist auch die mittelhochdeutsche Schreibweise «kraha» noch verewigt. Der entsprechende Abschnitt lautet:
«Professor Rabe, weiss nicht warum, Denkt heut' auch nicht ans Studium. «Wissen soll's nun mal jedermann, Dass unsereiner auch singen kann! Globu! Kraha! Das klang aber fein! Übers Jahr werd' ich bei der Oper sein.» (OGS)
- Krähbach ZH, zu Wädenswil; Deutung = beim Krähenbach.
- Krähegg AR, zu Urnäsch; Deutung = Bergvorsprung, wo Krähen hausen.
- Krähen TG, zu Amriswil; historische Belege: Krayen 1632; Deutung = Ort, wo es Krähen hat (Nyffenegger & Bandle).
- Krähen, Kraien, Kräigen, Kraygen: Orts- und Flurname in der deutschen Schweiz, bedeutet stets eine freie Stelle, meist Anhöhe, wo Krähen hausen.
- Krähenbühl AG, zu Mühlau; Deutung = Hügel, wo es Krähen hat.
- Krähenbühl SZ, zu Arth; Deutung = Hügel, wo es Krähen hat.
- Krähstel ZH, zu Buchs; Deutung = Krähstelle, also Ort, wo Krähen hausen.
- Krähtobel AR, zu Grub; Deutung = Bachschlucht, wo Krähen hausen.
- Kräigen BE, zu Muri; Mundart: historische Belege: Chäjigen; Kräigen 1743; Deutung = Ort, wo Krähen hausen.
- Kräiligen BE, zu Bätterkinden; historische Belege: Crewilingen 1275; Deutung = bei den Höfen der Leute des Crewilo (?).
- Kramburg BE, zu Gelterfingen; Deutung = ?.
- Kramershaus BE, zu Trachselwald, Deutung = beim Haus der Kramers.
- Kramis LU, zu Hohenrain; historische Belege: Krannemos 1256; Deutung = Kranichmoos, von ahd. kranih, mhd kranech = Kranich.
- Krans SG, zu Altstätten; Mundart: Chrans; Deutung = Krans ist kein ehemals rätoromanischer Ortsname, denn er fehlt in den Ortsnamenbüchern von Schlatter. Mehr konnte noch nicht ermittelt werden (OGS).
- Krattigen BE, Bezirk Frutigen; historische Belege: Krattingen 1295, , 1300, 1302; Deutung = 1. bei den Höfen der Leute des Kratto, Chratto (Hubschmied), 2. dem LSG missfällt Hubschmieds Deutung, da dieser Personennamen gemäss Förstemann nicht belegt ist und ein Crat(t)ingun eher zu einem Krättingen hätte führen müssen. Es schlägt daher vor, dass es als 'bei den Höfen im Chratten' gedeutet werden sollte, wobei Chratten sich auf die Geländeform bezieht. (LSG 2005, 488).
- Kratzeren: Häufiger Ortsname in der ganzen deutschen Schweiz, bedeutet im engeren Sinne Ort, wo man die Kurve kratzt, also mit dem Wagen die Böschung streift, im weiteren Sinne aber auch eine raue, steinige Gegend oder ein Ort, wo man sich gezwungen sah, zu kehren und daher die Kurve kratzte (Idiotikon III, 928). Noch weiter geht das Idiotikon III auf S. 331, wo sogar der zerkrauwet Berg (Schrattenfluh, LU) als Synonym heran gezogen wird. Und abermals weiter geht die Vermutung, die auf die Goldwäscherei hinweist, wo beim Goldwaschen ein kratzendes Geräusch erzeugt wird. Der Goldwäscher benützt dabei eine Chrucke. Diese Deutung geht aber doch etwas zu weit, da an anderen Orten, wo kein Gold gewaschen wird, der Ortsname Chratz auch vorkommt ( Zihlmann). Nyffenegger & Bandle definieren Kratz ebenfalls als enge Stelle oder so ähnlich.
- Kratzeren BE, zu Frutigen; Deutung = enger Weg, wo man in den Kurven an der Böschung kratzt.
- Kratzeren LU, zu Schüpfheim; Deutung = Ort, wo man die Kurve kratzt,
- Krätzeren SG, zu (?); historische Belege: Chrazarun 1219; Deutung = Ort, wo man die Kurve kratzt.
- Kratzern AG, zu Vordemwald; Deutung = Ort, wo man die Kurve kratzt.
- Kratzern TG, zu Arbon; = Ort, wo es eng ist (Nyffenegger & Bandle).
- Krauchtal GL, Nebenthal zum Sernfttal bei Matt. Es ist ein halbbogenförmiges Tal. Da es diesen Namen schon sehr früh erhalten haben muss und im Glarnerland früher rätoromanisch gesprochen wurde, müsste da ein Zusammenhang bestehen. Rumantsch Grischun hilft schon etwas weiter: crutsch heisst gebogen. In den Dialekten kommts noch besser: croc, cröch und croch für Haken im Engadin. Das Wort erinnert auch stark an französisch crochet = Haken oder croc = gebogener Tierzahn oder bogenförmig nach oben gezwirbelter Schnauz sowie an creux = bogenförmige Felswand, Kessel. Da die Schweizer Mundartwörter Chrouch und Chrauch im Deutschen isolierte Wörter ohne ein hochdeutschen Pendant sind, dürfte es über romanische Sprachen vermittelt worden sein und ursprünglich aus dem Keltischen stammen. Im alten Latein findet man ausser cratera für Kesselmulde nichts entsprechendes. Diese Ausführungen zeigen, dass die Deutung sattelfest ist. In Baden-Württemberg gibt es einen Kraichgau, der ebenfalls verwandt sein könnte sowie ein Kraichtal bei Bruchsal.
- Krauchthal BE, Bezirk Burgdorf; historische Belege: Crouchtal 1108-22, Crochtal 1181-82, Crohtal 1182-83, Crohtal 1208, Chroctal 1244,Krocthal 1256, Crochtal 1270; Deutung = Es gilt das Gleiche wie bei Krauchtal GL. Es wäre noch darauf hin zu weisen, dass Attingers Deutung aus dem Jahr 1904 = Felsental, von kelt. creag, croagh = Fels, Felswand, steile Anhöhe lautete. Diese Übersetzung war noch etwas ungenau, denn besser wäre Felsenzirkel oder Felsenkessel im Sinne von lat. cingulum. Somit lautet die Deutung: = gebogenes Tal. Studer erwähnte auch ein deutsches Wort krauchen = kriechen. Dieses ist aber gemässs Kluge und Duden frühestens seit dem 16./17. Jahrhundert bezeugt und als Mundart-Nebenform von kriechen, nicht von wenden, einen Bogen schlagen zu verstehen, sodass es für eine Deutung gar nicht in Frage kommt. Chrauch, Chrouch ist Schweizer Mundart und bedeutet gemäss Idiotikon III, 835 Biegung, Krümmung (BENB II, 506). Das LSG deutet ebenfalls mit gebogenes Tal, geht aber nicht darauf ein, woher der Mundartausdruck stammt.
- Kräuel ZH, zu Zürich-Wiedikon; im Süden der Sihlmündung; historische Belege: Chrewilsfurt 1259, Kröwelsfurt 1313; Deutung = entweder vom Personennamen Chrewil = Grebel oder dann von Kräuel = 2-zackiger Karst als Sinnbild zum Zusammenfluss von Limmat und Sihl.
- Krautberg BE, zu Oberthal im Emmental; Deutung = Berg, wo Kraut gepflanzt wird (Oettli 82).
- Krebsbach SZ, zu Tuggen; Deutung = Bach mit Krebsen.
- Kreckel (?) zu (?); Deutung = kleines, krüppeliges Gehölz (Oettli). Der Ort konnte noch nicht ausfindig gemacht werden.
- Kressbrunn SG, zu Gossau; = Ort mit Brunnenkresse.
- Kressibuch TG, zu Hefenhofen; Deutung = Buchengehölt, wo viel Kresse wächst (Nyffenegger & Bandle).
- Kreuz GR, zu Malix; Deutung = ?.
- Kreuz ZH, zu Stäfa; Deutung = ?.
- Kreuzberg LU, zu Dagmarsellen; = ?.
- Kreuzbühl SZ, zu Muotathal; Deutung = Hügel mit einem Kreuz.
- Kreuzen SO, zu Rüttenen; Deutung = ?.
- Kreuzlingen TG; historische Belege: Cruzelin 968, Crucelin 1125, Cruzilingen 1152, Cruzlungen 1318, Krützlingen 1477; benannt nach einem Holzsplitter vom heiligen Kreuz aus Jerusalem, überbracht von Bischof Konrad I. von Konstanz, der hier ein Armenasyl stiftete, einem mittelalterlichem Hospiz. Damals hiess der Ort noch Stadelhofen und war ein Vorort von Konstanz. Kreuzlingen ist damit nicht ein echter -ingen-Ort, sondern ein nachträglich Zurechgemachter (Wagner).
- Kreuzstadt SZ, zu Galgenen; Deutung = ?.
- Kreuzstrasse AG, zu Oftringen; Deutung = kleiner Ort am Strassenkreuz (Oettli).
Kreuzstrasse TG, zu Märstetten; Deutung = Weiler am Strassenkreuz (Oettli, Nyffenegger & Bandle). Im Kanton Thurgau gibt es drei weitere Orte dieses Namens, welche die gleiche Deutung haben.
- Kreuzweg AR, zu Herisau; Deutung = Ort am Wegkreuz (Oettli).
- Kreuzweg BE Zu Unterlangenegg; = Ort am Wegkreuz (Oettli).
- Kreuzweg SG, zu Brunnadern; Deutung = Ort am Wegkreuz (Oettli).
- Kriechenwil BE, Bezirk Laupen; historische Belege: Kreiechenwile 1357, Kriechenwil 1430; Deutung = Der frühere Name der Gemeinde war Dicki und deutete auf das Dickicht hin. Der Name Kriechenwil bedeutete Weiler des Criach (Förstemann I, 377).
- Kriegmatt SZ, zu Einsiedeln; historische Belege: Criematten 1???; Deutung = 1. Matte, um die gekriegt wurde, benannt nach den Grenzstreitigkeiten zwischen Schwyz und Einsiedeln um das obere Alptal., 2. Matte bei Kiesbänken, von Criematten, von Krien = Kies! Siehe auch Kriegstetten! Für beide Deutungen ist der Autor noch nicht bekannt.
- Kriegstetten SO, Bezirk Wasseramt; historische Belege: Kriechsteiten 1255-56, Krechsteiten 1255-56, Chriechstetin 1256, Criesteten 1263-64, Kreichsteten 1267, Criestetten 1276; Deutung = 1. Wohnstätte bei den Kiesfeldern, 2. Wohnstätte des Criach, Kriego (Oettli), 3. Wohnstätte bei einem Chriechbaum (Oettli). Hier erscheint Deutung Nr. 2 als die wahrscheinlichere.
- Kriens LU, Bezirk Luzern; historische Belege: Chrientes vor 840, Krientes 881, Chriens 1178; Deutung = 1. von ahd. krioz, mhd. grien = Kies, Schotter (Gatschet, Studer). Diese Deutung ist heute nicht mehr haltbar. 2. der Ortsname geht auf den alten keltischen Flussnamen der .... zurück und dürfte Crientas gelautet haben (LSG 2005, 489). Gemeint ist mit der Crientas vermutlich der Bach, welcher aus mehreren Quellen vom Schlossberg herunter bis Kriens fliesst und ab dort eingedolt ist.
- Kriesbaumen LU, zu Hasle; Deutung = Ort bei Kirschbäumen.
- Kriesbaum, Le FR zu (?); Deutung = beim Kirschbaum (Oettli).
- Kriesental SO, zu Däniken, auch Krisental; Deutung = Tal, wo Kirschbäume gedeihen (Oettli).
- Kriessern SG, zu Oberriet; historische Belege: Criesserun 1229, Criezeren 1300, Kriesseren 1902; Deutung = bei den Kiesfeldern (Oettli). Ob diese Deutung noch zutrifft, ist offen.
- Krillberg TG, zu Wängi; historische Belege: Chrilleberch 1244, 1324, Kruillberg 1343; Deutung = beim Berg des Chrillo (Nyffenegger & Bandle).
- Krimberg SG, zu Mosnang; Deutung = ?.
- Krinau SG, Bezirk Toggenburg; historische Belege: Krinnouw 1357, Krinow 1369; Deutung = Aue in einer Schlucht, Vertiefung, Rinne, von Mundart Chrinne (Idiotikon III, 827, Oettli).
- Krom, Chrom, Chram, Grum, Kron, Kramme, Kromme, Krumme: Häufigher Ortsnamenteil in der deutschen Schweiz, bedeutet meist ein eingezäuntes Stück Land (Attinger, Studer, Oettli), gelegentlich aber auch krumm.
- Kromen SZ, zu Tuggen; Deutung = eingezäuntes Land.
- Krommen FR, zu Plaffeien; Deutung = eingezäuntes Land.
- Krommen SG, zu Bütschwil; Deutung = eingezäuntes Land.
- Kronbach AR, zu Urnäsch; Deutung = ?
- Kronbühl SG, zu Wittenbach; Deutung = Wacholderhügel, von Kranewitten, ahd. chranawitu (Oettli). Ob diese Deutung noch aktuell ist, ist der OGS nicht bekannt.
- Krontal SG, zu (?); Deutung = von Kranewitten oder von ahd kram = Bude zum Schutz vor den Unwettern (Oettli). Ob diese Deutung noch aktuell ist, ist der OGS nicht bekannt.
- Kronweissenburg AG; Einer aargauischen Sage zufolge gab es bei Tegerfelden/Koblenz einmal eine grössere Stadt dieses Namens, älter auch Cronweissenburg, Kroneisen oder Croneisen mit keltischer Herkunft. Der Sage nach sollen die Einwohner Helvetier gewesen sein. Die Kronweissenburger wanderten um 58 v. Chr. aus und zündeten ihre Häuser an. Nach dieser Stadt wurde bis heute nie gegraben, sie ist allein Gegenstand einer sich hartnäckig haltenden alten Aargauer Sage. Dass an der Sage mehr dahinter steckt, zeigt der Umstand, dass Laupper, der Vindonissa-Ausgräber, hier Keltengeschirr gefunden haben soll. Vielleicht entstand die Sage, als man von dieser Stadt noch Überreste sah, analog Juliomagus. Deutung = Burg auf einer Hochebene, was auf Tegerfelden zutreffen könnte.
- Kropfgasse NW, zu Ennetbürgen; Deutung = ?.
- Kröschenbrunnen BE, zu Trubschachen; Deutung = Ort an einem Weiher, wo Froschkraut, von Mundart Chrottechrösch, gedeiht.
- Krumm: Häufiger Orts- und Flurnamenteil in der deutschen Schweiz mit verschiedenen Bedeutungen. Zum einen meint es tatsächlich krumm, doch kann es auch eingezäunt bedeuten, von Krumme = eingezäuntes Landstück (Studer) oder auch 'im engen Tobel fliessend' (Attinger). Welches die jeweils richtige Deutung ist, kann nur die Lokalgeschichte klären.
- Krummacker SO, zu Däniken ; Deutung = eingezäunter oder krummer Acker.
- Krummatt LU, zu Romoos; Deutung = 1. eingezäunte Matte, von Kramme, Kromme, von Krumme = eingezäuntes Stück Weideland (Studer), 2. Matte an der Flusskrümmung (Oettli).
- Krummbach LU, zu Geuensee; Weiler am Anfang des Chrummpechertobels; Deutung = Ort bei einem in einem engen Tobel fliessenden Bach.
- Krummbach SG, zu Wattwil; historische Belege: Chrumbinbach 838, Chrumbinbache 868; chrumb zeigt hier klar, dass krumm gemeint ist, trotzdem trifft hier zufällig auch die Deutung mit dem Tobelbach zu. Deutung = am krummen Bach (Bruckner).
- Krummenau SG, Bezirk Obertoggenburg; historische Belege: Chrumbenowe 1266, Krumenow 1539; Deutung = 1. bei der krummen Aue, 2. eingezäuntes Land Aue. Ob Deutung 1 oder 2 zutrifft, kann mangels zu wenig alter urkundlicher Namen nicht entschieden werden (LSG 2005, 490). Einen Hinweis gibt aber das b in Chrumbenowe. Das Wort krumm wird in älteren Schriften sehr häufig mit mb wieder gegeben, das lässt sich im Deutschen 1500 Jahre zurückverfolgen. Anders beim Wort Chrommen, Chrummen, welches vermutlich von einem Etymon abstammt, das nur ein m hatte und praktisch nie mit mb auftritt. Somit deutet vieles auf 'bei der krummen Aue' hin (OGS).
- Krümmenswil SG, zu Nesslau; Deutung = Weiler bei der Flusskrümmung.
- Krümmigass LU, zu Rickenbach; Deutung = ?
- Kubel AR, zu Stein; Deutung = Ort beim überhängenden Fels oder bei der Felsenhöhle, von rätorom. gufel, siehe auch Kobel!
- Küblis GR, Bezirk Prättigau/Davos; Rätoromanisch: Cuvlignas; historische Belege: Küblins um 1350, Kublis 1389, Küblis 1475; Deutung = 1. vielleicht von rätor copellines = Felsköpfe, dann *Kubelins als alter Ortsname (Studer), 2. es könnte von lateinisch *cubulum = Höhle oder weniger wahrscheinlich von cubiculum = Schlaf-, Wohnzimmer herrühren. Mangels älterer Belege ist eine sichere Deutung nicht möglich (LSG 2005, 490).
- Küfer BE, zu Gondiwil; = beim Fassmachers (?).
- Kügeliswinden TG, zu Egnach; auch nur Winden genannt; historische Belege: Kügelins Winden 1575; Deutung = beim windigen Ort des Kügeli. Kügeli ist ein Familienname und bedeutet entweder Kugelmacher, Kapuzenmacher oder Kapuzenträger (Nyffenegger & Bandle).
- Kugelshofen TG, zu Lanzenneunforn; historische Belege: Coboltzhoven 1295; Kobeltzhoffen 1381; Deutung = bei den Hofen des Gotbald (Nyffenegger & Bandle).
- Kühberg LU, zu Gettnau; Deutung = Berg, wo Kühe weiden. Kühberg ist namenmässig verwandt mit Kyburg ZH und SO.
- Kühboden SG, zu Alt St. Johann; Deutung = Bergterrasse, wo Kühe weideten.
- Kühlenbrunnen ZH, zu Zumikon; Deutung = Ort bei einer ganzjährig kühlen Quelle.
- Kühlewil BE, zu Englisberg; historische Belege: Chullenwilare 1148; Deutung = Weiler des Chullo.
- Kulmerau AG, Mundart: Chulmerau; historische Belege: *Columbarium; Cholumbrowo ca.1150, Kulumbrowe 1330; Deutung = unterirdischer Begräbnisraum; die Deutung Aue beim Taubenschlag fusst auf nlat., was aber nicht zulässig ist, denn die Römer zogen ja um 402 ab, als man noch mlat. sprach und damals bedeutet es eben noch Begräbnisraum. Nach einer alten Aargauer Sage soll der Name daher kommen, dass nach einer verlorenen Schlacht die wehklagenden Frauen der Soldaten bei der Rückkehr der wenigen Überlebenden geschrien haben: "Chum mer au"! Die Sage könnte ein bisschen erklären, wie es zum erheblichen Lautwandel kam, aber an der ursprünglichen Deutung ändert sich nichts.
- Kumm, Kummen, Kum, Gumm, Gummi: Orts- und Flurname der deutschen Schweiz, von kelt. cumb, comb, lat. comba, franz. combe, rätorom. cumba, span. combo = Erosionstal, trichter- oder kesselförmige Ausbuchtung im Gestein.
- Kümmertshausen TG, zu Erlen; historische Belege: Chuniberteswilari 771, Cuonbrechsus 1245, Kumprehtzhusen 1359; = bei den Häusern/Weiler des Kunibert (Oettli, Nyffenegger & Bandle).
- Kundolfingen TG, zu Diessenhofen; Mundart: Chundelfinge; historische Belege: Chunnonfingen 1263, Cunolvingen 1271; Deutung = bei den Höfen der Leute des Kunolf (Nyffenegger & Bandle).
- Küngoldingen AG, zu Oftringen; historische Belege: Kuinnolfingen 1346; Deutung = bei den Höfen der Leute des Kunolf (Wikipedia, unter Oftringen, OGS).
- Kunkels GR, zu Tamins; Rätoromanisch: Cunclas; Mundart: Gungels; historische Belege: Gungels 1479; Deutung = 1. beim spitzen Felsen oder beim spitzen Grenzstein, von mhd. kunkel, ahd. chunchela, mlat. conucula. Andere Kunkel: Kunkelstein (Elsass), La Quenouille-de-la-Fée bei Arles (Studer), 2. kleine, muschelförmige Vertiefung, von lat. conchula, rätor concula, cuncula (Schlatter). Deutung 2 ist heute unbestritten.
- Kurzdorf TG, zu Frauenfeld; historische Belege: Kurzendorf 1328; Deutung = beim kurzen Dorfteil von Erchingen (Nyffenegger & Bandle).
- Kurzenberg BE, zu (?); Deutung = beim kurzen Berg.
- Kurzenei BE, zu Wasen i. E.; Deutung = bei der kurzen Flussaue.
- Kurzrickenbach TG, zu Kreuzlingen; historische Belege: Richinbach 830, Richehinbahe 889; Deutung = beim kurzen, kleineren Rickenbach, gemeint ist aber der Bach, denn das Dorf war nicht kurz! (Nyffenegger & Bandle). Kurzrickenbach ist namenässig verwandt mit Langrickenbach TG. Siehe unbedingt auch dort!
- Kusen ZH, zu Küsnacht; historische Belege: Chuonshein 1265/87, Cuonsen 1450, Chuonsen 1463, Kuosen 1267; *Chuonesheim; Heimstätte des Chuono. Deutung = Heimwesen des Chuono. Die frühere Deutung mit Kies, von Kusen ist durch die alten, urkundlichen Namen wiederlegt (Egli).
- Küsnacht ZH; Bezirk Meilen; historische Belege: Chussenacho um 750, Chussenachun um 850; Chussinach 1087, Chussenacho 1150, Chussenach 1257, Küssenach 1290, Chusnach 1296/97, Küssnacht 1504, Mundart: Chüsnacht; Deutung = Landgut des Cossinius, Cossonius, Cusinius etc., röm. *Cossiniacum. Küsnacht hat zwei namenmässig verwandte Orte: Küssnacht a. R. und Küssnach bei Waldshut! Alle drei dürften die gleiche Deutung haben.
- Küssnacht a. Rigi SZ; historische Belege: Chussenachum um 750 und 850, Küssnach um 1400, 1904; Deutung = Landgut des Cossinius, Cossonius, Cusinius etc., röm. *Cossiniacum.
- Kuttelbad (?) zu (?); Deutung = ungedeutet (?), werden da den Gästen d' Chuttle gwäsche? (Oettli).
- Küttigen AG; AG-Mundart: Chöttige, ZH-Mundart: Chüttige; historische Belege: Chut(t)ingen 1036, Chutingun 1045; Deutung = bei den Höfen der Leute des Chuto (?).
- Küttigkofen SO; ?; Deutung = bei den Höfen der Leute des Chuto (?).
- Kyburg ZH, Bezirk Pfäffikon; historische Belege: Chuigeburch 1027, Chiuburg 1027, Cogiburk 1096, Choburg um 1150, Chouiburk 1112, Quiburg 1167, Chyburc 1180, Kieburg um 1250, Quiburg, Chiburg, Cuiyburg, Kiberg 1504; Deutung = Kühburg, von Chüejeburg. Das noble Grafengeschlecht hat die Namensänderung von Chüeburg zu Kyburg vermutlich selber veranlasst, weil sie den etwas bäuerlich klingenden Namen als zu wenig höfisch empfanden (Kläui & Schobinger, LSG 2005, 493).
- Kyburg-Buchegg SO, Mundart: Buechi und Kiberg; historische Belege: Kyberg 1517, Kybhoff 1520, Kybberg 1531, Kibberg 1900; Deutung = gespaltener Berg, von Keid = Spross, Keim. Spalt. Ein Kybfelsen in Freiburg i. Br. Die beiden Kyburg in ZH und SO haben namenmässig miteinander nichts zu tun (Boesch).