Andere Namen: Französisch Thour. Der französische Name wird nicht mehr oft gebraucht. Schweizerdeutsch: Tuur.
Hydrologie: Die Thur trägt ihren Namen nach dem Zusammenfluss der Wildhauser- mit der Säntisthur. Die Quellen liegen im Säntismassiv. Die Quelle der Wildhauserthur befindet sich auf 1283 m.ü.M. im Rosswald im Oberdorf von Wildhaus. Die Wildhauserthur vereinigt sich mit der etwas wasserreicheren Säntisthur bei Unterwasser, welche auf 1519 m.ü.M. zwischen dem Wildhauser Schafberg und dem Hundstein entspringt. Dann gibt es als dritte Thur auch noch die Weisse Thur, die auf 1485 m.ü.M. zwischen Mattstock und Speer entspringt und kurz nach Stein in die Thur mündet. Wegen ihres weissen Schaums bekam sie diesen Namen. Die Thur hat eine Länge von 134.6 km, ein Einzugsgebiet von 1696 km² und an der Mündung in den Rhein eine Wasserführung von 47 m³ pro Sekunde. Grösste Nebenflüsse sind der Necker, die Sitter, die Glatt und die Murg.
Gewässerkennzahl: 285
Urkundlich überlieferte Namen: Tura 870, Dura 886, Tura 1100-1200, prope Duram 1200, turia 1210, Ture 1262, Thure 1282, Tura 1306, Thur 1309, Tur 1324, 1353 Thur, Tur 1361.
Namensentwicklung: *Dura => Tura => Thur
Etymologie:
1. Er fusst auf einer indoeuropäischen Wurzel *dhura = 'Flusslauf' oder 'die Eilende', die 'Laufende', die 'Rinnende'.
2. Die Thur hat Zwillingsschwestern im Elsass und zwar die gleichnamige Thur, dann ist auch die Dordogne in Frankreich und der Duero/Douro in Spanien/Portugal namenmässig mit der Thur verwandt, ebenso die heutige Zusam in Bairisch-Schwaben, welche früher Duria hiess, ferner die Thyra in Sachsen-Anhalt, die Doria in Savoyen und weitere Flüsse in Frankreich wie die Doire, der Dour, der Dor, die Dure und die Dore und zuletzt noch die beiden Dora in der Poebene, Italien. Die weite Streuung dieser Flüsse deutet an, dass der keltische Name der Thur nur eine Zwischenstufe war und der Flussname vermutlich vorkeltisch ist.
Flussnamentyp: Die Thur gehört zum indoeuropäischen Typ *dhur-.
Geologie: Der Untergrund besteht von der Quelle bis Unterwasser aus Flysch, dann folgt ein Abschnitt aus Molasse bis Nesslau und danach ab Stein Kalknagelfluh abwechselnd mit Molasse. Bei Krummenau trifft man auf eine Naturbrücke, indem die Thur bei einem Wasserfall begann, sich in den weichen Nagelfuh einzufressen, sodass sich quasi eine steinerne Brücke bildete, die sie fortan unterfloss. In der Nähe von Wil fliesst die Thur dann nicht mehr nordwärts, sondern ostwärts bis Bischofszell, wo sie sich mit der Sitter vereinigt und ihren endgültigen Lauf nach Westen durchs flache und fast 60 km lange untere Thurtal nimmt.
Flussgeschichte: Besonders grosse Hochwasser sind für die Jahre 1664, 1755,1789, 1852, 1876, 1881 und 1883 überliefert. Beim Hochwasser vom 28.8.2020 wurden bei der Messstation Halden (bei Kradolf) TG rund 1000 m³ pro Sekunde gemessen. 1978 waren es 1174 m³ pro Sekunde. Dank den letzten Meliorationen der Thur ging das ohne grösseren Schaden über die Bühne.
Quellen: Kläui und Schobinger, Wikipedia, GLS Band 6 von 1910, Seiten 84-89, Greule, topografische Landeskarte.