Ã?bername für den Tramtyp, welcher 1959 in 15 Exemplaren beschafft wurde und zuerst auf der Linie 14 zum Einsatz kam. Auch dieser Ã?bername kam vom Aussehen der Frontpartie zustande. Dieser Tramtyp hatte das Pech, genau dann zum Einsatz zu kommen, als die VBZ mit immer grösseren Transportanforderungen konfrontiert waren und nicht mehr im Stande waren, diese mit 4-achsigen Trams mit Anhängern zu bewältigen. So wurden von diesem Typ nur 15 Kompositionen mit Anhängern beschafft. Dennoch ist dieser Tramtyp heute schon als einer der besten zu bezeichnen, den die VBZ je beschafft haben. Die MFO lieferte für diesen Tramtyp wichtige Komponenten. Die Wagen waren zudem technisch bereits darauf vorbereitet, dass sie möglicherweise einem U-Bahnbetrieb hätten standhalten müssen. Soweit kam es aber nicht. Dennoch hatte man bei diesem Tram schon ein wenig den Eindruck, es wäre ein Personentriebwagen einer Eisenbahngesellschaft.
Das ist natürlich rein aus der Sicht eines rüstigen Fahrgastes gesehen. Dieses Tram gehörte unter den klassischen Trams zu den besten, hatte einen angenehm leisen, singenden Ton beim Fahren und wirkte auf den Fahrgast wie eine Schmalspureisenbahn. Die Farbgebung im Wageninnern war gelungen und die leisen Drehgestelle, insbesondere über Weichen, waren lange Zeit unerreicht. Einige nachfolgende Tramgenerationen konnten dem Karpfen in dieser Hinsicht nicht das Wasser reichen. Erst die letzte Entwicklungsstufe der «Cobra» brachte wieder einen kleinen Fortschritt. Der Karpfen wurde immerhin zum Vorbild für zwei weitere Prototypen mit Gelenken. Siehe dazu Gelenkkarpfen und Mirage!
Einige der Karpfen haben mit sehr grosser Wahrscheinlichkeit noch ein langes Leben vor sich, indem sie ab 2007 in der ukrainischen Stadt Winniza*) zum Einsatz kommen, wo sie noch als sehr modern gelten dürften und wo man die Trams so lange pflegt, bis sie wirklich nicht mehr mögen. Die Karpfen wurden für eine Einsatzdauer von 70 Jahren gebaut. Wenn die Ersatzteile nicht vorzeitig ausgehen, wäre das im Jahre 2030. Die Ukrainer sind aber für ihre Improvisationskünste bekannt, sodass der Karpfen mit etwas Glück durchaus die Chance hat, in Winniza 100 Jahre alt zu werden, es sei denn, die verwöhnten Zürcher schenken ihnen noch vor 2059 ihre dannzumal veralteten Cobras.
*) Winniza ist eine sehr schöne und sympathische Stadt im Westen der Ukraine, wo ich schon vor Jahrzehnten zwei Mal zu Besuch war. Sie ist von der Einwohnerzahl her gesehen etwa gleich gross wie Zürich. Das SECO und die VBZ haben 2007 bei der Transkription des Ortsnamens Winniza nicht die hierorts eigentlich übliche deutsche, sondern unerklärlicherweise die englische Transkription «Vinnitsa» verwendet. Leider herrscht bei Transkriptionen heute ein grosses Durcheinender, weil es im Prinzip für jede Sprache eine eigene Schreibweise braucht, um die richtige Aussprache sicherzustellen. Daher neigen heute viele Leute dazu, anstelle der Vielfalt einfach auf die englische Variante auszuweichen, verbunden meist mit dem Nachteil, dass man dann den Ortsnamen falsch ausspricht. Die OGS hält sich an die in der Deutschschweiz übliche deutsche Transkription. Der deutschsprachige Name der Stadt lautet auf der Basis der russischen Sprache Winniza und auf der Basis der ukrainischen Sprache Winnyzja.