Auch dieses Töffli war kein Seebacher Produkt, aber es wurde in Seebach recht fleissig gefahren und gehörte damals zum Dorfbild. Der schwarze Vélosolex war seit den frühen 1950er Jahren ein sehr schwaches Töffli, mit welchem man zur Arbeit fuhr. Auch nach der Schaffung der neuen Töffli-Kategorie «Mofa» galt der Vélosolex nicht als Mofa, sondern eher als Mofächen. Das ging gut, solange es nicht bergauf ging. Dann waren die Grenzen rasch erreicht und es hiess: In die Pedalen treten! Für schlappe Fr. 399.-- konnte man ihn um 1960 posten und sein Durst war bescheiden. Er hatte aber eher den Ruf eines Fahrzeuges des unteren Speditionsangestellten, sodass er auf junge Leute überhaupt keine Wirkung ausübte. Er galt als braves Tuckerli. Die jungen Leute zu überzeugen, war dann dem frecher geformten und in jungem hellblau daherkommenden Vélovap vorbehalten, welcher den gleichen Aufbau hatte, aber deutlich stärker war. Siehe dort!
Zur Geschichte des Vélosolex liefert Rudolf Koller's Homepage folgende Kurzfassung:
Bereits 1885 wurden serienmässig Hilfsmotoren mit Frontantrieb für Fahrräder gebaut. Die damals verwendete Technik war aber recht primitiv und anfällig. Der grosse Durchbruch kam erst 50 Jahre später mit dem Velosolex. Wie es dazu kam ...
Die Gründer der Firma Solex, Maurice Goudard und Marcel Mennesson, haben bereits in ihrer Studienzeit Patente angemeldet. Diese betrafen jedoch den Automobilbau. Das erste erfolgreiche Produkt war ein Zentrifugalwasserkühler für Omnibusse. Danach stürzten sie sich in die Produktion von Vergasern. Massgebend für den Erfolg war die Präzision der Bestandteile ihrer Vergaser. Dazu trug eine ihrer Erfindungen zum Erfolg bei. Der pneumatische Mikrometer. Um 1910 herum begann die Produktion von Vergasern im grossen Stil. Bald kam aber der 1. Weltkrieg und die Produktion wurde von der Sekretärin geführt. Während dem Weltkrieg studierten die Herren aber an einem motorisierten Zweirad herum. Einige Patente zum Vorderradgetrieben Motorfahrrad wurden angemeldet.
Nach dem 1. Weltkrieg musste parktisch wieder bei 0 angefangen werden. Citroën wurde abnehmer von Solex - Vergasern für Grossserien und half so dem angeschlagenen Unternehmen wieder auf die Beine. In den folgenden Jahren ging es vor allem darum, die Firma Solex zu expandieren und in andere Länder auszubreiten.
Im 2. Weltkrieg kam die Idee vom vorderradgetriebenen Solex wieder auf, und bereits 1940 wurde ein 38 cm³-Motor entwickelt. 1941 wurde dann das Motörchen auf einen Fahrradrahmen eines Herrenvelos montiert, der erste Prototyp war geboren.
Zu diesem Zeitpunkt wird in Frankreich eine neue Klasse von Motorfahrzeugen definiert, in die das Vélosolex genau hineinpasst. Die Erfolgschancen steigen, das Vélosolex wird weiterentwickelt. 1942 gibt es schon den 2. Prototyp, bereits mit "offenem" Rahmen. Bis 1946 werden ca. 700 Vorserienmodelle gebaut, die von den Solex - Werksarbeitern verwendet und verbessert wurden. In den folgenden Jahren wurde das Vélosolex weiterentwickelt, hatte seine Blütezeit in den 60er Jahren und kämpfte danach je länger desto mehr mit dem Image das veralteten Konzepts. 1988 wurde die Produktion eingestellt.
Es wurden ca. 5 Milionen Vélosolex gebaut. Die Werkzeuge wollten dann chinesische Hersteller abkaufen, doch mangels Bezahlung haben die Werkzeuge Frankreich nie verlassen. Nun stehen die Werkzeuge in Ungarn und produzieren wieder Vélosolex, aber in relativ geringen Mengen. In der Schweiz lassen sich diese Vélosolex aber mangels Katalysator nicht einlösen. Es bleiben uns nur noch die vorhandenen Solex.
Quellen: - OGS-eigene - Kollers Homepage
NB: Wer Rudolf Kollers Homepage sehen will, steige über google ein und suche dann mit dem Suchbegriff «Vélosolex». Ein direkter Einstieg gelingt leider nicht.