So hiess das Pferd des Gärtners Schmied an der Ausserdorfstrasse 7, gleich neben dem Modellschreiner Albert Bader (1956). Die Liese war ein sehr friedliches, ruhiges und nicht mehr ganz junges Pferd und genoss bereits das Gnadenbrot. Es war früher eine hochanständige Gewohnheit der Bauern, dass man ein Pferd, welches ein Leben lang treu gedient hatte, nicht dem Metzger anvertraute, sondern eben behielt, bis es nicht mehr ging. Strenge Arbeit gab man einem solchen Tier nicht mehr. Meistens hatte es «frei» im Sinne eines freien Auslaufs auf der Weide. Nur wenn der alte Traktor mal nicht so recht anspringen wollte oder in Reparatur war, dann musste Liese nochmals den Gemüsewagen nach Ã?rlikon ziehen.
Liese war übrigens im Militär eingeteilt und hatte ein eigenes Dienstbüchlein! Sie hat sogar Aktivdienst geleistet und diesen mehr als 10 Jahre überlebt. Liese hatte eine eigenartige Gewohnheit: Wenn man ihr einen Würfelzucker gab, dann wieherte sie, so als ob es «Danke schön» hiesse. Liese war ein braunes Pferd und stand oft vor der Scheune, sodass man sie auf dem Schulweg meistens antraf. Einige Schüler gingen regelmässig zu ihr hin und begrüssten sie so, dass man Lieses Freude förmlich spüren konnte. Sie hatte es auch gerne, wenn man ihr den Hals streichelte und zwar kräftig. Dann reckte sie den Kopf und wurde ein bisschen unruhig. Das hatte ich schon bei Max beobachtet und nun, etwas grösser geworden, traute ich mich schon etwas eher, dem Pferd die Haare zu kraulen.
Ihre 'Pferdeschuhe' bekam sie übrigens von Schmiedvogel an der Seebacherstrasse verpasst. Der kannte das Pferd schon, als es noch ein Fohlen und er selber noch ein mitteljunger Mann war. Liese bekam ihre 'Schuhe' nie von einem anderen Hufschmied und wäre wohl etwas störrisch geworden, wenn jemand anderer Hand angelegt hätte. Gärtner Schmied brachte die Liese stets schon am Vortag zu Vogel, wo sie im dortigen Rossstall übernachtete.
Ã?brigens: Was bedeutet es, wenn am Strassenrand 4 Hufeisen liegen? Das Pferd ist barfuss unterwegs.