Usteräpfel waren einst sehr beliebte Tafeläpfel und als Obstbäume noch bis weit in die 1950er Jahre hinein mehrfach im Dorf anzutreffen. Die Äpfel zeichneten sich durch ihre Kleinheit und ihre besondere Süsse aus und waren bei den Buben fast so beliebt wie Kirschen. Wenn die Äpfel heran reiften, machten sich die Bauern oft grosse Sorgen, eben wegen der Beliebtheit der Früchte.
Es war normal, dass der Bauer stets einen Teil seiner Ernte abschreiben musste. Damals ging das geflügelte Wort um, wonach die Bauern mit ihren Usterapfelbäumen bei den Buben sehr beliebt seien, diese Buben hingegen bei den Bauern nicht.
Der Apfel selber war äusserst empfindlich auf Schläge, sodass man ihn nicht einfach in gewöhnlichen Holzkisten transportieren konnte. Nötig war eine weiche Einlage, welche jeden Apfel einzeln umgab und den Transport der Kisten erledigte man am besten zu Fuss und von Hand und um Himmels Willen nicht auf einem Anhänger mit Traktor. Dies alles sorgte dafür, dass der Apfel in der Produktion zu teuer geriet und deshalb eher schwierig zu verkaufen war.
Der Vertriebsweg der Grossverteiler tolerierte solche Transportbedingungen einfach nicht. Daher kamen die Bauern immer mehr davon ab, diese Apfelsorte weiter zu pflegen. Bekannte Usterapfelbäume wuchsen in den 1930er und 1940er Jahren:
- an der Verzweigung Birchstrasse / Felsenrainstrasse (Rudolf Meier) - an der Buhnstrasse (Gottlieb Meier) - im Chilerain (Jakob Heider II) - an der Schaffhauserstrasse (Albert Hans Burkhardt) - am Kirchenfeldweg (Wintsch, Gerteis) - an der Friesstrasse (genauer Standort/Name des Besitzers unbekannt)
Zum Usterapfelbaum an der Friesstrasse weiss Marcel Fisler noch folgendes zu berichten: "Gegenüber, auf der anderen Strassenseite, gab es neben einer alten Scheune noch mehr Schrebergärten, auch sie in einem dreieckigen Landstück, dessen oberer Schenkel diesmal die Schaffhauserstrasse bildete. Mitten drin stand ein Baum mit kleinen, süssen, goldgelben Usteräpfeln. Er gehörte Bekannten meiner Eltern; ihren Namen habe ich vergessen. Die Ã?pfel schmeckten himmlisch und jedesmal, wenn wir dort vorbeigingen, hoffte ich, dass unsere Bekannten im Garten seien. Dann gab es nämlich regelmässig einen dieser unvergleichlich süssen Äpfel."
Es soll noch weitere gegeben haben, doch sind längst nicht alle bekannt, weil die schlauen Bauern sie später etwas versteckter pflanzten und zur Reifezeit in weisser Gaze schützten. Die Kunst der schlauen Bauern war, die Bäume so zu tarnen, dass sie unerkannt blieben. Da der OGS bis heute noch nicht alle Usterapfelbäume bekannt sind, zeigt dies, dass es in Seebach viele schlaue Bauern gab.
Quellen: - Ernst Benninger - Jack Hintermann - Albert Bader - Theodor Egli - Jakob Heider II - Marcel Fisler (zweitletzter Abschnitt) - OGS-eigene