Die grösseren Seebacher Metzgereien beschäftigten früher immer wieder Ausläufer, welche das telefonisch oder am Vortag bestellte Fleisch auszutragen hatten. Daneben mussten die Ausläufer auch Böden aufnehmen, Hackstöcke reinigen, Knochen ausbeineln, Fleischabschnitte durch die Hackmaschine lassen, Aufschnitt schneiden, Schaufenster reinigen usw., je nach Begabung. Wenn es gerade gar nichts zu tun gab, dann hiess es «hausen gehen», d.h. mit einer Krätze voll Wienerli, Schweinswürstli, Cervelats und dergleichen in den EFH-Quartieren und in den kleinen Wohnblöcken von Tür zu Tür läuten gehen, die Würste anbieten und für die Metzg Werbung machen. Es gehörte zur Aufgabe des Ausläufers, dass er auswendig wusste, welche Hausfrauen einer auswärtigen Arbeit nachgingen und welche zu Hause anzutreffen waren. Es galt selbstverständlich, ganz gezielt die Letzteren zu besuchen und keine Zeit bei ungeeigneten Haushalten zu verplempern.
Ich habe diesen Beruf als Sekundarschüler in den Ferien kennen gelernt und ihn eigentlich als ganz angenehm empfunden, vor allem, weil mir der Filialleiter immer wieder mal einen Wurstzipfel zuschob. Das war ich mich von zu Hause nicht gewohnt. Eher etwas mühsam war der Einsatz in der Filiale selbst, denn der artete oftmals in strenge Arbeit aus. Toll hingegen war es, die Bestellungen mit dem Velo auszutragen. Das empfand man richtiggehend als Freiheit, ein wenig über sich selbst verfügen zu können.