Für Seebach sind nur die 3 nachfolgenden Stadien wirklich ausschlaggebend. Bei allen anderen Stadien drang die Gletscherstirn nicht bis nach Seebach vor.
Das Killwangen-Stadium Das Killwangen-Stadium wird so bezeichnet, weil der Linth-Rhein-Gletscher dort stirnte. Er dürfte vor etwa 32'000 Jahren diese Ausdehnung erreicht haben und dann gute 9'000 Jahre lang in der dortigen Gegend verharrt haben. Vor etwa 23'000 Jahren begann ein ganz moderater Rückzug, jedoch noch nicht deshalb, weil es etwa wärmer wurde, sondern, weil es in den vergangenen 1000 Jahren weniger Niederschläge gab, sodass sich das Zehrgebiet des Gletschers zwangsläufig etwas verkürzte. Erst weitere 1000 Jahre später begann die eigentliche Erwärmung, sodass sich das Zehrgebiet des Gletschers weiter verkürzte und die Gletscherstirn sich nach und nach auf die Linie der heutigen Katzenseen zurückzog.
Das Schlieren-Stadium Dieses Stadium stellt keineswegs einen linearen Rückzug des Gletschers über das Seebacher Gebiet hinweg dar, wie man meinen könnte. Der Rückzug eines Gletschers ist kaum je eine lineare Angelegenheit, denn zu viele Faktoren spielen beim Rückzug eine Rolle. Das kann man auch heute beobachten, wo wir Zeugen eines weiteren Gletscherrückzugs sind. Nicht alle Jahre bringen einen Rückzug. Zwischendurch gibt es immer wieder solche, wo der Gletscher wieder wächst. Neben einem kühlen Sommer kann das aber auch die Auswirkung einer zeitlich zurückliegenden Kühlphase sein, indem nun ein Abschnitt Gletschereis sich der Zunge nähert, welches wieder eine grössere Mächtigkeit aufweist. Zusätzlich können solche Mächtigkeitsunterschiede auch von niederschlagsreichen Jahren herrühren. Eben diese Unregelmässigkeiten haben auch früher schon zu einem unregelmässigen Rückzug der Gletscherstirn geführt. Bleibt eine Gletscherstirn ein paar Jahre stationär, so lagert sich an einem Ort erheblich mehr Schutt ab und bildet kleinere oder grössere Endmoränenhügel. So sind einige wenige kleinere Hügel in der Gegend von Seebach zu erklären, wie etwa der Bühl (Kosakenhügel), der Ricken (ex), der Gugelbogen (ex) usw. Siehe dazu unter Hügel von Seebach
Das Zürich-Stadium Das Zürichstadium stellt nicht einen Etappenhalt beim Rückzug des Linth-Rheingletschers dar, wie das in der Vergangenheit stets vermutet wurde. Das Zürich-Stadium ist vielmehr als ein Neuvorstoss zu sehen, nachdem sich der Gletscher zwischen 20'500 und 19'000 vor heute bis etwa nach Sargans zurück gezogen hatte. Anhand der Grösse der Hügel bei der Gletscherzunge in Zürich kann geschlossen werden, dass diese hier während gut 3'000 Jahren einigermassen stationär war und sich nur ein paar hundert Meter vor- und zurück bewegte. Der endgültige Rückzug der letzten Gletscher aus unserer Gegend erfolgte relativ gleichmässig.
Da das Eis an der Gletscherzunge viele hundert oder gar tausend Jahre alt ist, enthält es das Eis aus einer viel früheren Zeit, als es möglicherweise feuchtere oder trockenere Zeiten gab. Erreicht das Eis aus feuchteren Zeiten die Gletscherzunge, dann führt das zu einem Vorstoss des Gletschers. Gelangt das Eis aus trockeneren Zeiten an das Gletscherende, dann führt das zu einem raschen Rückzug der Stirn, auch wenn es klimatisch unbegründet erscheint. Überlagert wird das durch den Klimaeinfluss während der Zeit, wo das Eis den Gletscher durchfliesst. Erwärmt sich das Klima, dann schwächt das die Auswirkungen einer feuchteren Zeit und umgekehrt. Deshalb stimmt bei einem langen Gletscher, wie es der Rhein- und der Linthgletscher waren, die Beobachtungen an der Gletscherzunge nicht immer mit dem aktuellen Klima überein. Der Rückzug des Rheingletschers vollzog sich ungefähr nach folgendem, von der OGS rekonstruierten Zeitplan:
Dieser Zeitpunkt markiert auch das eigentliche Ende der Eiszeit. Wenn man vom Ende der Eiszeit spricht, ist es also wichtig, von welchem Ende man spricht. In Würenlos ging die Eiszeit vor etwa 21'000 Jahren zu Ende, für Seebach vor 20'000 Jahren, für Dübendorf hingegen erst vor 15'000 Jahren. Wenn man also andere Zahlen kennt oder einst gelesen hat, so kann die Differenz darauf zurückzuführen sein, dass man eine Jahreszahl las, welche wie oben mit dem Begriff v.h. = 'vor heute' operiert oder eine solche auf der Basis des christlichen Kalenders. Das macht schon 2'000 Jahre Unterschied aus. Der Rest ist auf den Bezugsort zurückzuführen und der kann rasch 10'000 Jahre ausmachen, je nachdem, ob man mit dem Ende der Eiszeit den Rückzug der Gletscher aus der Gegend von Würenlos oder von Sedrun meint.
Die Zeitabschnitte nach dem Rückzug der Gletscher:
Die Temperaturangaben sind Mittelwerte über die jeweilige Zeitdauer. Sie zeigen auf, wie sich die Temperatur nach dem Rückzug der Gletscher bis heute entwickelt hat.
Zur ältesten Dryas ist noch anzufügen, dass diese mit einer klimatischen Erwärmung, resp. mit einem Rückgang der Niederschläge um etwa 23'000 v. h. begann und etwa um 18'500 v. h. zu einem Stillstand kam. Dabei waren die Temperaturen etwa 7° C kälter als heute. Danach erfolgte eine Wiederabkühlung bzw. eine Phase mit mehr Niederschlägen, welche die Gletscher wieder vorstossen liess. Die Temperaturen lagen dabei etwa 10° C tiefer als heute. Erst um etwa 15'000 v. h. begannen die Gletscher, sich endgültig aus dem Mittelland zurückzuziehen. Die Temperaturen stiegen auf Werte um 7° kälter als heute. Die in der obigen Tabelle aufgeführten -8° sind also nur ein Durchschnittswert.
Durchschnittstemperaturen nach dem Ende der Eiszeit
Diese Tabelle zeigt sehr schön die Wiederabkühlung um 19'000 v.h., welche bis 15'000 vor heute anhielt. Erst danach zogen sich die Gletscher allmählich aus dem Mittelland zurück und verliessen dieses etwa vor 10'000 Jahren.
Quellen: - Eiszeitalter, R. Hantke - Geologie des Kantons Zürich, Th. Bollinger