Die Klimaschwankungen von 550 v. Chr. bis heute sind für Seebach zumeist in indirekter Form durchaus nachvollziehbar. Diese hatten in den genannten Zeitabschnitten trotz der geringen Schwankungsbreite von nur drei Grad sehr grosse Auswirkungen auf die stetig grösser werdende Anzahl Menschen, die in Europa lebten. Eine Abkühlung von drei Grad zwang z. B. die im nördlichen Europa wohnenden Völker in südlicher gelegene Gebiete auszuweichen oder unterzugehen. Daher lösten diese Klimaschwankungen mehrere Völkerwanderungen aus. Letztlich dürfte die Einwanderung der Helvetier und später der Alemannen in die Schweiz ihren Auslöser durch nachdrängende Völker aus dem Norden und Osten gehabt haben.
Seebach selber wurde davon insofern betroffen, als es parallel mit allen umliegenden Gebieten in die Folgen mit eingebunden war. Bekannt geworden sind dabei:
- die Abkühlung von 1000 v. Chr. bis zum Jahr 1
- die Warmphase zwischen 700 und 1300 n. Chr.
- die kleine Eiszeit von 1650 bis 1880
- und die Warmphase von 1980 bis heute
Diese Phasen hatten in Seebach allerdings keine gravierenderen Auswirkungen, denn sie traten zu einer Zeit auf, als es hier nur eine kleine Zahl von Einwohnern gab. Künftige Veränderungen im obigen Rahmen dürften erheblich grössere Folgen haben.
Auch wenn es weit her geholt erscheint, den weltweiten Klimawandel auch in Seebach festzustellen, so sei zuhanden der Skeptiker auf zwei Punkte verwiesen:
1. Auch wenn sich unser Wetter von demjenigen in Wallisellen oder Regensdorf nicht grundsätzlich unterscheidet, besitzt jeder Ort doch sein ganz spezifisches Mikroklima, wo man durchaus Unterschiede von Dorf zu Dorf feststellen kann. Gerade dieses Mikroklima reagiert auf kleinste Veränderungen bei den Temperaturen und trägt mit dazu bei, grossräumigere Klimaeffekte zu verstärken oder umgekehrt.
2. Da ich das Wetter von Seebach für die Zeit von 1949 bis 1964 und seit 2000 bis heute ausreichend beobachte oder beobachtet habe, kann ich selbst ohne Messgeräte festhalten, dass es im Durchschnitt wärmer geworden ist, dass die Landregen vermehrt ausbleiben, die Gewitter schwächer und seltener geworden sind und der Regeneintrag nachgelassen hat. Diese Aussage gilt, wie gesagt, für Seebach.
Unter Berücksichtigung meiner Messdaten kann zusätzlich gesagt werden, dass es weniger Schnee-, Eis- und Frosttage gibt. Was aufgrund der reinen Beobachtung eines Laien natürlich nicht festgestellt werden kann ist, worauf diese Veränderung des Klimas exakt zurück zu führen ist. Hierbei ist es unerheblich, ob in Seebach 500 «Tschiips» mehr oder weniger zirkulieren und ob die VBZ einen oder zwei Busse mehr mit sauberen Abgasen betreiben. Ebenso unerheblich ist es, ob in Südamerika 50 Hektaren Regenwald mehr oder weniger abgeholzt werden oder ob in Tunesien 50 Solaröfen in Betrieb gehen. Das alles sind Einzelereignisse, welche global gesehen verschwindend geringe Auswirkungen auf das Klima in Seebach haben. Etwas grössere Auswirkungen hat hingegen die Summe aller solcher Einzelereignisse sämtlicher Orte weltweit. Dann kann es plötzlich ein «Tschiip» zu viel werden.
Das Weltklima ist ein pendelndes System und wenn über längere Zeit hinweg ein Pendel immer von einer einzigen Seite her gestört wird, kann ein solches System aus den Fugen geraten. Dazu braucht es manchmal weniger als man denkt. Eine Ã?nderung der Meeresströmungen bespielsweise. Würde der Golfstrom abgeschwächt, wäre es in Skandinavien rasch viel kälter. Kaltluftausbrüche in den Zwischenjahreszeiten würden zahlenmässig zunehmen, weiter in den Süden vordringen und kräftiger ausfallen und es würde bei uns zu einer Abkühlung kommen, trotz globaler Klimaerwärmung. Wer aber weiss denn schon, welche Auswirkungen eine Klimaerwärmung von einigen Grad Celsius auf das Verhalten des Golfstroms hätte?
Klimaschwankungen wurden in der Vergangenheit durch natürliche Effekte ausgelöst. Zwischen Heissperioden und Eiszeiten hat Seebach schon alles erlebt in den letzten 25 Mio. Jahren. Die Natur hat dabei nie auf den Menschen gewartet, weil er erst seit einigen Jahrhunderten den ersten geringen Einfluss ausüben konnte. Heute hingegen sind seine Möglichkeiten viel grösser und einige Effekte wie etwa die Erhöhung des CO²-Gehalts der Atmosphäre können dem Menschen direkt angelastet werden. Sicher gibt es noch weitere Effekte, die noch gar nicht genügend erforscht sind und dennoch auf das Wirken des Menschen zurück gehen.
Dieses zeigt, dass es vermutlich gar nicht so viel braucht, um grössere Veränderungen des regionalen Klimas zu bewirken. Die Auswirkungen sind kaum vorherzusagen, da wir noch gar nicht alle pendelnden Systeme des Wetters genügend kennen. Was auch immer die Ursache der Klimaerwärmung sein mag, sollten wir ein wichtiges Prinzip nicht aus den Augen lassen und es besser beherzigen: Einen schlafenden Hund sollte man besser nicht wecken.
Das wäre der Vorschlag der OGS, was der Einzelne tun könnte, um einer weiteren Klimaerwärmung zuvor zu kommen und Unwägbares abzuwenden. Es braucht dazu gar nicht so viel, es genügt, wenn man handelt. Beim eigenen Verhalten fängt es an.